| # taz.de -- Japan erhöht Verteidigungsausgaben: Auf Rekordniveau | |
| > Japan beschließt einen starken Ausbau des Verteidigungsetats. Kritiker | |
| > befürchten die Abschaffung des Verfassungspazifismus. | |
| Bild: Japan kauft 18 dieser Tarnkappenbomber, die auf einem Flugzeugträger sta… | |
| Tokio taz | Das japanische Kabinett hat einen signifikanten Ausbau der | |
| Verteidigungsfähigkeiten für die nächsten zehn Jahre beschlossen. Dazu | |
| gehören die Umrüstung von Hubschrauber- zu Flugzeugträgern, die | |
| Stationierung von Raketenabwehrsystemen und die Entwicklung von Kapazitäten | |
| für den Cyber- und Weltraumkrieg. | |
| Konkret will Japan 45 Tarnkappenbomber Lockheed Martin F-35 kaufen, davon | |
| 18 Stück vom Typ F-35B, die auf einem Flugzeugträger starten und landen | |
| können. Dafür werden die Verteidigungsausgaben über die nächsten fünf Jahre | |
| auf den Rekord von insgesamt 211 Milliarden Euro erhöht. Das sind knapp 13 | |
| Prozent mehr als in der letzten Periode. Dennoch bliebe Japan unter der | |
| selbst gesetzten Grenze von einem Prozent des Bruttoinlandsproduktes für | |
| Verteidigungsausgaben. | |
| Der Ausbau sendet ein klares Signal, dass Japan eine Regionalmacht bleiben | |
| will. „Wir erkennen die Bedeutung einer strategischen Konkurrenz zwischen | |
| den USA sowohl mit China als auch mit Russland an, die die regionale | |
| Ordnung herausfordern“, heißt es in den neuen Richtlinien. [1][Japans | |
| Premierminister Shinzo Abe sieht die Rüstungsanstrengungen] von Nordkorea | |
| und China als Bedrohung. | |
| Nordkorea kann Japan mit Atomraketen erreichen, während China mehr Schiffe | |
| und Flugzeuge im Süd- und Ostchinesischen Meer patrouillieren lässt. Daher | |
| vertieft Japan die Sicherheitspartnerschaft mit den USA. Doch Donald Trump | |
| fordert von Japan höhere Militärausgaben und mehr Verteidigungsbeiträge in | |
| der Region. | |
| ## Militärische Eskalation droht | |
| Der Pazifismusartikel 9 der Verfassung wird so interpretiert, dass nur | |
| defensive militärische Fähigkeiten erlaubt sind. Doch in den Richtlinien | |
| ist erstmals von „aktiver“ Verteidigung die Rede. [2][Auch die | |
| Finanzzeitung Nikkei] spricht von „Offensivfähigkeiten“. Vor allem die | |
| geplanten Flugzeugträger sind daher umstritten. „Damit sind keine Angriffe | |
| mit schweren Schäden auf andere Länder möglich“, argumentierte | |
| Kabinettssprecher Yoshihide Suga. | |
| Der Sicherheitsexperte Hideki Uemura, Professor an der Universität Ryutsu | |
| Keizai, widerspricht: „Natürlich verstößt ein Flugzeugträger gegen die | |
| Verfassung, da die Flugzeuge den Gegner angreifen können“, meinte Uemura. | |
| Politische Beobachter sehen in den neuen Richtlinien den Versuch des | |
| nationalkonservativen Premierministers Abe, den Pazifismusparagrafen durch | |
| die Hintertür abzuschaffen. Eigentlich will Abe die Verfassung reformieren, | |
| aber damit kommt er nicht voran. | |
| Japan wird einige Jahre brauchen, um sein Militär tatsächlich umzubauen. | |
| Doch bereits die Ankündigung könnte China als Provokation verstehen und | |
| neue Aufrüstung auslösen. In der Folge droht eine militärische Eskalation | |
| des Streits zwischen Japan und China um eine Inselgruppe im Ostchinesischen | |
| Meer. Auch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Japan in bewaffnete | |
| Konflikte der USA mit China hineingezogen wird. | |
| 19 Dec 2018 | |
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| [1] /Japans-neue-Verteidigungspolitik/!5233874 | |
| [2] /Nikkei-uebernimmt-Financial-Times/!5217024 | |
| ## AUTOREN | |
| Martin Fritz | |
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