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# taz.de -- Staatskonzern in Dauerkrise: Wie die Bahn sich selbst kleinmacht
> Der Kurs der Deutschen Bahn stößt bei fast allen Experten auf
> Unverständnis. Nun übt selbst die Bundesregierung harsche Kritik.
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BERLIN taz | Auch wenn der DB-Vorstand wie gefordert im März ein
Strategiepapier für die Neuausrichtung des Konzerns vorlegt, wird es bei
[1][den großen Problemen der Bahn] bleiben. Davon ist der Bahnexperte Uwe
Höft von der Technischen Hochschule Brandenburg überzeugt. „Die
Verantwortlichen denken viel zu klein“, sagte er. Nötig sei stattdessen ein
„Big Think“, eine große Idee.
Am Wochenende hatte Enak Ferlemann (CDU), Staatssekretär im
Bundesverkehrsministerium und Beauftragter der Bundesregierung für den
Schienenverkehr, den Bahn-Vorstand in einem Interview heftig attackiert.
„Wir sind besorgt darüber, wie der DB-Vorstand das System Bahn fährt.
[2][Mit der Leistung] kann man nicht zufrieden sein“, sagte er. Die Bahn
brauche eine Neustrukturierung. Bis März werde der Bahn-Vorstand ein
entsprechendes Konzept vorlegen.
Bahnexperte Höft findet das einen „merkwürdigen Hilfeschrei“. „Der Bund
könnte als Eigentümer der Bahn viel mehr Einfluss nehmen, als er es macht“,
sagte er. Höft erwartet von dem geforderten Strategiepapier nicht viel.
„Bei der Bahn wird viel zu zaghaft gedacht“, sagte er. Beispiel
Oberleitungen: Statt langjährige Kosten-Nutzen-Rechnungen über die
Rentabilität auf der jeweiligen Strecke anzustellen, müsse der Bau
vorangetrieben werden. Denn die Oberleitung ersetze Dieselloks und sei auf
jeden Fall eine wichtige Modernisierung.
„Es muss richtig, richtig Geld in die Hand genommen werden“, sagte Höft.
Der Modernisierungsstau sei gewaltig, das Streckennetz müsse optimiert,
Ausweichstrecken müssten eingerichtet und innovative Sicherungssysteme wie
das European Train Control System (ETCS) breitflächig installiert werden.
Doch die Bereitschaft dazu fehlt im Verkehrsministerium. „Man hat noch
nicht begriffen, dass man vom Klein-Klein wegmuss“, sagte er. Die großen
Themen wie das Klima, bei dem der Verkehrsbereich gewaltig hinterherhinke,
gingen unter.
Stattdessen dominiert noch immer die Konzentration auf das Auto. Das
kritisiert auch Matthias Kurzeck vom ökologischen Verkehrsclub Deutschland
(VCD). Die Ausbauplanung im Haushalt des Bundes für 2019 sehe für die
Schiene ein Plus von 4 Prozent vor, die der Straße 56 Prozent. „So gelingt
die Verkehrswende nicht“, sagte er. Neben Geldmangel sieht Kurzeck
gravierende interne Probleme bei der Bahn. „Das ist ein Riesenkonzern, der
übersichtlicher geordnet werden muss“, sagte er. Entscheidungen müssten
stärker in die Regionen verlagert werden. Auch dass sich offenbar die erste
und zweite Managementebene kräftig beharken, statt zu kooperieren. „Es muss
besser zusammenlaufen“, sagte er. In diesem Sinne setze der VCD durchaus
Hoffnung in das für März erwartete Strategiepapier des Vorstands.
17 Dec 2018
## LINKS
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## AUTOREN
Anja Krüger
## TAGS
Bahn AG
Bahn
Deutsche Bahn
Andreas Scheuer
ÖPNV
GDL
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