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# taz.de -- Berliner Polizei nach Keylogger-Fund: Seltsame Erklärungsversuche
> Ein Scherz soll der Spionageversuch bei der Polizei gewesen sein. So
> steht es zumindest in einem erratischen Statement der Behörde.
Bild: „Davon heben wir, die Polizei Berlin, uns allerdings ab.“ Achso.
Ein Keylogger ist ein Gerät, das zwischen Tastatur und Computer gesteckt
alle Tastenanschläge aufzeichnet und in einer Datei archiviert. Eingesetzt
werden Keylogger, um Rechner auszuspionieren. Die gesamte Kommunikation,
darunter natürlich auch Passwörter und dergleichen, können so leicht in die
falschen Hände gelangen. Wer Keylogger benutzt, dringt mit böswilliger
Absicht in die Privatsphäre oder (im Zweifelsfall vertrauliche)
Arbeitsumgebung anderer ein. Oder es handelt sich um einen Scherz.
So zumindest [1][erklärt die Berliner Polizei einen Keylogger], der bereits
im März an einem ihrer Rechner gefunden wurde, wie in der vergangenen Woche
durch Medienberichte bekannt wurde. „Von Spionage keine Spur!
Selbstverständlich wurden trotzdem ein Strafverfahren und später ein
Disziplinarverfahren eingeleitet.“ Auch betont die Behörde, dass der
Keylogger entdeckt worden sei, bevor er Daten auslesen konnte und dass der
betroffene Rechner mit keinem sensiblen System wie den Poliks-Daten
verbunden gewesen sei.
Das alles ist schon etwas schräg – oder „kurios“ wie sich die Polizei in
der Sache auszudrücken beliebt. Noch kurioser jedoch ist ein völlig
zusammenhangloses, dafür aber ellenlanges Stück verdruckster
Rechtfertigungslyrik, die den Sachmitteilungen in der offiziellen
Stellungnahme vorangestellt ist. Zunächst wird die banale Tatsache
beschrieben, dass Menschen alltäglich mit Daten umgehen und diese Daten an
verschiedensten Punkten verarbeitet werden. „Davon heben wir, die Polizei
Berlin, uns allerdings ab. Weshalb fragen Sie sich?“ Eigentlich nicht, aber
sprechen Sie, die Polizei Berlin, ruhig weiter. Und das tut sie auch. In
epischer Breite wird das hohe Sicherheitsniveau in der Behörde erläutert
und beschrieben, dass man trotzdem vor „Fehltritten Einzelner“ nicht gefeit
sei.
25.000 Menschen seien es, „die in der Polizei Berlin ihren Dienst versehen
und für Ihre Sicherheit einstehen, ob nun direkt auf der Straße oder
indirekt als Helfende im Hintergrund. Ein Grund zur Pauschalisierung? Ein
Grund zur Vorverurteilung aller?“ Ist das eine Fangfrage? Wird die Antwort
gelogged? Bevor der Bürger Ja oder Nein sagen kann, wird er belehrt, dass
die Berliner Polizei so groß wie Falkensee sein, das tatsächlich aber fast
doppelt so viele Einwohner hat. „Würde dort jemand z. B. eine Straftat
begehen, würde nicht über die gesamte Bevölkerung geurteilt. Auch wenn an
Beschäftigte einer Polizei ein besonders hoher Maßstab an Gesetzestreue
anzulegen ist, scheint dieses Sinnbild recht eingängig.“
„Eingängig“ ist hier leider überhaupt nichts. Aber immerhin wissen wir
jetzt, was die Berliner Polizei so für „kurios“ hält, und kennen den Humor
mindestens eines ihrer KollegInnen. Auch wissen wir, dass die Polizei gerne
eine Mittelstadt im Umland wäre und dass sie zu Verfehlungen ihrer
MitarbeiterInnen erst nach Medienberichten Stellung nimmt. Obwohl,
Letzteres wussten wir auch schon vor dem Keylogger.
23 Sep 2018
## LINKS
[1] https://www.berlin.de/polizei/polizeimeldungen/fakten-hintergruende/artikel…
## AUTOREN
Daniél Kretschmar
## TAGS
Polizei Berlin
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