| # taz.de -- Schwerbehinderten-Vertretung in Bremen: „Es geht um Empathie“ | |
| > Derzeit werden neue Vertreter*innen für Mitarbeiter*innen mit | |
| > Schwerbehinderung gewählt. Sie sollen mehr Inklusion in Betrieben | |
| > durchsetzen. | |
| Bild: 1.700 Bremer*innen können ihre Vertreter*innen wählen | |
| [1][HIER LESEN SIE DEN TEXT IN LEICHTER SPRACHE.] | |
| Rund 1.700 Bremer*innen sind seit Anfang Oktober zur Wahl der | |
| Schwerbehindertenvertretung der Behörden und Betriebe aufgefordert. Zwei | |
| Monate lang, noch bis Ende November also, gibt es die Möglichkeit eine | |
| Stimme abzugeben. Es gilt, das Amt der ‚Vertrauensperson schwerbehinderter | |
| Menschen‘ zu besetzen. „Wahlberechtigt sind alle Mitarbeitenden, die eine | |
| Schwerbehinderung haben oder dem Status der Schwerbehinderung | |
| gleichgestellt sind“ erzählt Marco Bockhold, Vertrauensperson in der | |
| Gesamtschwerbehindertenvertretung des Landes Bremen. Eine Gleichstellung | |
| bedeute in diesem Zusammenhang, dass eine Behinderung des sogenannten 30. | |
| oder 40. Grades nachgewiesen werden müsse. Ab dem, 50. Grad gilt eine | |
| Behinderung als Schwerbehinderung. | |
| „Mit der Gleichstellung ist für die Betreffenden Mitarbeitenden ein | |
| gleichwertiger arbeitsrechtlicher Schutz gewährleistet“ so Bockhold weiter. | |
| Die Vertrauensperson sei deshalb auch für die Vertretung dieser Rechte | |
| zuständig. Allein im öffentlichen Dienst haben in diesem Jahr 40 | |
| Dienststellen die Möglichkeit, zu wählen. „Etwa genauso viele haben keine | |
| Eigenständige Schwerbehindertenvertretung. Hier übernehmen wir als | |
| Gesamtschwerbehindertenvertretung diese Arbeit.“ Hinzu kommen die Betriebe | |
| der freien Wirtschaft, aber auch soziale Träger*innen und Kirchen. Die Wahl | |
| findet in Betrieben statt, die mehr als fünf Schwerbehinderte und | |
| Gleichgestellte beschäftigen. Einer der zahlreichen Bremer Betriebe, der | |
| derzeit seine Neuwahlen durchführt, ist Radio Bremen. Dagmar Schwärmer | |
| vertritt hier die Schwerbehinderten – und hat während der Wahl alle Hände | |
| voll zu tun. | |
| „Während wir die Wahl organisieren gibt es natürlich noch das Tagesgeschäft | |
| einer Schwerbehindertenvertretung.“ Dazu gehört es, Anträge fürs Arbeitsamt | |
| zu schreiben oder Beratungsgespräche zu behintertengerechten Arbeitsplätzen | |
| oder Rehamaßnahmen zu führen. „Viele Menschen wünschen sich eine | |
| ansprechbare Vertrauensperson für ihre persönlichen Anliegen.“ erzählt | |
| Schwärmer. Außerdem arbeite sie auch in den Betrieb hinein. „Ich versuche, | |
| eine breite Aufmerksamkeit für das Thema zu generieren, Sensibilität zu | |
| schaffen.“ Gerne betone sie deshalb Dinge immer und immer wieder, damit sie | |
| nicht nur akzeptiert, sondern in den Alltag der Menschen übergehen und in | |
| ihren Entscheidungen von Beginn an mitgedacht würden. | |
| Bei der Fülle der Aufgaben, die allein durch ehrenamtliche Arbeit bewältigt | |
| werden, braucht es für Bockhold vor allem eines: „Engagement. Es braucht | |
| Menschen, die sich voll für die Sache einsetzen.“ Die Beteiligung an | |
| Bewerbungsverfahren, Unterstützung bei Arbeitsplatzproblemen, Vermittlung | |
| von Hilfs- und Anlaufstellen, Überprüfung von Tarifverträgen – die Liste | |
| der Verantwortlichkeiten für die Schwerbehindertenvertretung ist lang. | |
| Dass für das Amt der Vertrauensperson jede*r Mitarbeiter*in kandidieren | |
| kann, empfindet Bockhold nicht als Problem. „Es geht bei dieser Aufgabe um | |
| Empathie. Sich für einen möglicherweise marginalisierten Personenkreis | |
| einzusetzen zeigt ja in der Regel schon eine Sensibilität für Bedürfnisse.“ | |
| Eine Interessenvertretung sowie Anlaufstelle könne deshalb, so zeige es die | |
| Erfahrung in den Betrieben, auch bedenkenlos an Menschen ohne eine | |
| Behinderung vergeben werden. | |
| Auch Schwärmer ist an den zwei Tagen, die sie in der Woche von ihrer | |
| eigentlichen Arbeit befreit wird, um die Schwerbehindertenvertretung zu | |
| administrieren, voll ausgelastet. Das langfristige Ziel, das sie mit ihrer | |
| Arbeit als Vertrauensperson verfolgt, ist ein gesellschaftlicher Wandel, | |
| hin zu einer Solidargemeinschaft. Damit fange sie in ihrem Betrieb an: „Ich | |
| möchte, dass aus Integration Inklusion wird.“ | |
| 2 Nov 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Lea Schweckendiek | |
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