Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Meißens Ex-Ob-Kandidat Frank Richter: Der Mann der Wandlungen
> Frank Richter ist ein Suchender, ein Vermittler. Nachdem er bei der Wahl
> zum Meißner Oberbürgermeister knapp gescheitert war, entdeckt er die SPD.
Bild: Denkt einfach immer weiter: Frank Richter
Frank Richter verblüfft manchmal auch die, die ihn gut zu kennen meinen.
Mit größter Selbstverständlichkeit vollzieht der 58-Jährige, der als
Direktor der Sächsischen Landeszentrale für Politische Bildung auch
überregional bekannt wurde, Wandlungen, die so nicht kalkulierbar waren. Es
sind keine Kehrtwendungen. Was äußerlich als Sprung erscheint, entspringt
doch stetigem innerlichem Suchen und Irren eines regsamen Geistes.
Dass nach [1][der äußerst knapp verlorenen Wahl] zum Meißner
Oberbürgermeister „noch etwas kommen würde“, deutete er selbst an. Dass
dieses „Etwas“ sich nun als Kandidatur für die SPD zu den Landtagswahlen am
1.September 2019 in Sachsen erweist, überrascht allerdings Medien, Freunde
und auch Gegner.
Letztere warfen ihm schon im schmutzig geführten Meißner OB-Wahlkampf vor,
sich wie ein Chamäleon zu verhalten. Der junge katholische Priester bekam
Ende der 1980-er Jahre schnell einen „Traumjob“ als Kaplan an der Dresdner
Kathedrale, traditionell immer noch die Hofkirche genannt. Diese Kirche
verließ er unter anderem, weil er sich nicht dauerhaft dem Zölibatsgebot
fügen wollte und wechselte zu den Altkatholiken. Seit rund einem Jahrzehnt
ist er evangelischer Christ.
Auch sein beruflicher Werdegang verlief turbulent. Auf den Priester folgte
der Mitarbeiter am Bildungsinstitut des sächsischen Kultusministeriums, der
Lehrer in Westdeutschland. Die Berufung zum Direktor der Landeszentrale für
Politische Bildung 2009 erweiterte Richters Wirkungskreis und Bekanntheit
enorm. Nach acht Jahren gab er auf, und wieder fragte man sich, was ein so
quirliger Kopf danach bei der behäbigen Stiftung Frauenkirche suche? Eher
nachzuvollziehen war das Wagnis in diesem Frühjahr, die Seiten zu wechseln
und selber die Herausforderung aktiver Politik als OB-Kandidat einer
Bürgerinitiative in seinem Geburtsort Meißen zu suchen.
## Nie den Eigennutz gesucht
Insofern überrascht die neuerliche Wendung als parteiloser SPD-Kandidat
weniger. Die Landesgremien der Partei müssen ihn nach der Nominierung durch
den Vorsitzenden und Wirtschaftsminister Martin Dulig im Februar noch auf
der Landesliste bestätigen. Frank Richter hat aber bei allen Um- und
Ausstiegen nie den Eigennutz gesucht oder sein sprichwörtliches Fähnchen
nach dem Wind gerichtet. Dann hätte er bei einer Kirchenkarriere oder bei
der CDU bleiben können, die er 2017 nach 20 Jahren verließ. Ein Engagement
für die Zehn-Prozent-Partei SPD jetzt verspricht keinen Glanz.
Während des Meißner Wahlkampfes versuchten vielmehr rechte Kräfte, Richters
öffentlichen Ruf zu wandeln und zu brechen. Plötzlich passte ihnen seine
Vermittlungsfunktion für den friedlichen Verlauf der Oktobertage 1989 in
der DDR nicht mehr, auch seine Rolle als Konfliktmoderator und
„Pegida-Versteher“ vor allem in Dresden. Denn dahinter lässt sich bei Frank
Richter wiederum eine gerade Motivationslinie der geradezu pastoralen
Empathie, der Achtung vor jedem Menschen und des liberalen Freigeistes
durchziehen. „Ich will meinen Beitrag leisten, die AfD zu verhindern“, sagt
er klar. Üble Diffamierungen [2][von AfD und Teilen der CDU] waren die
Folge. Der eigentlich sensible Urchrist hat inzwischen gelernt, auch
einzustecken.
13 Nov 2018
## LINKS
[1] /Buergermeister-Wahl-in-Meissen/!5538379
[2] /Oberbuergermeisterwahl-in-Sachsen/!5537341
## AUTOREN
Michael Bartsch
## TAGS
Frank Richter
Dresden
Meißen
SPD
Sachsen
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt Pegida
## ARTIKEL ZUM THEMA
Bürgermeister-Wahl in Meißen: Sieg einer stillen CDU-AfD-Allianz
Die stille Allianz von CDU und AfD verhindert in Meißen den Schlichter
Frank Richter als OB. Viele sehen darin ein Signal für anstehende Wahlen.
Oberbürgermeisterwahl in Sachsen: AfD und CDU proben Bündnis
Um Frank Richter als Oberbürgermeister zu verhindern, unterstützt die AfD
den CDU-Kandidaten Olaf Raschke. Der wehrt sich nicht dagegen.
OB-Wahl in Meißen: Gutmenschen können auch gewinnen
Sachsens Schlichter und Streiter Frank Richter ist auf dem Weg zum Meißener
Oberbürgermeister. Er setzt sich gegen eine sonst starke AfD durch.
OB-Wahl in Meißen: Ein Schlichter in Angriffslaune
Weil er Pegida in die Landeszentrale für politische Bildung lud, stand
Frank Richter in der Kritik. Jetzt will er Bürgermeister werden.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.