# taz.de -- Kommentar Führung der CSU: Geht mit Gott, aber geht! | |
> Bisher trennte die CSU sich zügig von ihrer Spitze, wenn diese keinen | |
> Erfolg mehr garantierte. Ausgerechnet jetzt gibt die Partei dieses | |
> Prinzip auf? | |
Bild: Es dürfe kein „Weiter so!“ geben, sagen sie jetzt in der CSU. Und wa… | |
Niederlagen können Chancen sein. Dazu muss man sie aber auch ergreifen. Die | |
CSU beweist gerade eindrucksvoll, dass sie dazu nicht in der Lage ist. Die | |
Partei, zumindest aber ihre Führung hat nichts aus dem [1][desaströsen | |
Ergebnis dieser Landtagswahl] gelernt. | |
Selten war das Auseinanderklaffen von Wort und Tat so augenfällig. Schon | |
eine Viertelstunde nachdem die Wahllokale geschlossen haben stellt sich | |
Ministerpräsident Markus Söder vor seine Leute und bemüht tatsächlich | |
wieder dieses Wort: Demut. In Demut will Söder das Wahlergebnis annehmen. | |
Mit Verlaub, aber niemand hat dieses Wort im Verlauf des vergangenen Jahres | |
dermaßen missbraucht und zur leeren Floskel verkommen lassen wie dieser | |
Mann. Als er sich im Sommer auf die Seite Seehofers schlug und über | |
Asyltourismus schwadronierte, war das Demut? Es war kaltes Kalkül, es ging | |
um nicht mehr als ein paar schnelle Stimmen am rechten Rand. Und es war | |
unchristlich. Unsozial. Ganz zu schweigen vom Schaden, den die CSU-Spitze | |
in seltener Eintracht der Union und auch der Bundesregierung zugefügt hat. | |
Es dürfe kein „Weiter so!“ geben, sagen sie jetzt in der Partei. Und was | |
machen sie? Weiter so. In den ersten Amtshandlungen danach gilt es nun, | |
sich die Pfründen zu sichern. Thomas Kreuzer soll mit Unterstützung Söders | |
Fraktionschef bleiben und im Gegenzug einen Rückhalt für den | |
Ministerpräsidenten bilden. Und selbst den Parteichef, der zunehmend als | |
Last empfunden wird, lässt man vorerst gewähren, um nicht eine Lawine | |
loszutreten, deren Ausmaß niemand vorhersehen könnte. | |
Es gebe nichts zu beschönigen, sagen sie jetzt in der Partei. Und was | |
machen sie? Sie reden sich das Wahlergebnis schön. Von einem „tollen | |
Schlussspurt“ spricht Söder und betont den „klaren Regierungsauftrag“. G… | |
schön dreist. | |
## Zu schwach für den Putsch? | |
Es ist historisch, was hier gerade passiert. Bisher war die CSU bekannt | |
dafür, sich zügig von ihrem Spitzenpersonal zu trennen, wenn dieses keinen | |
Erfolg mehr garantierte. Ausgerechnet im Angesicht ihrer größten Niederlage | |
scheint die Partei dieses Prinzip aufzugeben. Ist die CSU inzwischen sogar | |
für einen Putsch zu schwach? Es hat den Anschein. | |
Natürlich hat Seehofer einen massiven Anteil an der Misere seiner Partei. | |
Und es ist verständlich, dass sich viele seinen Abgang wünschen. Doch das | |
Wahldesaster nur an ihm festzumachen, wie das Söders Jünger nun versuchen, | |
ist mehr als billig. Es war eine bayerische Landtagswahl. Selbst wenn die | |
abstruse Idee stimmte, dass das Ergebnis nichts mit dem Spitzenkandidaten | |
zu tun habe, spräche dies nicht für, sondern gegen diesen wirkungslosen | |
Kandidaten. | |
Söder und Seehofer hätten es in der Hand, mit ihrem Abgang den Weg für eine | |
Erneuerung der Partei frei zu machen, vielleicht sogar für interessante | |
[2][neue Experimente wie Schwarz-Grün]. Mit anderen Protagonisten, hießen | |
sie nun Aigner, Müller oder Weber, könnte man den Wählern tatsächlich | |
zeigen, dass es so nicht weitergehen soll. Dafür bräuchte es aber eine | |
besondere Charaktereigenschaft: Demut. | |
16 Oct 2018 | |
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## AUTOREN | |
Dominik Baur | |
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