| # taz.de -- Kommentar Deutsche Einheit: Differenzen anerkennen | |
| > Der Jahresbericht zur deutschen Einheit spiegelt wieder, wie tief die | |
| > Narben gegenseitiger Vorwürfe noch sind. Was hilft? Zuhören! | |
| Bild: „Besserwessis“ und „Jammerossis“ – das sitzt doch tiefer als ge… | |
| Vielleicht versteht man die Lücke, die noch immer zwischen Ost und West | |
| existiert, am besten, wenn man auf die Frauenbewegung schaut. Nach dem | |
| Mauerfall hatten Feministinnen beider Länder die feste Absicht, sich zu | |
| vereinen und eine starke Bewegung zu werden. Aber recht schnell stellten | |
| sie fest, dass sie weder die gleiche Sprache sprachen noch dieselben Ziele | |
| hatten. | |
| Während Ostfrauen sich als weitgehend gleichberechtigt gegenüber den | |
| Männern empfunden hatten und den Kampf um Gleichstellung nicht so stringent | |
| verfolgten wie Westfrauen, waren diese enttäuscht über so wenig Biss der | |
| ostdeutschen Schwestern. Was folgte, waren Vorwürfe, gegenseitiges | |
| Unverständnis und eine große Sprachlosigkeit. | |
| All das konnte bis heute nicht gänzlich aufgelöst werden – | |
| gesamtgesellschaftlich. Die Wucht von Zuschreibungen wie „Besserwessi“ und | |
| „Jammerossi“ ist offensichtlich größer, als sich das die meisten Menschen | |
| im Land wünschen. | |
| Da ist es egal, dass die einst staubigen Dorfstraßen in | |
| Mecklenburg-Vorpommern seit Jahren sauber betoniert sind. Ebenso wenig | |
| spielt es eine Rolle, dass viele Sachsen seit Jahren in Bayern Karriere | |
| machen und nicht von morgens bis abends wehklagen. | |
| ## Leistungen aufwerten, Unterschiede anerkennen | |
| Wie tief die Narben der einst zugefügten Verletzungen sind, spiegeln der | |
| [1][Jahresbericht zur deutschen Einheit] und die Debatte dazu am Donnerstag | |
| im Bundestag wider. Politiker*innen aus dem Westen blieben der | |
| Plenarsitzung weitgehend fern, ostdeutsche Abgeordnete forderten das, was | |
| sie seit Jahren beanspruchen: gelebtes Leben in der DDR ernst nehmen, | |
| Leistungen aufwerten, Unterschiede zwischen Ost und West anerkennen. | |
| Was spricht dagegen, Differenzen stehen zu lassen? Diversität, das zeigen | |
| mittlerweile viele Wirtschaftsstudien, ist gewinnbringend für Unternehmen. | |
| Warum sollte das nicht auch auf die Republik und ihre Menschen zutreffen? | |
| Voraussetzung dafür ist allerdings, dass Ost- und Westdeutsche einander | |
| zuhören, sich gegenseitig akzeptieren und sich positiv aufwerten. | |
| 2 Oct 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Simone Schmollack | |
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