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# taz.de -- Korruptionsskandal in Malaysia: Ex-Premier angeklagt
> Najib Razak soll Millionen aus einem von ihm verwalteten Staatsfonds
> abgezweigt haben. Im Mai verlor er deshalb schon die Wahl
Bild: Najib Razak am Donnerstag beim Verlassen des Gerichts in Kuala Lumpur
MANILA taz | Dunkelblauer Anzug, farblich passende Krawatte, weißes Hemd
und die Anspannung deutlich ins Gesicht geschrieben – so erschien Malaysias
ehemaliger Premierminister Najib Razak am Donnerstag vor Gericht. Das
klagte ihn wegen Korruption, Geldwäsche und Amtsmissbrauch in satten 24
Fällen an.
Najib war bereits am Vortag festgenommen worden. Doch am Donnerstag Abend
wurde er gegen Zahlung einer Kaution von umgerechnet 700.000 Euro wieder
auf freien Fuß gesetzt.
Er steckt tief im Skandal um die verschwundenen 4,5 Milliarden US-Dollar
aus dem Staatsfonds 1MDB. Das hat dem 65-Jährigen bereits bei der Wahl vom
9. Mai seinen Job als Premierminister und seiner seit der Unabhängigkeit
Malaysias vor über 60 Jahren regierenden Partei Umno die Macht gekostet.
Najibs zahlreiche Gegner halten sich mit Jubel über die Anklagen zurück,
während die Umno treu zu ihrem früheren Frontmann steht. Zumindest tut sie
öffentlich so. Umno-Vize Ismail Sabri Yaakob war zusammen mit zwanzig
Parteibonzen als moralische Beistandsgruppe vor dem Gericht erschienen und
durfte nach einigem Gerangel mit der Polizei auch in den Gerichtssaal.
## Najibs Partei zeigt sich refomunwillig
Als einer der Umno-Leute Najib ein herzliches „Hey Boss“ zurief, entlockte
das dem Angeklagten das erste Lächeln des Tages.
Nur einen Tag vor Najibs Anklage war sein ehemaliger Außenminister zusammen
mit einem weiteren hochrangigen Funktionär aus Frust über den Unwillen
ihrer Partei zu Reformen demonstrativ aus der Umno ausgetreten. In den
Medien wird bereits über eine bevorstehende Austrittswelle spekuliert.
Als Premierminister hatte Najib bereits etliche altgediente Umno-Politiker
aus seinem Kabinett geworfen und aus der Partei ausgeschlossen, die es
gewagt hatten, eine schonungslose Aufklärung des 1MDB-Skandals zu
verlangen.
Najib beteuert auch jetzt wieder seine Unschuld. Die Millionen auf seinen
Konten nennt er ein Geschenk der saudischen Königsfamilie.
Seit seinem Machtverlust sind Polizeiverhöre, Gerichtssäle und Anklagen für
Najib ein vertrautes Milieu. Bereits im Juli und August wurden sieben
Anklagen wegen Bestechlichkeit, Untreue und Geldwäsche gegen ihn erhoben.
Kurz nach der Wahl beschlagnahmte die Polizei bei Razzien in Wohnungen von
Najib und seiner Gattin, Rosmah Mansor, säckeweise Bargeld und Hunderte
extravagante Handtaschen, von denen viele mit Juwelen vollgestopft waren.
Auch Rosmah drohen demnächst Anklagen in 20 Fällen von Geldwäsche.
## Auch ein ungeklärter Mordfall soll untersucht werden
Für das Politpaar könnte es allerdings noch dicker kommen. Die Regierung
des neuen Premierministers Mohammed Mahathir will den Mord an Altantuya
Shaariibuu wieder aufrollen. Das damals 28-jährige Model aus der Mongolei
war 2006 in der Nähe von Kuala Lumpur mit militärischem C4-Sprengstoff in
die Luft gesprengt worden.
Sie soll die Geliebte von Najib gewesen sein, der damals
Verteidigungsminister war. Zudem diente sie ihm bei Verhandlungen mit
Frankreich über den Kauf von zwei U-Booten als Übersetzerin. Bei den
Gesprächen soll es auch um Schmiergeld in Millionenhöhe gegangen sein.
Musste Altantuya vielleicht sterben, weil sie zu viel wusste? Oder war es
Mord aus Eifersucht? Spuren sollen zu Rosmah und Najib führen.
20 Sep 2018
## AUTOREN
Michael Lenz
## TAGS
Malaysia
Najib Razak
Mahathir Mohamad
Schwerpunkt Korruption
Geldwäsche
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Bei Razzien in Wohnungen des Ex-Premierministers Najib Razak und seiner
Frau findet die Polizei Bargeld, Juwelen und viele teure Handtaschen.
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