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# taz.de -- Rettung der Nord LB: Höllenhund soll helfen
> Niedersachsen will seine Nord LB behalten. Bei der Sanierung setzt das
> Land auf Verkäufe an den US-Investor Cerberus.
Bild: So verwinkelt wie das Gebäude der Nord LB scheint auch ihre Sanierung
Hamburg taz | „Eine Abwicklung der Nord LB wäre teurer“, warnte der
niedersächsische Finanzminister Reinhold Hilbers den niedersächsischen
Landtag. Der CDU-Politiker begründete damit das milliardenschwere
Rettungspaket für die öffentlich-rechtliche Landesbank. „Langfristig“
rechne sich die Beteiligung des Landes. „Es werden keine Steuergelder
benötigt.“ Zustimmung erhielt Hilbers vom Koalitionspartner SPD.
Ähnlich hatten nach der Finanzkrise die Landesregierungen von Hamburg und
Schleswig-Holstein argumentiert, als sie ihre Landesbank, die HSH Nordbank,
retten wollten. Letztlich wurde die Staatsbank im November privatisiert,
und der Schaden für die Länder dürfte unterm Strich mehr als zehn
Milliarden Euro betragen.
Der Fall in Hannover ähnelt auf dem ersten Blick dem HSH-Debakel. An beiden
Untergängen sind Schifffinanzierungen schuld. In der Spitze hatte der
Nord-LB-Vorstand über 1.500 Schiffe mit 19 Milliarden Euro finanziert.
Damit verfügte die Regionalbank weltweit über die zweitgrößte Flotte – nur
übertroffen von der HSH Nordbank, die Schiffkredite über 30 Milliarden Euro
in ihren Büchern hatte.
Niedersachsens Landesbank trug damit zu den weltweiten Überkapazitäten an
Transportraum bei, unter denen sie nun leidet: Viel zu viele Schiffe balgen
sich um zu wenig Ladung. Was die Preise seit 2010 drückt. Viele Reedereien
tun sich daher schwer, ihre Kredite zu tilgen. Was wiederum die Nord LB
spätestens seit 2015 nach und nach in Schieflage brachte.
Dazu trug 2017 auch der Kauf der angeschlagenen Bremer Landesbank bei, die
ebenfalls unter zu hohen Schiffsfinanzierungen ächzt. Auch sonst halten
Analysten die Nord LB für „zu breit“ aufgestellt. Die Hannoversche Bank
betreut beispielsweise nicht allein die Sparkassen in Niedersachsen,
sondern auch in Sachsen-Anhalt sowie Mecklenburg-Vorpommern und unterhält
Niederlassungen in Singapur und New York.
Das überdimensionierte Auslandsgeschäft dürfte dazu beigetragen haben, dass
die interne Revision der siebtgrößten deutschen Bank im Sommer erhebliche
Versäumnisse anprangerte. In zahlreichen Fällen soll eine „Gesundung“ von
Kreditnehmern festgestellt worden sein, ohne dass die Voraussetzungen dafür
bestanden. Außerdem, so der Informationsdienst „Täglicher Hafenbericht“,
seien finanzierte Schiffe zu spät oder gar nicht besichtigt worden.
Dennoch scheint die Krise in Hannover weniger tief zu sitzen als ehedem in
Hamburg und Kiel. Auch, weil die Nord LB in weiten Teilen erfolgreicher
arbeitet. Während am Tiefpunkt der HSH-Krise der Anteil der faulen Kredite
am gesamten Kreditportfolio rund 23 Prozent betrug, liegt der Anteil der
Problemkredite laut Nord LB selbst bei den Schiffsfinanzierungen bei sieben
Prozent. Auch dieser Wert liegt allerdings weit über den in Deutschland
marktüblichen zwei Prozent.
## Cerberus gehören auch die Reste der HSH Nordbank
Immerhin hatte die Bank bereits unter ihrem Chef Gunter Dunkel 2015
begonnen, Schiffskredite und andere faule Darlehen „abzubauen“. Das war nur
mit Verlusten möglich.
Sein Nachfolger Thomas Bürkle und der Aufsichtsratsvorsitzende,
Niedersachsens Finanzminister Reinhold Hilbers (CDU), versprachen im
Januar, die problematischen Schiffsfinanzierungen von 7,3 Milliarden Euro
bis Ende 2019 auf fünf Milliarden Euro zu reduzieren. Dazu entscheidend
beitragen soll laut Medienberichten, dass der US-Investor Cerberus der Nord
LB Schiffskredite abkauft. Allerdings wird der Preis unterhalb des
Marktpreises liegen. Für die Nord LB also ein weiteres Verlustgeschäft.
Cerberus hatte schon die profitablen Reste der HSH Nordbank übernommen, die
seit Montag „Hamburg Commercial Bank“ heißt. Ein weiteres Milliardenpaket
der Nord LB könnte die „Bad Bank“ von Hamburg und Schleswig-Holstein
übernehmen und abwickeln, in der die öffentlichen Altlasten der HSH
Nordbank liegen.
## Opposition kritisiert Einsatz von Steuergeldern
Niedersachsen will seine Landesbank mit bis zu 2,5 Milliarden Euro
unterstützen, davon eine Milliarde als Garantie für Altlasten. Der Bund der
Steuerzahler hält das für keine gute Idee. Auch die Opposition im Landtag
kritisierte am Dienstag in einer Sondersitzung den Einsatz von
Steuergeldern. Stefan Wenzel von den Grünen bezweifelte, dass sich das
Rettungsmodell, wie von Hilbers behauptet, „von selbst rechnen“ werde.
Einen weit kleineren Beitrag dürfte das Land Sachsen-Anhalt leisten, das
mit sechs Prozent an der Nord LB beteiligt ist. Die Sparkassen wollen 1,2
Milliarden Euro beisteuern. Im Gegenzug soll die Nord LB zu einer
Regionalbank schrumpfen. Mehr als 1.250 der 5.900 Arbeitsplätze werden
gestrichen. Zustimmen muss noch die EU-Kommission. „Wir wollen unser Geld
durch Dividenden der Nord LB zurückbekommen“, hofft Finanzminister Hilbers.
Das hofft man auch in der Sparkassen-Gruppe.
6 Feb 2019
## AUTOREN
Hermannus Pfeiffer
## TAGS
HSH Nordbank
Privatisierung
Bremer Landesbank
Nord LB
Schwerpunkt Finanzkrise
Kredite
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Lehman Brothers
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