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# taz.de -- Gesetzesinitiative in Thüringen: Kinder sind ein Grund zu feiern
> Rot-Rot-Grün in Thüringen will den Weltkindertag zum Feiertag erklären.
> Der Thüringer Wirtschaftsverband hält das für unnötig.
Bild: Eltern-Kind-Zeit am Weltkindertag
Erfurt taz | Auf dem Anger, dem zentralen Platz der Thüringer
Landeshauptstadt Erfurt, probte die rot-rot-grüne Koalition am 20.
September schon einmal für eine neue Feiertagsregelung. Kinder durften vor
Freude über den Platz hüpfen und springen, dass sie ab 2019 an diesem
Weltkindertag nicht mehr zur Schule gehen müssen. Auch ihre Eltern sollen
von der Arbeit befreit sein, damit die Familien gemeinsam etwas unternehmen
können. Einen entsprechenden Gesetzesentwurf wollen Linke, SPD und Grüne am
Mittwoch im Thüringer Landtag einbringen.
Die Trennlinien von Arbeit und Freizeit würden immer mehr verschwimmen,
begründet eine Mitteilung der Koalitionsfraktionen das Vorhaben. Viele
Beschäftigte müssten sich auch nach Feierabend noch mit der Arbeit
beschäftigen. „Der Feiertag ist ein Beitrag zur Steigerung der Kinder- und
Familienfreundlichkeit und damit auch zur Steigerung der Attraktivität des
Wirtschaftsstandortes Thüringen“, heißt es in der Mitteilung. Er sei
zugleich eine Aufforderung, Familienaspekte auch in Tarifverträgen und im
Arbeitsalltag stärker zu berücksichtigen.
Im Ländervergleich habe Thüringen mit zehn gesetzlichen Feiertagen weniger
als andere, führt Rot-Rot-Grün außerdem an. Die Linke hatte ursprünglich
den in der DDR üblichen 1. Juni als Kinder-Feiertag favorisiert. Die
traditionellen Feiern an diesem Tag und die Häufung der Feiertage im Juni
aber legten schließlich den UNO-Weltkindertag nahe.
## CDU verweigert sich nicht ganz
Die CDU lehnt einen zusätzlichen Feiertag zwar ab, verweigert sich aber
nicht ganz. Der Parlamentarische Geschäftsführer Jörg Geibert schlug vor,
die Steuereinnahmen dieses Tages zur gezielten Familienförderung zu
verwenden. „Man könnte Unternehmen zum Beispiel die Kosten für die
Urlaubstage erstatten, die sie Müttern oder Vätern zusätzlich gewähren“,
regte Geibert an. Er rechnete außerdem vor, dass es mit dem neuen Feiertag
nur 0,4 Prozent mehr arbeitsfreie Zeit im Jahr gebe und dass nur in einem
Viertel der Thüringer Haushalte minderjährige Kinder lebten.
Der Verband der Wirtschaft Thüringens hält einen 63. arbeitsfreien Tag im
Jahr für „unnötig“: Die Wochenenden würden zur Pflege der
Eltern-Kinder-Beziehung genügen. Der Dachverband hat einen
Wertschöpfungsverlust von 72 Millionen Euro errechnet. Die Kompensation des
um 0,5 Prozent erhöhten Pflegeversicherungsbeitrages durch die Aufhebung
des Buß- und Bettages würde damit wieder aufgehoben. Auch Arbeitnehmer
müssten also mit einer Beitragserhöhung rechnen. Zudem erschwere ein
weiterer Feiertag, der von Regelungen anderer Bundesländer abweicht, die
von der Wirtschaft angestrebte Harmonisierung.
25 Sep 2018
## AUTOREN
Michael Bartsch
## TAGS
Schwerpunkt Thüringen
Feiertage
Pogromnacht
Feiertagsdebatte
DDR
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