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# taz.de -- Stadt Cottbus schürt Ausländerhass: Schnelles Urteil
> Nach einer Messerattacke schürt die Stadt Cottbus in einer Mitteilung
> xenophobe Stimmungen. Die Linkspartei fordert, das Statement zu löschen.
Bild: Rechte demonstrieren in Cottbus gegen die Asylpolitik (Archivbild von Okt…
Dresden taz | Im Schatten der Gewalttaten von [1][Bottrop, Essen] und
Amberg ist es in der Neujahrsnacht auch im brandenburgischen Cottbus zu
einer Messerattacke gekommen. Die Umstände des Angriffs auf einen
28-jährigen Deutschen gegen vier Uhr am Neujahrsmorgen blieben auch am
Mittwoch weitgehend ungeklärt.
Die Polizeidirektion Cottbus-Süd teilte lediglich mit, der 28-Jährige habe
wie andere hinzukommende Personen auch einen Streit schlichten wollen. Die
Stimmung sei aber plötzlich gekippt und ein unbekannter Ausländer habe den
Schlichter mit einer Stichwaffe mehrfach verletzt. Dessen „augenscheinlich
nicht lebensbedrohlichen Verletzungen“ wurden stationär im
Carl-Thiem-Klinikum Cottbus behandelt.
Die Polizeidirektion sucht nun dringend Zeugen. In ihrer Pressemitteilung
bleiben viele Fragen offen. So wird nicht klar, zwischen welchen Gruppen
ein Streit am Stadtbrunnen in der Innenstadt entbrannt war. Stets ist nur
von „Personen“ die Rede. Der Täter gilt ebenfalls als unbekannt, wird aber
sofort als Ausländer bezeichnet. Indizien für seine Herkunft werden nicht
benannt. Für eine Aufklärung dieser Widersprüche war am Mittwoch niemand in
der Polizeidirektion erreichbar.
[2][Eine Pressemitteilung der Stadt Cottbus] verurteilt die Tat als
„abstoßend und durch nichts zu entschuldigen“ und verweist zunächst auf d…
notwendigen Ermittlungen zum Hergang und zu den Hintergründen des
Messerangriffs. Dann aber folgt eine scharfe Passage gegen mögliche Täter,
die „hier noch ein Gastrecht genießen“ und vielleicht „kein unbeschriebe…
Blatt“ seien. Ihnen müsse man „klarmachen, dass er oder sie ein Ticket in
die Heimat zu lösen haben“.
„Wir lassen unsere Stadt nicht durch Typen beschädigen, die sich nicht
benehmen können und denken, Konflikte auf diese Art lösen zu können“,
schließt die Mitteilung.
## Besondere Verärgerung
Pressesprecher Jan Gloßmann räumt „drastische Formulierungen“ ein. Er
erklärt sie mit der besonderen Verärgerung über diesen Rückfall in
gewalttätige Auseinandersetzungen, nachdem sich die Lage in Cottbus im
Verlauf des Jahres 2018 beruhigt hatte. Zuletzt hatte es Anfang 2018 sowohl
Nazi-Überfälle auf junge Afghanen als auch Gewaltkriminalität durch
Migranten gegeben, die die Stadt in Aufruhr versetzten.
Daraufhin waren die Flüchtlingszuweisungen aus der Erstaufnahme in
Eisenhüttenstadt eingestellt worden. Zuzüge sind aber wegen fehlender
Wohnsitzauflage in Brandenburg weiterhin möglich. Der Ausländeranteil in
Cottbus liegt mit 8,5 Prozent über dem Durchschnitt ostdeutscher
Großstädte. Zur Beruhigung der Lage trugen auch gemeinsame Streifen von
Polizei und Mitarbeitern des Ordnungsamtes sowie der Einsatz von
Sozialarbeitern bei.
„Deshalb erwarten die Bürger eine Reaktion der Stadt mit deutlicheren
Worten“, rechtfertigt Sprecher Gloßmann den Tenor. Damit greife man Polizei
und Strafverfolgung aber nicht vor, verweist er auf Formulierungen im
Konjunktiv.
„Solche Mitteilungen schüren Ressentiments und sind nicht geeignet, die
Situation zu befrieden“, kritisiert hingegen Andrea Johlige,
flüchtlingspolitische Sprecherin der Linken im Potsdamer Landtag. Man dürfe
rechtsstaatliche Grundsätze im Asyl- wie auch im Strafrecht nicht
aushebeln.
Damit werde eine Erwartungshaltung in der Bevölkerung geschürt, warnte die
Linken-Abgeordnete. Johlige hat den Cottbuser Stadtsprecher Jan Gloßmann
aufgefordert, die Pressemitteilung der Stadt wieder zu löschen oder zu
überarbeiten. Bei Redaktionsschluss stand sie noch auf der Seite.
2 Jan 2019
## LINKS
[1] /Rassistischer-Terroranschlag-in-NRW/!5562472
[2] https://www.cottbus.de/mitteilungen/2019-01/auseinandersetzung_in_der_neuja…
## AUTOREN
Michael Bartsch
## TAGS
Schwerpunkt Flucht
Cottbus
Messerattacke
Flüchtlinge
Fremdenfeindlichkeit
Rechtsextremismus
Messerangriff
Schwerpunkt Afghanistan
Brandenburg
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