| # taz.de -- Gespräche zwischen USA und Taliban: Über die Köpfe der Afghanen … | |
| > USA und Taliban wollen eine Nachkriegsordnung festlegen. Beobachter | |
| > fürchten, dass die Demokratie nach dem Abkommen nicht lange anhalten | |
| > wird. | |
| Bild: „Signifikante Forschritte“ sieht US-Chefunterhändler Zalmay Khalilza… | |
| Berlin taz | Konturen eines möglichen Abkommens zur Beendigung des Krieges | |
| in Afghanistan zeichnen sich ab. Nach [1][tagelangen Verhandlungen] mit | |
| Vertretern der Taliban im Golfemirat Katar ist US-Chefunterhändler Zalmay | |
| Khalilzad am Sonntag in Afghanistans Hauptstadt Kabul eingetroffen, um die | |
| Regierung dort über den Gesprächsstand zu informieren. | |
| Die USA seien bereit, binnen 18 Monaten ihre Soldaten aus Afghanistan | |
| abzuziehen, hieß es aus Kreisen der Taliban-Unterhändler gegenüber | |
| [2][Reuters]. Der Abzug aller 22.000 ausländischen Truppen, zwei Drittel | |
| davon US-Amerikaner, ist die Kernforderung der Aufständischen. Der | |
| 18-monatige Zeitrahmen wäre neu und hört sich logistisch machbar an. | |
| Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahed dementierte dieses Detail allerdings | |
| – möglicherweise ein Versuch, das offenbar vereinbarte Stillschweigen über | |
| Details zu wahren, das das Nachrichtenleck verletzte. | |
| Die Taliban, hieß es weiter, seien im Gegenzug bereit, zuzusichern, dass | |
| das Land nicht wieder wie vor 2001 Basis islamistischer Terrorgruppen wird. | |
| Das ist das politische Hauptziel der USA. Al-Qaida hatte die Anschläge vom | |
| 11. September 2001 von Afghanistan aus geplant oder zumindest inspiriert. | |
| Die Taliban verfolgen aber in der Praxis eine rein nationale Agenda. Eine | |
| Präsenz der in Afghanistan inzwischen marginalisierten dschihadistischen | |
| al-Qaida nach einem Friedensschluss würde unnötige Aufmerksamkeit auf ihre | |
| noch immer rückwärtsgewandten Innenpolitik richten. | |
| ## Die Gespräche dauerten länger als je zuvor | |
| US-Außenminister Mike Pompeo sprach deshalb von einem „Durchbruch“, die | |
| Taliban von „Fortschritten“. Aber Optimismus zu verbreiten gehört zum | |
| diplomatischen Grundhandwerk. Khalilzad sagte auch, mit den Taliban sei | |
| vereinbart worden, dass nichts als vereinbart gelte, solange nicht alles | |
| vereinbart sei. | |
| Die Dauer dieser letzten Gesprächsrunde – sechs Tage, länger als je zuvor �… | |
| zeigt, dass beide Seiten ernsthaft arbeiten. Der Optimismus soll auch | |
| US-Präsident Donald Trump besänftigen, dessen Anordnung eines Sofortabzugs | |
| nach wie vor im Raum steht. | |
| Für einen geplanten US-Abzug setzt Khalilzad auf einen baldigen, | |
| „umfassenden“ Waffenstillstand. Vorbild ist eine landesweite dreitägige | |
| Waffenruhe über islamische Feiertage im vorigen Juni, die die Taliban | |
| ausnahmslos eingehalten hatten. Außerdem müsse es zu einem | |
| „innerafghanischen Dialog“ kommen. | |
| Damit ist gemeint, dass die Regierung von Präsident Ashraf Ghani direkt in | |
| den Friedensprozess einbezogen werden muss. Dass die Taliban das bisher | |
| verweigern, ist die größte Hürde für ein Abkommen. Ihre jetzige – | |
| inoffizielle – Aussage, „andere Aspekte des Friedensprozesse“ könnten | |
| umgesetzt werden, „wenn die ausländischen Truppen abgezogen worden sind“, | |
| ändert ihre Haltung nicht. Ghani dürfte das nicht zufrieden stellen. | |
| Eine nächste Verhandlungsrunde ist für Februar in Doha vereinbart. Es wird | |
| erwartet, dass sie aufseiten der Taliban dann von Mullah Abdul Ghani | |
| (Namensähnlichkeit zum Staatspräsidenten zufällig) geleitet wird. Er steht | |
| dem verstorbenen Talibangründer [3][Mullah Muhammad Omar] nahe, den die | |
| Aufständischen verehren und der einem Vertragsschluss Autorität verleihen | |
| würde. | |
| Beobachter wie der Kabuler Journalist Sami Mehdi befürchten jedoch, dass | |
| nach einer US-Taliban-Direktvereinbarung über die Köpfe der Afghaninnen und | |
| Afghanen hinweg „Menschenrechte, Frauenrechte, Redefreiheit, die | |
| Einbeziehung der Minderheiten und ein demokratisches System nicht lange | |
| überdauern würden“. Auch Afghanistans derzeitige Eliten sind mehr an | |
| Machtsicherung als an Demokratie interessiert. | |
| 27 Jan 2019 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Gespraeche-zwischen-USA-und-Taliban/!5568307 | |
| [2] https://www.reuters.com/article/us-usa-afghanistan-draft/foreign-troops-to-… | |
| [3] /Neuer-Fuehrer-von-Islamisten-Afghanistans/!5304462 | |
| ## AUTOREN | |
| Thomas Ruttig | |
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