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# taz.de -- Ex-Nationalspieler droht Auslieferung: Vom Rasen ins Gefängnis
> Hakeem Al-Oraibi hat eigentlich Asyl in Australien erhalten. Nun wurde
> der Fußballprofi verhaftet und soll nach Bahrain ausgeliefert werden.
Bild: Der bahrainische Ex-Nationalspieler Hakeem al-Oraibi im Gefängnis in Ban…
Berlin taz | Der Fußballprofi Hakeem Al-Oraibi glaubte, er hätte es
geschafft. Beim australischen Zweitligisten Pascoe Vale FC ist der frühere
bahrainische Nationalspieler unter Vertrag. Australien hat ihn, der in
seiner Heimat gefoltert wurde, 2017 als Flüchtling anerkannt. Doch als
Al-Oraibi mit seiner Frau in Thailand Urlaub machte, wurde er auf dem
Flughafen Bangkok festgenommen. Bahrain verlangt die Auslieferung, Thailand
prüft, Al-Oraibi sitzt ein.
„Ich appelliere an die Vereinten Nationen, an einzelne Staaten, an die
Fifa, an Fußballer und an alle Menschen, da mein Schicksal jetzt in Gefahr
ist und meine Zukunft bald vorbei sein wird.“ Die Angst, die der 25-Jährige
verspürt, kann man in diesem Satz nicht überlesen. In Bahrain wurde
Al-Oraibi zu zehn Jahren Haft verurteilt. Wie er selbst mitteilt, wegen
Vandalismus – dabei habe die ihm vorgeworfene Tat zu einem Zeitpunkt
stattgefunden, als er gerade Fußball spielte, live vom Fernsehen
übertragen.
Die Frage, ob Thailand Al-Oraibi an ein offensichtliches Unrechtssystem
ausliefern wird bzw. wie man das verhindern kann, ist natürlich die
drängendste. Zugleich verweist der Fall darauf, dass sich der Fußball aus
solchen Auseinandersetzungen nicht wegschleichen kann. Es ist ja völlig
gleich, ob Al-Oraibi privat mit seiner Frau zum Urlaub nach Thailand
fliegen wollte oder ob er mit seinem Pascoe Vale FC ins Trainingslager
reist. Al-Oraibi braucht einen Schutz, den ihm Australien vielleicht nicht
gewähren kann.
Was in Australien die Regierung, scheint im Fußball die Fifa zu sein. Deren
Vizepräsident ist Scheich Salman bin Ibrahim al-Chalifa – ein Funktionär
und Geschäftsmann aus Bahrain. Das deutet zumindest darauf hin, dass man
von der Fifa nicht viel erwarten darf. Bin Ibrahim hat nämlich eine
unrühmliche Rolle bei den arabischen Protesten 2011/2012 gespielt, was ihm
bei der Wahl ins Fifa-Präsidium nicht geschadet hat.
## Fußball ist Teil des demokratischen Aufbruchs
Es waren tatsächlich auch etliche Sportler dabei, als in der bahrainischen
Hauptstadt Manama [1][2011 militante Proteste gegen das Regime der Scheichs
losgingen.] Als Al-Oraibi 2014 nach Australien fliehen konnte, berichtete
er, dass einige Profikollegen gefoltert worden waren, weil sie an
Demonstrationen teilgenommen hatten. Nicht nur Al-Oraibi, auch zwei der
berühmtesten Profis des Landes, Aala Hubail und sein Bruder Mohamed, wurden
2011 auf dem Trainingsplatz verhaftet, weil sie sich gegen die Regierung
des Königreichs gestellt hatten. Insgesamt wurde von etwa 200 Sportlern,
den besten des Landes, berichtet, die Repressalien erlitten, in Haft
genommen und gefoltert wurden.
Dass der Sport zum demokratischen Aufbruch gehört, wundert nicht. Gerade
Fußball drückt auf eine verständliche Weise das Glücksversprechen
bürgerlicher Gesellschaften aus. Gleichheit ist die Voraussetzung des
Sports; ohne sie kann es keinen Sport geben. Revolutionen, weiß man,
entstehen, wenn Produktivkräfte und Produktionsbedingungen in Widerspruch
geraten: Bornierte Kleinstaaterei verträgt sich schlicht nicht mit den
Erfordernissen großflächigen Warentauschs. Je mehr der Fußball eine
weltökonomische Größe wird, desto mehr hat er auch diese politökonomische
Dimension. Und je mehr Nationalstaaterei sich auf politischer Ebene Bahn
bricht, desto mehr ist es der Fußball, der Teil einer Bewegung wird, die
Freiheit reklamiert.
Diese Erkenntnis wird Hakeem Al-Oraibi in diesen Tagen nicht wirklich
helfen, aber sie zeigt doch, dass er zu seinem Schutz nicht nur die
diplomatische Kraft der australischen Außenministerin Marise Payne
benötigt, sondern dass er auch der Solidarität einer ihrer politischen
Kraft bewussten Fußballcommunity bedarf. Und damit ist nicht die Fifa
gemeint.
12 Dec 2018
## LINKS
[1] /Proteste-in-Bahrain/!5061184
## AUTOREN
Martin Krauss
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