# taz.de -- Kolumne Couchreporter: Staubiges Konzept, gut umgesetzt | |
> „Die Brücke“ hat das Prinzip der länderübergreifenden Serie berühmt | |
> gemacht. Jetzt zeigt Arte „Elven“ aus dem norwegisch-finnisch-russischen | |
> Grenzgebiet. | |
Bild: Die ErmittlerInnen und das verschwundene Mädchen | |
Schon 2006 wurde der Drehbuchautor Hans Rosenfeldt damit beauftragt, das | |
Konzept für eine dänisch-schwedische Krimiserie zu entwickeln. Fünf Jahre | |
später lief „Die Brücke – Transit in den Tod“ im skandinavischen Fernse… | |
und triumphierte überall auf der Welt. | |
Rosenfeldts Grundidee war simpel wie genial: Exakt in der Mitte der | |
Öresundbrücke zwischen Kopenhagen und Malmö – und damit genau auf der | |
Grenze der beiden Nachbarstaaten – wird eine Leiche gefunden. Die | |
Polizeidirektionen der beiden Länder müssen zusammenarbeiten. | |
Kompetenzgerangel, offene und unterdrückte Rivalitäten und Konflikte wegen | |
der regionalen Unterschiede sind die logische Folge. „Die Brücke“ wurde zur | |
symbolischen Erzählung für die gesellschaftspolitischen Krisen, die es | |
gegenwärtig in der europäischen Gemeinschaft zu bewältigen gibt. | |
Aufgrund des weltweiten Erfolgs der Serie und des, für Sender | |
hochattraktiven Ko-Produktionsmodells, fand Rosenfeldts Grundgedanke | |
zahlreiche Nachahmer, die das Prinzip „Mord auf der Ländergrenze“ ziemlich | |
strapaziert haben. Beispiele: die britisch-französische Variante „Der | |
Tunnel“, die US-amerikanisch-mexikanischen Adaption „The Bridge – America… | |
die belgisch-dänisch-deutsch-schweizerische (!) Variation „Das Team“, die | |
schwedisch-französischen Kooperation in „Midnight Sun“ oder die anstehenden | |
deutsch-österreichischen Ko-Produktion „Der Pass“. | |
So hat es nun die norwegische Serie „Elven – Fluss aus der Kälte“ schwer, | |
das Interesse der gelangweilten Zuschauer auf sich zu ziehen, wenn es in | |
der Inhaltsangabe heißt: „Im norwegisch-finnisch-russischen Grenzland | |
findet ein junges Mädchen einen menschlichen Arm am Fluss. Das Mädchen | |
verschwindet kurz darauf spurlos.“ Denn das ist ja das andere Trend-Thema | |
von Serien der letzten Jahre; ständig und überall müssen Kinder und | |
Jugendliche verschwinden, um die Geschichte in Gang zu bringen, ob sie nun | |
„The Missing“, „Stranger Things“, „Dark“ oder eben „Das Verschwin… | |
heißt. | |
## Trotzdem eine gute Serie | |
Aber „Elven“ zeigt auch, dass angestaubte Grundprämissen nichts über die | |
Qualität einer Serie aussagen müssen. Denn sowohl das verschwundene Mädchen | |
als auch die Leichenteile sind natürlich die Symptome einer großen | |
Erzählung, mit der sich der eigenbrötlerische Polizist Thomas Lønnhøiden | |
und die Offizierin Mia Holt konfrontiert sehen. Sie reicht zurück bis in | |
den Kalten Krieg, historische, militärische und politische Stränge der | |
jüngeren Geschichte Russlands und Norwegens kreuzen und verheddern sich | |
hier. | |
„Elven“ ist also interessanter, als man es nach der kurzen Inhaltsangabe | |
vermuten würde, selbst wenn die düstere Serie von Magret Bergheim und Arne | |
Berggren letztendlich dann doch mit ihrem verzwickten und etwas | |
überkonstruierten Plot sowie der Kühle ihrer Figuren zu kämpfen hat. Als | |
Seismograph für eine gesellschaftspolitische Atmosphäre und Türöffner in | |
die Untiefen nationaler Befindlichkeiten funktionieren die mörderischen | |
Grenzgeschichten aber immer noch ganz gut. | |
Arte zeigt die achtteilige Serie ab dem 23. August um 20.15 Uhr an drei | |
aufeinanderfolgenden Donnerstagen. | |
23 Aug 2018 | |
## AUTOREN | |
Jens Mayer | |
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