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# taz.de -- Bürgermeister-Wahl in Meißen: Sieg einer stillen CDU-AfD-Allianz
> Die stille Allianz von CDU und AfD verhindert in Meißen den Schlichter
> Frank Richter als OB. Viele sehen darin ein Signal für anstehende Wahlen.
Bild: Ein CDU-Mann bleibt Chef im Meißener Rathaus – die Taktik der AfD ging…
Meißen taz | Dem unabhängigen [1][Herausforderer Frank Richter] fehlten am
Sonntagabend nur 98 Wählerstimmen, um Oberbürgermeister im sächsischen
Meißen zu werden. 0,9 Punkte lagen zwischen ihm und den 43,5 Prozent, die
Amtsinhaber Olaf Raschke (CDU) im zweiten Wahlgang erzielen konnte.
[2][Im ersten Wahlgang] hatte Richter noch vier Punkte vor dem von der CDU
favorisierte parteilosen Amtsinhaber geführt. [3][Dann aber zog der
AfD-Kandidat Joachim Keiler zurück.] Die AfD rief zur Wahl Raschkes als dem
„kleineren Übel“ auf und startete ebenso wie der nationalistische
Gedenkverein für die Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft eine
Diffamierungskampagne gegen Richter. In Zweifel gezogen wurde insbesondere
seine friedensstiftende Rolle während des Umbruchs in der DDR 1989.
Die AfD-Taktik hatte offenbar Erfolg. Ihre 13,7 Prozent Wählerstimmen aus
dem ersten Wahlgang hievten Olaf Raschke doch noch zum dritten Mal ins Amt.
„Wir haben hier eine rote Übernahme verhindert“, erklärte der Meißner
AfD-Landtagsabgeordnete Carsten Hütter am Wahlabend. Dabei galt gerade der
Theologe und spätere Direktor der Sächsischen Landeszentrale für Politische
Bildung wegen seiner Gesprächsbereitschaft mit allen nicht als rot. Der
58-Jährige genoss sogar bei Teilen von Pegdia und bei den so genannten
besorgten Bürgern einen Vertrauensbonus. „Raschke hat sich nicht klar von
der AfD distanziert“, stellte Richter am Wahlabend fest. „Das macht mir
große Sorgen, auch wegen der weiteren politischen Entwicklung in Sachsen.“
Dennoch reichte er am Wahlabend Raschke und dem chancenlosen
FDP-Mitbewerber Martin Bahrmann die Hand. Richter mahnte, „aufgeworfene
Gräben in der Stadt zu überwinden“. Das hinderte einige Anhänger Raschkes
nicht daran, ihn mit Zipfelmützen zu verspotten. Richter hatte scherzhaft
die seit März formierte Initiative „Bürger für Meißen“ einmal als
„Zwergenaufstand“ bezeichnet. Die Resonanz auf ihre Kritik an Filz,
Stagnation und den festgefahrenen Zuständen in der Domstadt und der extrem
knappe Wahlausgang überraschten dann aber auch Raschke-Anhänger, die
vorwiegend in älteren und unternehmensnahen Kreisen Meißens zu finden sind.
## Funktionär ohne jedes Charisma
Die Bürgerinitiative, die Richter maßgeblich unterstützte, feierte ihren
Kandidaten trotz der Niederlage mit minutenlangem Beifall und dem Kanon
„Froh zu sein bedarf es wenig“. Bei der anschließenden Feier im
bekanntesten Weinlokal Meißens klangen aber auch die Sorgen an. „Der Beton
wächst weiter in der Stadt, aber die Jungen gehen weg“, hieß es.
Jugendliche bestätigten die latente Unlust an den Meißner Verhältnissen.
Oberbürgermeister Raschke, ein ehemaliges SED-Mitglied, gilt vielen als
klassischer Opportunist und Funktionär ohne jedes Charisma.
Nicht nur bei den Kultur- und Bildungsbürgern, die Richter unterstützten,
auch bei Schülern des sächsischen Elitegymnasiums St. Afra in Meißen wird
die stille Allianz von CDU und AfD als Signal für die Landtagswahlen in
einem Jahr gesehen. Zuvor wird die Kommunalwahl im Mai 2019 bereits Zeichen
setzen. Bis dahin wollen die „Bürger für Meißen“ möglichst zusammenblei…
und nicht resignieren.
Mit Unregelmäßigkeiten beim Versand der Briefwahlunterlagen zur
Bürgermeisterwahl befasst sich am Montagabend der Wahlprüfungsausschuss.
24 Sep 2018
## LINKS
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## AUTOREN
Michael Bartsch
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