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# taz.de -- Forderung nach Verbot von Killerrobotern: Nicht länger Science Fic…
> In Genf verhandeln Vertreter aus mehr als 75 Nationen über Waffensysteme
> mit künstlicher Intelligenz. Es gibt gute Argumente für ihr Verbot.
Bild: Demonstration am Sonntag vor dem Brandenburger Tor in Berlin gegen milit�…
Sie stehen schon bereit, werden aber noch nicht eingesetzt: mit künstlicher
Intelligenz ausgestattete Kampfmaschinen, die – weil lernfähig – ihre Ziele
autonom ansteuern, zerstören oder töten. Darüber wie, wo und wann sie zum
Einsatz kommen sollen, verhandeln ab Montag Regierungsexperten aus mehr als
75 Nationen im Rahmen der „UN-Konvention über bestimmte konventionelle
Waffen“ drei Tage lang in Genf.
Ein Vorschlag liegt schon auf dem Tisch. Er stammt von Amnesty
International. Die Menschenrechtsorganisation fordert ein generelles Verbot
sogenannter Killerroboter. Entscheidungen über Tod und Leben dürften nicht
Maschinen überlassen werden, erklärte Amnesty in der Nacht zu Montag in
einer Mitteilung. „Wir bewegen uns in eine Zukunft, in der Menschen aus den
Entscheidungsprozessen beim Einsatz von Gewalt ausgeschlossen sind“,
erklärte die Amnesty-Mitarbeiterin Rasha Abdul Rahim.
Amnesty steht mit seiner Forderung nicht allein. Tatsächlich wollen
zahlreiche Staaten sogenannte Killerroboter verbieten. Länder wie etwa die
USA, Rußland, China, Großbritannien und Israel, die solche Waffen bauen,
wollen dagegen ihre technischen Neuentwicklungen nicht behindert sehen. Sie
streiten deshalb über eine genaue Definition, welche Geräte und Systeme
überhaupt als autonome Waffen gelten sollen.
Zwar sind Killerroboter, wie Amnesty richtig sagt, nicht mehr Stoff nur von
Science-Fiction, die entsprechenden Drehbuchszenen lassen sich freilich
weiterhin schön ausmalen. An erster Stelle steht der Plot, in dem sich die
Waffensysteme gegen ihre Entwickler beziehungsweise ihre Anwender richten.
Aber diese Idee ist dann wahrscheinlich doch zu schön, um wahr zu sein.
Eher werden sie von feindlichen Hackern gekapert und umprogrammiert, so
dass sie ein Massaker unter Zivilisten anrichten. Damit ist der Gegner
eines Kriegsverbrechens überführt und seine Mission untergraben.
Einen solchen Plot fordert schon die militärisch-technische
Entwicklungslogik der neuesten Waffensysteme heraus. Diese geht dahin, die
eigenen teuren Soldaten weitmöglichst vor den Folgen des Waffeneinsatzes zu
schützen, sie also nach Möglichkeit gleich ganz aus dem Kampfgeschehen
herauszuhalten. Mittendrin im Kampfgeschehen, das zeigen sämtliche
aktuellen Kriege, die selbst im globalen Süden vor allem Kämpfe um die
Städte sind, ist die Zivilbevölkerung. Mit ihrer Flucht und Vernichtung
wird Politik gemacht.
Man kann sich natürlich vorstellen, dass die Militärs sagen werden, eben
weil Kriege in den urbanen, dicht besiedelten Zentren gewonnen werden, sind
Kampfroboter eine ideale Waffe, die Bevölkerung zu schonen. [1][Der
Science-Fiction-Clip „Slaughterbots“] von 2017 zeigt eine nicht mal
Streichholzschachtel große Mini-Drohne, die sirrend durch einen
Konferenzraum schwebt, wo ein Bühnenredner im Stile von Steve Jobs zu Gange
ist. Immerhin noch auf dessen Befehl hin wird die Drohne zum
Kamikaze-Flieger, der eine Versuchspuppe auf der Bühne zielgenau
explodieren lässt. In der Logik von Militärs könnte eine Invasion tausender
solcher fliegender Sprengvorrichtungen zehntausende Zivilisten vom
Kampfgeschehen unberührt lassen.
Der Schwarm könnte sich aber auch ganz selektiv auf zehntausende Zivilisten
stürzen, die der falschen Religion, der falschen Ethnie, dem falschen
Geschlecht oder der falschen Partei angehören. Trotzdem: Auszuschließen, es
könne eine KI-gesteuerte Technik entwickelt werden, die in stressigen
Kampfsituationen besser als Menschen darin ist, das Kriegsvölkerrecht zu
beachten, wäre vielleicht doch voreilig. Zumal man ja nicht sagen kann,
dass in der langen Geschichte des Krieges sich menschliche Kampftruppen
hier als irgendwie vorbildlich gezeigt hätten.
27 Aug 2018
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=9CO6M2HsoIA
## AUTOREN
Brigitte Werneburg
## TAGS
Vereinte Nationen
Politische Kunst
Killerroboter
Autonome Waffen
Rüstung
Killerroboter
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