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# taz.de -- Moorbrand im Emsland: Über 500.000 Tonnen Kohlendioxid
> Wegen des noch immer andauernden Schwelbrands bei Meppen wird
> Katastrophenalarm ausgelöst. Die AnwohnerInnen sollen Häuser verlassen.
Bild: Eine Löschraupe beim Moorbrand auf dem Gelände der Wehrtechnischen Dien…
Am Wochenende hat es geregnet, und der Wind wehte nicht so stark wie
vorhergesagt: etwas Entspannung für die knapp 1.500 Einsatzkräfte, die seit
Tagen den Schwelbrand in einem Moor im Emsland bekämpfen. Und für die
Einwohner zweier vom Feuer bedrohter Ortschaften. Am Freitag hatte der
Landkreis Emsland [1][Katastrophenalarm ausgelöst]. Die Menschen in Groß
und Klein Stavern sollten Medikamente und Dokumente zusammenpacken und sich
auf eine Evakuierung vorbereiten. Bislang mussten die Leute ihre Häuser
nicht verlassen, der Alarm bleibt aber weiter bestehen.
Am 3. September hatten von einem „Tiger“-Hubschrauber der Bundeswehr
abgefeuerte Raketen das Moor auf dem Waffentestgelände WTD 91 bei Meppen in
Brand gesetzt. Das Feuer breitete sich in der Folge auf einer Fläche von
bis zu zwölf Quadratkilometern aus, die Rauchwolke war zeitweise bis Bremen
zu sehen, der Qualm noch in 200 Kilometer Entfernung zu riechen. Auch
Satellitenaufnahmen aus dem All zeigen die Rauchfahne.
Die Löscharbeiten sind schwierig. Viele Glutnester liegen mehrere Meter
unter der Erdoberfläche, auf dem Gelände befinden sich Munitionsreste.
Löschwasser muss aufwändig aus der Ems herangepumpt werden. Neben Soldaten
sind Feuerwehren und das Technische Hilfswerk im Einsatz. Seit Samstag auch
die Luftwaffe mit einem Transporthubschrauber und einem Aufklärungs-Tornado
für Wärmebildaufnahmen unterwegs.
Nachdem die Bundeswehr zunächst gar nicht und dann nur schleppend über den
Brand informiert und auch die Feuerwehr viel zu spät im Hilfe gebeten
hatte, [2][besuchte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen am Samstag
die Region]. Die CDU-Politikern zeigte sich bei der Visite reumütig,
entschuldigte sich mehrfach für Kommunikationspannen und stellte auch die
Frage, ob es wirklich notwendig gewesen sei, nach monatelanger Trockenheit
im Freiland Raketen zu testen. Der Wehrbeauftragte des Bundestags,
Hans-Peter Bartels (SPD), sieht den Moorbrand als „Alarmsignal für den
maroden Zustand der Ausrüstung der Bundeswehr.“ Der Truppe fehle es in
allen Bereichen an einsetzbarem Gerät.
## Ermittlungen wegen Brandstiftung
Die Staatsanwaltschaft Osnabrück hatte bereits in vergangenen Woche
Ermittlungen wegen Brandstiftung eingeleitet und Liegenschaften der
Bundeswehr durchsuchen lassen. In der Kritik ist die Bundeswehr zudem wegen
der Behauptung, eine akute Gesundheitsgefährdung bestehe infolge des
Brandes nicht. Mehrere Mediziner haben dieser Darstellung widersprochen.
Durch den Schwelbrand seien viel Gas und feste Partikeln freigesetzt
worden, sagte Klaus Rabe, Facharzt an der LungenClinic Grosshansdorf in
Schleswig-Holstein, im NDR.
Eine „Gefahr für die Gesundheit“ sieht auch Michael Barczok vom
Bundesverband der Pneumologen, Schlaf- und Beatmungsmediziner. Junge und
gesunde Menschen seien weniger betroffen, für Menschen mit chronischen
Lungenerkrankungen sei die Feinstaubbelastung aber ein Problem, sagte der
Arzt der Neuen Osnabrücker Zeitung. Betroffenen riet er, vorübergehend zu
Bekannten in einen anderen Ort ziehen. Anwohner sollten zudem Türen und
Fenster geschlossen halten.
Nach ersten Berechnungen des Naturschutzbundes (Nabu) sind durch den Brand
bislang mehr als 500.000 Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre gelangt – so
viel, wie 50.000 Menschen ein Jahr lang produzieren. Abgesehen von den
Schäden für Klima und Gesundheit könnten unzählige Insekten, Spinnen und
Reptilien vor der Hitze nicht fliehen und verendeten.
Seit Samstag ist ein Einsatzwagen des Landesamts für Natur, Umwelt und
Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen rund um Meppen im Einsatz. In dem
mobilen Labor können Experten Proben direkt vor Ort auf giftige
Brandrückstände analysieren.
23 Sep 2018
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## AUTOREN
Reimar Paul
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