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# taz.de -- TV-Krimiserie „Die Brücke“: Vier Abende zum Abschiednehmen
> Adjö, Saga: Die ZDF-Krimiserie „Die Brücke – Transit in den Tod“
> verabschiedet sich zum Glück endlich aus dem Programm.
Bild: Mahlzeit: Lecker Kantinenessen für Saga Norén (Sofia Helin)
Mit kalten und strengen Augen betrachtet, muss sich die deutsche
Fernsehkritik einiges ankreiden lassen. Darunter die allfällige Nachsicht
mit skandinavischen Kriminalserien. Bei deren Erörterung bleiben oft
auffälligste Logikmängel unerwähnt, die andererseits jedem „Tatort“-Autor
mitleidlos unter die Nase gerieben würden.
Denken wir an „Kommissarin Lund – Das Verbrechen“: Das Opfer aus der erst…
Staffel wurde quasi gleich dreimal ermordet. Oder an „Die Brücke – Transit
in den Tod“. Bei rechter Überlegung musste der Täter an mehreren Orten
gleichzeitig gewesen sein. Und das sind nur die groben Ungereimtheiten.
Das mehrköpfige Autorenteam um Headwriter Hans Rosenfeldt gefällt sich im
Aushecken immer neuer perfider Mordszenarien. Bewusst gesetzte Sadoeffekte,
um die Drehbuchschwächen zu überspielen. Dabei würde die Serie ohne
Weiteres auf Basis klassischer Polizeiarbeit funktionieren, vor allem dank
der ursprünglich originellen Figur der Saga Norén (Sofia Helin).
Norén weist Züge des Asperger-Syndroms auf. Feste Ordnungen sind für sie
unabdingbar. Sie verfügt über einen scharfen Verstand und ein gutes Auge,
ihre Defizite liegen auf dem Gebiet sozialer Interaktion. Taktische und
diplomatische Rhetorik kennt sie nicht, spricht unbefangen aus, was sie
gerade denkt. Auch privat.
Ihre sexuellen Bedürfnisse bringt sie unverblümt zum Ausdruck, lebt sie aus
und wendet sich nach dem Vollzug nüchtern wieder ihrer Arbeit zu. Romantik
ist für sie kein nachvollziehbares Konzept. Sie weiß nichts damit
anzufangen, wenn ihre Geschlechtspartner noch kuscheln wollen. Eine schöne
Umkehrung hergebrachter Verhaltensmuster.
Mit der vierten Staffel von „Die Brücke“ heißt es Abschied nehmen von
Norén. Die Autoren haben ihr viel zugemutet. Für ihre Psychotherapeutin
listet sie auf: eine Mutter mit Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom, der
Suizid der Schwester, ihr väterlicher Freund wurde ermordet, ein Kollege
aus Rachsucht selbst zum Mörder, auch die Mutter nahm sich das Leben und
ließ die Tat so aussehen, als sei sie von Saga begangen worden.
Ein letztes Mal jagen Rosenfeldt und Konsorten Saga Norén durch eine
Passionsgeschichte, in der auch ihr Partner Henrik Sabroe (Thure Lindhardt)
– Ehefrau ermordet, Kinder vermisst, Drogenvergangenheit – erneut einiges
um die Ohren geschlagen bekommt. Ist gut jetzt, denkt man nach der ersten
Folge. Und sagt nach der letzten ohne Wehmut: Adjö, Saga.
18 Nov 2018
## AUTOREN
Harald Keller
## TAGS
TV-Serien
Serien-Guide
Wochenendkrimi
Krimiserie
Tatort
TV-Krimi
Autismus
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