# taz.de -- Starbucks-Filiale für Gehörlose eröffnet: Kaffee bestellen in Ge… | |
> Die Kaffeekette eröffnet ihre erste Filiale für Gehörlose in den USA. Der | |
> Deutsche Gehörlosen-Bund wünscht sich diesen Trend auch für Deutschland. | |
Bild: Alle 24 Mitarbeiter*Innen in der neuen Starbucks-Filiale sprechen die Ame… | |
BERLIN taz | S-T-A-R-B-U-C-K-S steht auf dem dunkelgrünen Sonnenschirm vor | |
dem frisch eröffneten Coffeeshop im Nordosten der Stadt Washington, D.C. | |
geschrieben. Eigentlich nichts Ungewöhnliches, möchte man meinen. Wäre da | |
nicht die Tatsache, dass es sich bei dem Schriftzug nicht um herkömmliche | |
Buchstaben, sondern um Handzeichen der Amerikanischen Gebärdensprache | |
handelt. Nur wenige Häuserblöcke von der Gaullaudet University – der | |
weltweit ersten Uni für Gehörlose – entfernt, hat die Kaffeekette am | |
Dienstag eine neue Filiale eröffnet. Das Besondere: Der Coffeeshop wurde | |
für Menschen konzipiert, die nur schwer bis gar nicht hören können. Das | |
US-amerikanische Unternehmen wollte mit der Gehörlosen-freundlichen Filiale | |
zeigen, dass es funktionieren kann, wenn Kunden mit verschiedenen | |
Ansprüchen zusammentreffen. | |
Im neuen Coffeeshop arbeiten 24 Angestellte, die selbst entweder sehr | |
schlecht oder gar nicht hören können. Sie kommunizieren mit den Kunden | |
ausschließlich in Amerikanischer Gebärdensprache. Die Mitarbeiter tragen | |
Schürzen, auf denen ebenfalls die Gebärde „Starbucks“ abgebildet ist. | |
Auch die Schilder im Shop sind zusätzlich mit den Handzeichen beschriftet. | |
So können auch Menschen, die die Amerikanische Gebärdensprache nicht | |
beherrschen, mit dem Personal und anderen Kunden kommunizieren. Zudem ist | |
es möglich, die Bestellung mit Hilfe eines digitalen Pads aufzugeben. | |
Sobald der Kaffee zubereitet ist, wird man darüber mittels eines großen | |
Bildschirms informiert, anstatt – wie in anderen Starbucks-Filialien – mit | |
dem Namen aufgerufen zu werden. | |
Für die gehörlose Kundschaft wurde die Starbucks-Filiale nicht nur mit | |
neuer Technik ausgestattet, sondern auch künstlerisch umgestaltet. Zum | |
Beispiel wurde eine Wand vollständig mit einem bunten Bild von einem | |
gehörlosen Maler der Gallaudet Universität verziert. Das Wandgemälde zeigt | |
ein kleines „d“ in Gebärdensprache, das für deafness – also Taubheit – | |
steht sowie ein großes „D“, stellvertretend für die gehörlose Identität. | |
Zusammen mit einem Auge und einer Hand, die einen Kaffeebecher hält, soll | |
das Bild das Verschmelzen gehörloser und hörender Menschen symbolisieren. | |
## Möbel wurden angepasst | |
Die Filiale wurde im sogenannten „Deaf-Space“-Stil eingerichtet. Das | |
bedeutet, dass die Räume so gestaltet worden sind, dass es mehrere | |
Lichtquellen gibt. Denn um Gebärdensprache gut verstehen zu können, ist | |
diffuses Licht besser als blendendes Licht. Gibt es zu viel Schatten im | |
Raum, ist es schwieriger zu kommunizieren. Deshalb wurden auch die Möbel | |
und andere Einrichtungsgegenstände entsprechend angepasst. | |
Die neue Filiale orientiert sich damit an das vor zwei Jahren eröffnete | |
Starbucks Café für Gehörlose in Kuala-Lumpur in Malaysia. Für die | |
Mitarbeiter seien die Starbucks-Filialien ein wichtiger Schritt, um neue | |
Arbeitsplätze für Gehörlose zu schaffen und hörende Menschen für das Thema | |
zu sensibilisieren, [1][wie sie gegenüber der Washington Post sagten.] | |
## Amerika als Vorbild für Deuschland | |
Der politischer Referent des [2][Deutschen Gehörlosen-Bunds (DGB)], Daniel | |
Büter, freut sich sehr über die neue Starbucks Filiale: „Ich bin begeistert | |
davon, was sich alles in Amerika tut. Dort gibt es eine wirkliche | |
Gehörlosenkultur, wo Menschen mit und ohne Gehör wirklich gleichgestellt | |
sind. Ich würde mir wünschen, dass dieser Trend auch auf Deutschland | |
überschwappt.“ Grund für diese Kultur sei laut Büter die strenge | |
amerikanische Antidiskriminierungpolitik, die in Deutschland wesentlich | |
schwächer ausgeprägt ist. | |
Neben Gehörlosen-freundlichen Lokalen würde der DGB auch mehr visuelle | |
Signale im Straßen- und Verkehrsbereich begrüßen. Büter: „Es gibt dort | |
schon sehr viel für Blinde, aber noch zu wenig für Gehörlose. Man kann zum | |
Beispiel zusätzliche LED-Lampen am Bürgersteig vor einer Ampel anbringen.“ | |
Der Deutsche Gehörlosen-Bund setze sich auch dafür ein, dass | |
Dolmetscherkosten im privatwirtschaftlichen Bereich übernommen werden, wie | |
zum Beispiel beim Einkaufen. Und nicht nur – wie bisher der Fall – in | |
öffentlich-rechtlichen Bereichen, wie bei Arztbesuchen, in Ämtern oder vor | |
dem Gericht. | |
25 Oct 2018 | |
## LINKS | |
[1] https://www.washingtonpost.com/business/2018/10/23/starbucks-opens-first-us… | |
[2] http://www.gehoerlosen-bund.de/ | |
## AUTOREN | |
Irina Angerer | |
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