| # taz.de -- Protest gegen AfD-Lehrerportal wächst: Berliner Schulen zeigen sic… | |
| > LehrerInnen einer Kreuzberger Grundschule wehren sich gegen | |
| > „Lehrerpranger“. Derweil gibt es Streit über eine Unterschriftenaktion | |
| > gegen die AfD. | |
| Bild: Einschüchterungsversuch von rechts: das AfD-Portal „Neutrale Schule“ | |
| In den Schulen wächst der Protest gegen das sogenannte „Lehrerportal“ der | |
| AfD: Mit der Kreuzberger Charlotte-Salomon-Grundschule zeigte sich Ende | |
| vergangener Woche die zweite Schule in einem Offenen Brief an die Berliner | |
| AfD-Fraktion selbst an. „Wir legen großen Wert darauf, auf dieser Liste zu | |
| stehen, denn wir werden auch in Zukunft dafür Sorge tragen, dass | |
| Schüler*innen befähigt werden, sich über den Charakter Ihrer Partei ein | |
| Bild zu machen“, schreiben PädagogInnen der Schule in dem [1][Brief], der | |
| auf der Facebook-Seite der Lehrergewerkschaft GEW Friedrichshain-Kreuzberg | |
| veröffentlicht wurde. | |
| „Im Einklang mit dem Berliner Schulgesetz“ werde man sich, | |
| selbstverständlich auch im Unterricht, weiterhin mit rassistischen oder | |
| demokratiefeindlichen Äußerungen von AfD-Abgeordneten auseinander setzen, | |
| heißt es in dem Brief weiter. Denn: „Aus der Geschichte wissen wir, dass | |
| das, was mit Denunziation und Einschüchterung beginnt, mit der Inhaftierung | |
| von Andersdenkenden in Lagern endet.“ | |
| Einen ähnlichen Brief hatte zum Start des AfD-Portals „Neutrale Schule“ | |
| Ende Oktober bereits das Kollegium der Kreuzberger | |
| Lina-Morgenstern-Gemeinschaftschule an die AfD gerichtet. Auch zwei Lehrer | |
| des Charlottenburger Heinz-Berggruen-Gymnasiums „gestanden“ per | |
| [2][„Selbstanzeige“] auf der Website der Lehrerinitiative „Bildet Berlin!… | |
| „die Zeit des Nationalsozialismus nicht als kleinen ‚Vogelschiss‘ | |
| behandelt“ zu haben. | |
| Zu Beginn der Herbstferien hatte die Berliner AfD-Fraktion auf ihrer | |
| Website ein Formular freigeschaltet, auf der Eltern und SchülerInnen melden | |
| können, wenn sich LehrerInnen im Unterricht kritisch über die | |
| Rechtspopulisten äußern. Ähnliche Meldeportale der AfD gibt es auch in | |
| Brandenburg und Hamburg. Laut des Berliner AfD-Fraktionssprecher Thorsten | |
| Elsholtz habe man in den ersten zwei Wochen über 5.000 Meldungen gezählt, | |
| der überwiegende Teil sei „kein Spam“ gewesen. | |
| Die Verunsicherung unter den LehrerInnen war zunächst groß, auch in der taz | |
| meldeten sich einige von ihnen besorgt zu Wort: Man wisse zwar, dass die | |
| AfD einem rechtlich nicht den Mund verbieten könne. Allerdings habe man | |
| Sorge, dass die AfD „schwarze Listen“ mit missliebigen LehrerInnen anlegte. | |
| ## Datenschutzbeauftragte hält sich raus | |
| Berlins Datenschutzbeauftragte Maja Smoltczyk hingegen wiederholte am | |
| Wochenende, sie sehe ihre Behörde als [3][nicht zuständig] an: Fraktionen | |
| sein bei der „Wahrnehmung parlamentarischer Aufgaben“ vom Berliner | |
| Datenschutzgesetz ausgenommen und dürften also Personendaten verarbeiten. | |
| Der taz hatte sie zuvor gesagt, die AfD-Aktion sei „ein Beispiel dafür, wie | |
| wichtig es ist, dass das Berliner Parlament sich eigene Datenschutzregeln | |
| gibt.“ | |
| Inzwischen scheint die Wut über den Denunziationsversuch von rechts in den | |
| Kollegien die Oberhand zu gewinnen. „Bildet Berlin!“ sammelt derzeit in den | |
| Kollegien berlinweit Unterschriften für den Offenen Brief der beiden | |
| Charlottenburger Lehrer, die man dann der AfD übergeben will. Allerdings | |
| wird nun darüber diskutiert, ob die Schulen das überhaupt dürfen: Ein | |
| Schulleiter aus Tempelhof-Schöneberg untersagte die Unterschriftensammlung | |
| im Lehrerzimmer als unzulässige politische Betätigung – und die | |
| Bildungsverwaltung sprang ihm vergangene Woche unter Verweis auf die | |
| Verwaltungsvorschrift Werbung bei. | |
| Diese erlaubt allerdings ausdrücklich das Unterschriften sammeln für | |
| gewerkschaftliches Engagement, wie auch GEW-Landeschef Tom Erdmann am | |
| Sonntag betont – und das sei hier schließlich gegeben: „Hier geht es um die | |
| Belange der Beschäftigten, die wegen ihrer Bekenntnisse für die Demokratie | |
| und gegen Rassismus beruflich ausgegrenzt werden sollen.“ | |
| Eine solche „gewerkschaftliche Betätigung“ von Initiativen sei | |
| verfassungsrechtlich geschützt und könne auch durch Verwaltungsvorschriften | |
| nicht aufgeweicht werden. „Da hätten wir uns gewünscht, dass die | |
| Bildungsverwaltung den Kollegien bei der Auslegung dieser | |
| Verwaltungsvorschrift eher den Rücken stärkt.“ | |
| 18 Nov 2018 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.facebook.com/gewXhain/posts/2105925772799863 | |
| [2] http://bildet-berlin.de/docs/OffenerBriefAfD.pdf | |
| [3] /Archiv-Suche/!5540979&s=afd+anna+kl%C3%B6pper/ | |
| ## AUTOREN | |
| Anna Klöpper | |
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