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# taz.de -- Katar ist Asienmeister: Das Freispiel von Abu Dhabi
> Auf die Politisierung des Fußballs findet Team Katar keine schlechte
> Antwort: Das Emirat gewinnt gegen Japan das Finale des Asien-Cups.
Bild: Karim Boudiaf (l.) und Kapitän Hasan Al Haydos (M.) mit dem Asien-Cup
Nach dem Sieg ihrer Mannschaft stiegen viele Katarer in ihre Geländewagen
und hielten die weinrot-weiße Fahne aus dem Fenster. Es war, soweit man
weiß, der erste größere fußballbedingte Autokorso des Landes. Die
Nationalmannschaft fuhr auf einem Bus durch Doha und winkte vom
Panoramadeck den Fans zu, Anhängern, die ihr Team endlich live zu Gesicht
bekamen.
Nach einem umfassenden Boykott Katars durch die arabischen Nachbarn
Saudi-Arabien, Bahrain, Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate
(VAE) waren auch die katarischen Fans vom Turnier ausgesperrt, sie durften
nicht in die Emirate einreisen, weswegen ein paar Katar-Freunde aus Kuwait
und dem Oman den Part der Jubelnden übernahmen. Auch am Freitagnachmittag,
als Katar zum ersten Mal den Asien-Cup gewann, 3:1 gegen Japan, machten sie
tapfer ihren Job auf den Rängen.
Teilweise verlief der Asien-Cup skurril für den beargwöhnten späteren
Sieger: Saoud al-Mohannadi, Vizepräsident des katarischen Fußballverbandes,
hatte Schwierigkeiten bei der Einreise in die Emirate; im Vorrundenspiel
gegen Nordkorea (6:0) verloren sich gerade mal 452 zahlende Zuschauer im
Stadion; nach dem 4:0 von Katar gegen den Erzrivalen VAE im Halbfinale
(4:0) wurden einige Spieler Katars mit Schuhen beworfen – in der arabischen
Welt ein Zeichen größter Verachtung.
Damit nicht genug: Der Fußballverband der Vereinigten Arabischen Emirate
reichte vor dem Finale in Abu Dhabi einen Protest beim asiatischen
Fußballverband ein. Der Vorwurf: Katar, Nummer 93 der Weltrangliste, setze
die ganze Zeit Kicker ein, die nicht spielberechtigt seien.
Im Fokus standen der mit neun Treffern beste Torschütze des Turniers,
Almoez Ali, sowie Bassam al-Rawi. Sie sind nicht in Katar geboren, sondern
der eine im Sudan und der andere im Irak. Der Protest, der ohnehin nur eine
Schikane der Gastgeber zu sein schien, wurde abgeschmettert. Beide
Fußballspieler sind Absolventen der Aspire Training Academy, einer
Talentschmiede, die von den Katarern mit großem Aufwand und viel Geld seit
Jahren betrieben wird. In ihr reifen nicht nur eingebürgerte Talente,
sondern zunehmend auch Eigengewächse wie der Hochsprung-Weltmeister Mutaz
Essa Barschim, der in Doha geboren ist.
Die Ausrichtung ist klar: Katar möchte ein Global Player in
Sportangelegenheiten werden. Im Grunde ist es das gasreiche Land am
Persischen Golf ja längst. Im Jahresrhythmus veranstaltet es
Sportgroßevents. Und 2022 möchte Katar seine sportive Meisterprüfung
ablegen mit der Ausrichtung der Fußball-Weltmeisterschaft. Dass sie dabei
nicht nur in die Rolle des beflissenen Gastgebers schlüpfen, sondern um den
Pokal mitspielen wollen, ist spätestens seit dem Auftritt beim Asien-Cup
klar.
Sie verloren kein einziges Spiel, und erst im Endspiel gegen Japan
kassierten sie ein Gegentor. Hinzu kamen Prestigeerfolge gegen
Saudi-Arabien und die besagten Vereinigten Arabischen Emirate, Siege, die
natürlich in der katarischen Medienlandschaft, Al-Dschasira gehört dazu,
entsprechend ausgeschlachtet wurden.
Der Versuch, dem politischen und ökonomischen Gegner zuzusetzen, hat hier
auf der Ebene des Sports bisher nicht funktioniert. Im Gegenteil: Die
Ausgrenzung Katars auf dem Feld des Fußballs hat das Team des spanischen
Trainers Félix Sánchez offensichtlich angespornt und eine Trotzreaktion
hervorgerufen. „Wir sind sehr stolz auf das, was wir geleistet haben“,
sagte Sánchez nach einem Turnier, das unter anderem diese Binsenweisheit
bestätigte: Geld schießt Tore.
3 Feb 2019
## AUTOREN
Markus Völker
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Fußball
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Fußball und Politik
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