# taz.de -- Endgültiges Wahlergebnis in Hessen: Freie Fahrt für Schwarz-Grün | |
> Das Endergebnis der Hessen-Wahl macht die Chancen auf eine Ampel | |
> zunichte. CDU und Grüne können bald Koalitionsverhandlungen starten. | |
Bild: Einer wird Ministerpräsident, der andere Oppositionsführer: Volker Bouf… | |
Im Sitzungsaal des hessischen Innenministeriums platzten am Freitag kurz | |
vor 11 Uhr die politischen Träume von SPD-Landeschef Thorsten | |
Schäfer-Gümbel. Als möglicher Ministerpräsident [1][einer Ampelkoalition] | |
von SPD, Grünen und FDP hätte er vielleicht doch noch den amtierenden | |
Ministerpräsidenten Volker Bouffier, CDU, in Pension schicken können. Doch | |
die Sensation blieb aus, als an diesem Vormittag das amtliche Endergebnis | |
der Landtagswahl vom 28. Oktober verkündet wurde. | |
Trotz aller Wahlpannen, Übermittlungsfehler und Nachzählungen deckt sich | |
das endgültige Ergebnis in den wichtigen Punkten mit dem vorläufigen | |
[2][Ergebnis aus der Wahlnacht]. | |
Die Sitzverteilung ändert sich auch nach Verteilung von Ausgleichs- und | |
Überhangmandaten nicht. Im künftigen Landtag verfügt Schwarz-Grün nach wie | |
vor über eine knappe Mehrheit von einer Stimme. | |
Und die Grünen bleiben vor der SPD zweitstärkste Kraft. Ihr Vorsprung vor | |
den Sozialdemokraten ist durch die Nachzählungen zwar von 94 auf 68 Stimmen | |
geschrumpft. In einer Koalition mit SPD und FDP hätten die Grünen damit | |
also als stärkste Partei Anspruch auf den Posten des Ministerpräsidenten. | |
Da die FDP unter gar keinen Umständen einen grünen Ministerpräsidenten | |
wählen will, ist die rechnerisch nach wie vor mögliche Ampelkoalition damit | |
für Hessen erledigt. | |
## Koalitionsverhandlungen können starten | |
Die ebenfalls nur theoretisch mögliche Variante einer „großen“ Koalition | |
aus CDU und SPD gilt nach den Sondierungen als ausgeschlossen. | |
Am Donnerstagnachmittag hatten in Frankfurt die Spitzen von SPD, Grünen und | |
FDP noch ernsthaft die Chancen einer gemeinsamen Regierung ausgelotet. Fünf | |
Stunden saßen sie zusammen, zwei Stunden länger als geplant. Danach traten | |
die Parteivorsitzenden sichtlich erschöpft vor die Presse. Ein „ernsthaftes | |
und konstruktives Gespräch“ hatte Schäfer-Gümbel erlebt. „Ich kann keinen | |
Punkt erkennen, bei dem es nicht möglich ist, eine gemeinsame tragfähige | |
Lösung zu finden,“ gab sich der SPD-Landeschef noch optimistisch. | |
Selbst FDP-Landesvorsitzender Stefan Ruppert sah gute Chancen für eine | |
Ampelkoalition – freilich unter der Voraussetzung, dass die SPD den | |
Ministerpräsidenten stellt. Da ging er noch davon aus, dass die SPD in der | |
Endabrechnung vor den Grünen liegen würde. | |
Der Vorsitzende der hessischen Grünen, Kai Klose, wusste vielleicht am | |
Donnerstag schon mehr. In den für seine Partei wichtigen Feldern, der | |
Energie- und Klimaschutzpolitik, verlange die FDP „Rückschritte“ im | |
Vergleich zur Politik der amtierenden schwarz-grünen Regierung, beklagte | |
der Grüne. Es sei sein Ziel, die Sondierungen „bis zum Wochenende“ | |
abzuschließen, sagte Klose. | |
Bereits in der nächsten Woche könnten jetzt CDU und Grüne formal | |
Koalitionsverhandlungen aufnehmen. Die CDU will nach eigenen Aussagen ihre | |
„Konturen schärfen“. Nach ihrem Rekordwahlergebnis gehen die Grünen | |
ebenfalls selbstbewusst in die Verhandlungen. | |
Die Delegationen beider Parteien haben dafür viel Zeit. Die | |
Legislaturperiode des alten hessischen Landtags endet nämlich erst im | |
Januar. Erst dann steht auch die Wahl eines neuen Ministerpräsidenten auf | |
der Tagesordnung. Der neue Ministerpräsident dürfte mit dem amtlichen | |
Endergebnis der alte sein. | |
16 Nov 2018 | |
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## AUTOREN | |
Christoph Schmidt-Lunau | |
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