# taz.de -- Brexit und die Wirtschaft: Firmen starten Notfallpläne | |
> Eine Reederei flaggt um, Banken verlegen Geschäftsteile, Easyjet will | |
> britische Aktionäre loswerden: Die ersten Firmen werden aus Sorge vor dem | |
> Brexit aktiv. | |
Bild: Düstere Stimmung in der Wirtschaft wegen des bevorstehenden Brexit | |
LONDON/LUTON/BERLIN/KÖLN dpa/reuters | 47 Banken, Versicherungen und | |
Vermögensverwalter haben angekündigt, wegen des Brexits Teile ihres | |
Geschäfts nach Luxemburg zu verlegen. Insgesamt habe das Großherzogtum im | |
vergangenen Jahr 80 neue Banklizenzen vergeben, teilt die Agentur Luxemburg | |
for Finance mit. | |
Die britische Reederei P&O kündigt an, ihre noch in Großbritannien | |
registrierten vier Fähren vor dem Brexit nach Zypern umzuflaggen. Als Grund | |
wird genannt, dadurch die EU-Steuerregeln weiter anwenden zu können. Im | |
Dezember hatte P&O schon angekündigt, zwei zwischen Frankreich und | |
Großbritannien verkehrende Fähren in Zypern registrieren zu lassen. Sie | |
sind inzwischen im zyprischen Limassol eingetragen. | |
Die vor allem für ihre beutellosen Staubsauger bekannte Firma Dyson | |
verlagert ihr Hauptquartier von Großbritannien nach Singapur. Der Grund sei | |
aber angeblich nicht der Brexit, sondern die zunehmende Bedeutung Asiens | |
für das Dyson-Geschäft, erklärte das Unternehmen am Dienstag. Der | |
Zeitpunkt, wenige Wochen vor Ablauf der Brexit-Frist, ist dennoch | |
auffällig. Firmengründer James Dyson, der das Unternehmen nach wie vor | |
kontrolliert, gehörte zu den prominenten Befürwortern des Austritts | |
Großbritanniens aus der Europäischen Union. | |
Dyson arbeitet gerade an einem Elektroauto, das ebenfalls in Singapur | |
gebaut werden soll. An der Investition von 200 Millionen Pfund in einen | |
Technologiecampus am britischen Flugplatz Hullavington und anderen | |
geplanten Ausgaben in Großbritannien werde zugleich festgehalten. Die | |
britischen Standorte würden „auch in Zukunft das Kernzentrum der kreativen | |
und ingenieurwissenschaftlichen Leistungen von Dyson sein“. Die Produktion | |
in Großbritannien habe Dyson bereits 2003 eingestellt, schrieb die | |
„Financial Times“. Zugleich hieß es, mit der Verlagerung der Firmenzentrale | |
würden nur zwei Topmanager nach Singapur umziehen: Der Finanzchef und der | |
Chefjurist. | |
Von britischen Oppositionspolitikern kam heftige Kritik an dem Umzug der | |
Firmenzentrale. So warf der Labour-Abgeordnete Wes Streeting James Dyson | |
„Heuchelei“ vor: Er habe kein Gefühl der Verantwortung gegenüber seinen | |
Arbeitern oder seinem Land. Sir James selbst äußerte sich nicht zu den | |
Plänen. | |
Dem britischen Autobauer Bentley könnte ein ungeregelter Brexit dieses Jahr | |
den Sprung in die Gewinnzone verderben. Bentley sei auf dem Weg zurück in | |
die schwarzen Zahlen, sagt dessen Chef Adrian Hallmark. „Der Brexit ist der | |
Killer. (…) Wenn wir einen harten Brexit bekommen, würde uns das dieses | |
Jahr treffen, weil wir wirklich eine Chance haben, über eine schwarze Null | |
hinaus die Trendwende zu schaffen.“ | |
## Easyjet will Nicht-EWR-Aktionäre loswerden | |
Der britische Billigflieger Easyjet treibt seine Vorbereitungen für den | |
bevorstehenden Brexit voran. Ziel ist es, den paneuropäischen Flugbetrieb | |
für den Fall eines ungeregelten Austritt Großbritanniens aus der EU zu | |
sichern. Wie die Rivalin Ryanair aus Irland versucht das Unternehmen, einen | |
Teil seiner Aktionäre aus Großbritannien und anderen Ländern außerhalb des | |
Europäischen Wirtschaftsraums loszuwerden. | |
Easyjet-Chef Johan Lundgren will damit sicherstellen, dass die | |
Fluggesellschaft spätestens am 29. März mehrheitlich Eignern aus dem | |
EU-Wirtschaftsraum gehört. Dies gilt als Voraussetzung dafür, dass eine | |
Airline auf Strecken innerhalb der EU fliegen darf. | |
„Die EU und Großbritannien haben versprochen zu gewährleisten, dass Flüge | |
zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU auch im Falle eines Brexits | |
ohne Abkommen weiterhin stattfinden“, teilte Easyjet am Dienstag bei der | |
Vorlage der Quartalszahlen in Luton mit. Geliefert haben Brüssel und London | |
trotz aller informellen Versprechen aber bislang nicht und über das | |
Geschäftsmodell in ganz Europa ist damit noch nichts gesagt. | |
Zum Jahresende 2018 befand sich die Airline nach eigenen Angaben zu 49 | |
Prozent in der Hand von Anteilseignern aus dem europäischen Wirtschaftsraum | |
(EWR) – ohne Großbritannien. Damit lag die Quote immerhin 2 Prozentpunkte | |
höher als Ende September. Um die Quote über die notwendigen 50 Prozent zu | |
treiben, denkt Easyjet darüber nach, den Nicht-EU-Aktionären notfalls die | |
Stimmrechte für die Hauptversammlung zu entziehen. Auch könnte man sie | |
zwingen, ihre Anteile an europäische Eigner zu verkaufen, überlegt die | |
Airline nun öffentlich. | |
Easyjet ist nach eigenen Angaben „weiterhin bestrebt, alle Anteilseigner | |
gleich zu behandeln – unabhängig ihrer Nationalität“, hieß es. Es werde | |
davon ausgegangen, die Erhöhung der EWR-Unternehmensanteile „organisch“ zu | |
erreichen. Easyjet verfüge zudem „über weitere Möglichkeiten“, die „zu | |
diesem Zweck“ genutzt werden könnten. | |
23 Jan 2019 | |
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