| # taz.de -- Kommentar Sarrazin-Ausschlussverfahren: Notwehr gegen ein Geschäft… | |
| > Für den Islamhasser Sarrazin ist seine SPD-Mitgliedschaft ein | |
| > Marketingtrick. Konsequent, dass die Partei erneut versucht, ihn | |
| > rauszuwerfen. | |
| Bild: Auch in seinem neuesten Buch, „Feindliche Übernahme“, zieht Sarrazin… | |
| Thilo Sarrazin und die SPD, das hat etwas von „Täglich grüßt das | |
| Murmeltier“. Zweimal hat die Partei vergeblich versucht, den notorischen | |
| Rechtsausleger und Islamhasser vor die Tür zu setzen. Zweimal ist sie an | |
| den hohen Hürden eines Parteiausschlusses gescheitert. Dennoch ist es | |
| richtig, dass der SPD-Vorstand nun [1][einen dritten Versuch unternimmt]. | |
| Wer so klaustrophobisch denkt und spricht wie Thilo Sarrazin, hat in der | |
| SPD nichts zu suchen. | |
| Die einst so stolze Sozialdemokratie trat stets dafür ein, dass der Mensch | |
| frei und zur Emanzipation fähig ist. So waren die sozialdemokratischen | |
| Bildungsreformen der 70er Jahre von der Idee beseelt, dass jeder und jede | |
| den Aufstieg schaffen kann, wenn er oder sie gefördert wird. Sarrazins | |
| krude Weltsicht, dass Intelligenz im Wesentlichen vererbt wird, spricht | |
| diesem Gedanken Hohn. Ginge es nach ihm, bliebe das Migrantenkind aus einer | |
| armen, bildungsfernen Familie an seinem angestammten Platz, nämlich unten. | |
| Dumm geboren, dumm geblieben, dumm gestorben. | |
| [2][Auch in seinem neuesten Werk, „Feindliche Übernahme“], zieht Sarrazin | |
| gegen Werte der SPD zu Felde. Er zeichnet das düstere Bild eines Islam, der | |
| die westliche Welt samt ihrer liberalen Werte unterwerfen möchte. Die SPD | |
| aber fühlte sich immer der internationalen Solidarität und dem Wert der | |
| Arbeit verpflichtet. Deshalb ist sie die politische Heimat vieler Muslime, | |
| die in Deutschland hart für die Zukunft arbeiten, für die eigene oder die | |
| ihrer Kinder. Sarrazin wertet sie pauschal ab. Die SPD-Spitze darf nicht | |
| dulden, dass ein prominentes Mitglied ganze Gruppen diffamiert. | |
| Für Sarrazin ist die SPD-Mitgliedschaft ein erfolgreicher Marketingtrick. | |
| Rechte Thesen wirken überraschender, wenn sie ein Mitglied einer Partei | |
| links der Mitte vorträgt – siehe Boris Palmer. Sarrazin wurde auch deshalb | |
| so bekannt, weil er sich mit seinen dystopischen Überfremdungsthesen gegen | |
| die eigenen Leute profilierte. Ein Sozialdemokrat, der gegen Muslime | |
| wettert, das triggert den medialen Betrieb – ein CSUler erntete nur | |
| Achselzucken. Die SPD hat natürlich das Recht, sich gegen dieses | |
| durchschaubare Geschäftsmodell zu wehren. | |
| Eigentlich kann man der SPD-Spitze nur den Vorwurf machen, dass ihre | |
| Initiative reichlich spät kommt – und dass frühere Ausschlussversuche am | |
| eigenen Dilettantismus scheiterten. Es ist acht Jahre her, dass der | |
| ehemalige SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel einen leidenschaftlichen Beitrag | |
| verfasste, warum die SPD einen wie Sarrazin nicht dulden dürfe. Sarrazin | |
| durfte bekanntlich bis heute Genosse bleiben. | |
| 17 Dec 2018 | |
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| Ulrich Schulte | |
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