# taz.de -- Barilla wirbt mit LGBTQ-Design: Endlich queere Nudeln | |
> Der Pastahersteller präsentiert eine Verpackung, die ein lesbisches Paar | |
> zeigt. Vorher fiel der Chef der Marke noch mit homophoben Kommentaren | |
> auf. | |
Bild: Es geht nicht nur um Pasta: Barilla zeigt sich plötzlich LGBTQ-freundlich | |
BERLIN taz | Einst verkündete Guido Barilla, der CEO des Pastaherstellers, | |
in [1][einem Interview] mit dem italienischen Sender Radio 24: „Ich würde | |
nie eine Werbung mit einer homosexuellen Familie machen, weil wir | |
traditionelle Familien unterstützen.“ Auch homosexuelle Kunden seien ihm | |
egal. [2][„Gays“] könnten aber gerne Nudeln einer andern Marke essen. | |
Die Begründung: „Das Konzept der ehrwürdigen Familie bleibt einer der | |
fundamentalsten Werte der Firma.“ Zudem sprach sich der 60-jährige | |
Barilla-Chef dagegen aus, dass gleichgeschlechtliche Paare Kinder | |
adoptieren dürfen. Das war im Jahr 2013. | |
Seitdem scheint sich bei dem italienischen Pastahersteller einiges getan zu | |
haben: Anfang November hat Barilla wieder die „World Pasta Championsships“ | |
ausgerufen. Die Gewinner*innen des diesjährigen Wettbewerbs haben eine | |
besonders bunte Packung Spaghetti überreicht bekommen – in doppeltem Sinne. | |
Denn die farbenfrohe Illustration auf der Verpackung zeigt zwei Frauen, die | |
sich einen Spaghetto teilen – ganz wie im romantischen Disneyklassiker Susi | |
und Strolch. | |
## Künstlerin boykottierte die Marke | |
Die LGBTQ-freundliche Verpackung wurde von der Künstlerin [3][Olimpia | |
Zagnoli] vor einem Jahr für die „Pasta World Championship“ in Mailand | |
designt. Wie die italienische Tageszeitung [4][La Verità ] berichtet, | |
handelt es sich bei der Künstlerin um eine Federführerin in der | |
Boykott-Kampagne vor fünf Jahren, die gegen den Pasta-Hersteller geführt | |
wurde. Denn nach dem Radiointerview hatten viele verärgerte Menschen in den | |
Sozialen Medien unter dem Hashtag [5][#boicottabarilla] dazu aufgerufen, | |
keine Produkte des Herstellers mehr zu kaufen. | |
„Trotz seiner Entschuldigung am Tag danach hat die Nachricht die Runde | |
gemacht und viele Leute haben aufgehört, die Produkte zu kaufen. Ich war | |
lange Zeit eine davon“, sagte Zagnoli dem Magazin [6][It’s Nice That]. Vier | |
Jahre nach der Boykott-Kampagne, im Jahr 2017, wurde die Künstlerin von dem | |
Unternehmen für eine Zusammenarbeit kontaktiert. „Natürlich war meine erste | |
Reaktion, ‚Nein‘ zu sagen.“ Aber dann hätte die Künstlerin über das An… | |
nachgedacht und schließlich eingewilligt. | |
Mit dem Entwurf wollte sie eigentlich nur ein kleines Zeichen setzen. Sie | |
hat nicht damit gerechnet, dass Barilla mit der Idee eines lesbischen | |
Pärchens auf der Verpackung einverstanden wäre. Zagnoli hatte sich geirrt: | |
Ihr Entwurf wurde genommen. | |
Alles nur PR? | |
Ob auch Guido Barilla seine Einstellung zu homosexuellen Paaren geändert | |
hat, ist fraglich. Das Pasta-Unternehmen selbst, zeigt sich heute aber | |
durchaus bunter. Das verdankt Barilla auch Kristen Anderson. Als „Chief | |
Diversity Officer“ des Unternehmens überwacht sie, dass die Rechte | |
homosexueller Personen im Unternehmen respektiert werden. Zu Andersons | |
Aufgabenbereich gehört es auch, „gay-friendly“-Initiativen zu fördern und | |
zu bewerben. Wie auch die Kampagne rund um das lesbische Design auf der | |
Nudelverpackung. Die Bemühungen machten sich bereits bezahlt: Barilla | |
erzielte eine perfekte Punktzahl beim [7][Human Rights Campaign’s Corporate | |
Equality Index.] Eine Initiative, die Unter-nehmen auf die | |
Arbeitsbedingungen für LGBTQ-Mitarbeiter*Innen prüft. | |
Trotzdem ist Zagnoli nicht naiv und weiß, dass hinter all dem natürlich | |
auch geschickte PR-Arbeit steckt: „Glaube ich, dass große Firmen auf den | |
Gleichberechtigungs-Zug aufspringen, um Profit zu machen? Ja, natürlich.“ | |
Ob das auch im Fall von Barilla zutrifft, will die Künstlerin nicht | |
beurteilen. | |
Für die Künstlerin sei es in erster Linie wichtig, dass in der Werbebranche | |
überhaupt etwas passiert: „Ich glaube Werbung und Kommunikation kann | |
verändern, wie wir von uns selbst und von anderen denken. Und wenn wir es | |
richtig machen, ist Werbung dazu in der Lage, die visuelle Sprache einer | |
Generation umzuschreiben.“ Das sei auch der Grund, warum es die Stimme von | |
Künstler und Aktivisten braucht, argumentiert Zagnoli. „Sie helfen | |
Unternehmen und Menschen von ihren Fehlern zu lernen und sich | |
weiterzubilden. Nur so kann diese Welt ein besserer Ort werden.“ | |
15 Nov 2018 | |
## LINKS | |
[1] /!5058269/ | |
[2] /Kommentar-Barilla/!5058269 | |
[3] https://www.olimpiazagnoli.com/bio/ | |
[4] https://www.laverita.info/ | |
[5] https://twitter.com/hashtag/boicottbarilla?src=hash | |
[6] https://www.itsnicethat.com/articles/olimpia-zagnoli-barilla-illustration-2… | |
[7] https://www.hrc.org/campaigns/corporate-equality-index | |
## AUTOREN | |
Irina Angerer | |
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