# taz.de -- Kommentar Kohlekommission: Dieser Konsens ist Nonsens | |
> Wenn die Regierung die Kohlekommission länger tagen lässt, sollten die | |
> Umweltverbände aussteigen. Und für das Kohle-Aus auf der Straße kämpfen. | |
Bild: Sich von den Ost-Bundesländern erpressen lassen? Nö. Lieber auf die Str… | |
Die „Kohlekommission“ ist tot. Oder besser: Sie hat nie gelebt. Eigentlich | |
wollte das Gremium der Bundesregierung schon nächste Woche einen Plan für | |
den Kohleausstieg vorlegen. Jetzt soll sie länger tagen – darauf drängen | |
die ostdeutschen Ministerpräsidenten. Wenn die Regierung dem jetzt | |
nachgibt, dann begräbt sie damit die Hoffnung auf einen vernünftigen | |
Kompromiss zum Ausstieg aus der Braunkohle. | |
Deshalb sollten die Umweltverbände, die beteiligten WissenschaftlerInnen | |
und alle, denen der Klimaschutz wichtig ist, in diesem Fall die Kommission | |
verlassen. | |
Es geht dabei um mehr als zwei Monate Verlängerung. Und auch um mehr als | |
die nächste Peinlichkeit für Deutschland auf der anstehenden | |
[1][Klimakonferenz in Kattowitz], wo der Ausstiegs-Konsens vor der | |
staunenden Welt verkündet werden sollte. Es geht um das Signal: Erst Jobs, | |
dann Wachstum, dann lange nichts und vielleicht irgendwann als grüne | |
Garnitur ein bisschen Klimaschutz. | |
Die Bundesregierung, das muss man ihr lassen, hat daran nie einen Zweifel | |
gelassen. Von Beginn an hat sie von einer „Kommission für Wachstum, | |
Strukturwandel und Beschäftigung“ gesprochen. Der Titel „Kohlekommission“ | |
war Wunschdenken aus der Öko-Ecke. | |
## Nächstes Jahr sind Wahlen in Brandenburg und Sachsen | |
Die Forderungen der ostdeutschen Länderchefs sind überzogen. Sie wollen 60 | |
Milliarden Euro als Strukturhilfen, haben aber keine gute Idee, wofür. | |
Straßen bauen, auf denen niemand fährt? Betriebe ansiedeln, die nicht von | |
selbst kommen? Jetzt Jobs in 15 oder 20 Jahren garantieren, ehe über das | |
Kohle-Aus geredet werden darf? | |
Sie tun so, als müsse die Bundesregierung für alle Strukturprobleme ihrer | |
Regionen gerade stehen. Das ist falsch. Die Kommission soll nur einen | |
Ausgleich dafür finden, wenn Kohlekraftwerke früher als geplant vom Netz | |
gehen. Aber in Sachsen-Anhalt zum Beispiel laufen die Tagebaue ohnehin 2035 | |
aus, bis dahin wird es keinen Ausstieg geben. Wie kommt das Land also dazu, | |
nach Finanzhilfen wegen eines vorgezogenen Kohle-Ausstiegs zu rufen? | |
Manche ostdeutschen Regionen wie die Lausitz brauchen (wie andere arme | |
Gegenden auch) dringend neue Investitionen, neue Ideen und | |
milliardenschwere Strukturhilfen, keine Frage. Auch ist nachvollziehbar, | |
dass die Länderchefs diesen Hebel nicht aus der Hand geben wollen. Nächstes | |
Jahr sind Wahlen in Brandenburg und Sachsen, da wollen sie punkten, vor | |
allem auch gegen die AfD. Da stört ein Umweltthema nur. Und die | |
Bundesregierung schiebt wieder mal eine Entscheidung beim Klimaschutz | |
[2][auf die lange Bank]. | |
Das ist ihr schlechtes Recht. Aber alle Kommissionsmitglieder, die an eine | |
gute Zukunft jenseits der Kohle glauben, sollten sich dafür nicht hergeben. | |
Sondern die Ostdeutschen mit der Regierung ihren Kuhhandel machen lassen. | |
Und dann auf der Straße, vor Gericht, durch Druck auf die Unternehmen und | |
in den Parlamenten dafür sorgen, dass neben den Strukturmilliarden auch der | |
Kohleausstieg kommt. Und zwar deutlich schneller, als ihn ein fauler | |
Kompromiss in der Kommission bringen würde. | |
22 Nov 2018 | |
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## AUTOREN | |
Bernhard Pötter | |
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