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# taz.de -- Geleakte PolitikerInnen-Daten: „Ein kurzer Blick muss reichen“
> Dürfen JournalistInnen private Chatverläufe von PolitikerInnen lesen? Die
> Medienforscherin Jessica Heesen über Ethik und öffentliches Interesse.
Bild: „Es ist aus medienethischer Perspektive gerechtfertigt, dass Sie sich s…
taz am wochenende: Frau Heesen, persönliche Daten von Personen aus Politik
und Unterhaltung [1][wurden veröffentlicht], darunter zum Beispiel private
Chatverläufe. Dürfen JournalistInnen da reinschauen oder verbietet sich das
aus Gründen der Ethik?
Jessica Heesen: Sie müssen sich als Journalist natürlich ein Bild von der
gesamten Lage machen. Es ist aus meiner und vor allem aus medienethischer
Perspektive insgesamt durchaus gerechtfertigt, dass Sie sich solche Inhalte
anschauen. Wie Sie damit umgehen, ist noch mal eine ganz anderes Thema.
Die Daten könnten Informationen enthalten, die spannend oder sogar von
öffentlichem Interesse sind. Dagegen steht die Privatsphäre der
Betroffenen, wie löst man das auf?
Ihnen steht als Journalist ein großer Spielraum zur Verfügung. Das hängt
primär davon ab, wie Ihr Selbstverständnis ist. Sehen Sie sich als Teil der
Yellow Press oder legen Sie gewisse Maßstäbe an Ihr journalistisches
Handwerk an? Es ist ambivalent: Einerseits sind Persönlichkeitsrechte zu
schützen, klar – das ist ja ein oberstes Prinzip. Andererseits kann es ein
berechtigtes allgemeines, öffentliches Interesse geben. Die Abwägung liegt
dann beim Journalisten selber.
Viele Arbeitsweisen des investigativen Journalismus unterlaufen streng
genommen nach Pressekodex Persönlichkeitsrechte, wie zum Beispiel beim
Filmen mit versteckter Kamera – oder schaut man sich etwa die
WikiLeaks-Enthüllungen an, dann wurde hier im Sinne des öffentlichen
Interesses gehandelt. Ich finde dagegen, dass die privaten Chats von
Politikern mit Familienangehörigen damit auf keinen Fall auf eine Stufe
gestellt werden können – das sind vertrauliche Angelegenheiten, die keinen,
außer den Betroffenen, etwas angehen.
Was raten Sie JournalistInnen, die bereits an die geleakten Daten gelangt
sind?
Als Journalist verfügen Sie über Informationen, die dem „normalen Bürger“
häufig nicht zugänglich sind. Damit haben Sie aber auch eine
Filterfunktion! Schwierig wird es dann, wenn man etwa davon ausgehen muss,
dass die Daten zum Beispiel private Absprachen zwischen Politikern
aufdecken, die von öffentlichem Interesse wären. Problematisch ist, dass
dafür die Inhalte genauestens angeschaut werden müssten.
Aber bei einer Unterhaltung zwischen einer prominenten Persönlichkeit und
ihren Familienangehörigen würde ich aus medienethischer Sicht keine
ausführliche Analyse betreiben, sondern allenfalls einen kurzen Blick
darauf werfen, um den Vorgang einzuordnen. Das muss ausreichen.
4 Jan 2019
## LINKS
[1] /Politiker-Daten-im-Netz-veroeffentlicht/!5559344
## AUTOREN
Aron Boks
## TAGS
Hacker
Hackerangriff
Datenskandal
Datenschutz
Datenleak
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Bundestag
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