Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Trump attackiert US-Notenbank: Bruch mit der Tradition
> Der Streit um die Notenbank Fed hat in den USA Tradition – doch dass der
> Präsident dabei mitmacht, ist neu.
Bild: Donald Trump will weiter billige Dollars
Der Kampf um die zentrale Steuerung des Bankensystems ist in den USA fast
so alt wie das Land selbst. Schon kurz nach der Unabhängigkeit teilten sich
die Gründerväter in Anti-Federalists und Federalists. Letztere waren
Anhänger eines starken Zentralstaats, erstere pochten auf die Souveränität
der Bundesstaaten. Die politischen Gegensätze manifestierten sich unter
anderem auch in der Frage nach einer US-Zentralbank. Die Anti-Federalists
um Thomas Jefferson kritisierten die 1792 gegründete First Bank of the
United States als unzulässige Zentralisierungsmaßnahme, die nur den
Interessen privater Geschäftsleute zugutekomme.
Und so wurde die „First Bank of the United States“ nach nur zwanzig Jahren
wieder abgeschafft. Erst unter Präsident Woodrow Wilson wurde 1913 wieder
eine Zentralbank ins Leben gerufen – die Federal Reserve (Fed), die bis
heute existiert und unabhängig den Leitzins in den USA bestimmt.
Doch auch heute hat die US-Notenbank zahlreiche Gegner. Libertäre
Republikaner bezeichnen die Fed als korrupt und machen sie für den
Wertverlust des US-Dollars verantwortlich. Außerdem habe sie zu wenig
getan, um die Finanzkrisen von 1929 und ab 2007 zu verhindern.
Präsidenten haben sich bisher jedoch damit zurückgehalten, Entscheidungen
der Notenbank offen zu kritisieren. Donald Trump bricht nun mit dieser
Tradition. „Ich bin nicht begeistert davon, dass er die Zinsen erhöht“,
sagte US-Präsident am Montag mit Blick auf den [1][von ihm nominierten
Fed-Chef Jerome Powell]. Auf die Frage, ob er an die Unabhängigkeit der
Notenbank glaube, sagte der Präsident, er glaube an eine Fed, die „das tut,
was gut für das Land ist“.
## Trump fürchtet um das Wirtschaftswachstum
Als Reaktion auf das solide Wachstum der US-Wirtschaft (4,2 Prozent im
zweiten Quartal aufs Jahr gerechnet) hatte die Fed den Leitzins in diesem
Jahr bereits zweimal angehoben, allerdings nur sehr moderat. Zwei weitere
Zinserhöhungen werden noch in diesem Jahr erwartet. Trump fürchtet
womöglich, dass die Fiskalpolitik der Fed das Wirtschaftswachstum abwürgt –
und versucht nun öffentlich Einfluss auf deren Geldpolitik zu nehmen.
Andernorts kann man derzeit allerdings beobachten, welche Auswirkungen das
Gegenmodell zur unabhängigen Notenbank haben kann. In der Türkei
[2][versucht Präsident Erdoğan seit Monaten, die Zentralbank zu einer
Zinssenkung] zu bewegen, obwohl die Lira ständig an Wert verliert. Erdoğan
will künftig den Notenbank-Präsidenten ohne Konsultation sogar selbst
ernennen. Damit dürfte es noch schwerer werden, die Geldwertstabiliät zu
erhalten. [3][In Venezuela strich die Regierung einfach fünf Nullen des
Bolívar]. Statt einer unmittelbaren Stimulation durch die Ausgabe neuer
Geldscheine blieben viele Läden in der Hauptstadt Caracas geschlossen.
Beobachter sehen die Unabhängigkeit der US-Notenbank allerdings nicht
gefährdet. Trump wolle die Fed nur ein wenig unter Druck setzen, sagte
Marktanalyst Keith Lerner. Der Markt schaue mehr auf die Entscheidungen der
Fed als auf Kommentare des Präsidenten.
21 Aug 2018
## LINKS
[1] /Kommentar-Neuer-Fed-Chef/!5460025
[2] /Finanzpolitik-der-Tuerkei/!5523471
[3] /Wirtschaftsreformen-in-Venezuela/!5529678
## AUTOREN
Jörg Wimalasena
## TAGS
Donald Trump
Fed
Zinspolitik
US-Notenbank
Recep Tayyip Erdoğan
Federal Reserve
Inflation
Schwerpunkt Türkei
Geldpolitik
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
## ARTIKEL ZUM THEMA
Entscheidung der Federal Reserve: US-Notenbank erhöht erneut Leitzins
Die US-Notenbank lässt sich von Trumps Warnungen nicht beeindrucken und
erhöht den Leitzins – zum vierten Mal in diesem Jahr. Die Börsen reagieren
prompt.
Inflation in Venezuela: Neuer Bolivar mit fünf Nullen weniger
Präsident Maduro führt eine neue Währung ein. Aber solange er den Haushalt
über die Notenpresse finanziert, wird die Inflation nicht enden.
Finanzpolitik der Türkei: Erdoğan vereinnahmt die Zentralbank
Das Gremium tut, was der Präsident will: Die Leitzinsen bleiben
unverändert. Die Märkte hatten dringend auf Inflationsbekämpfung gehofft.
Geldpolitik der Europäischen Zentralbank: EZB drosselt Geldflut
Jahrelang haben Europas Währungshüter Anleihen im Billionenwert gekauft.
Das wird nun reduziert. Ein riesiges Problem bleibt.
Trump und die Finanzmärkte: Rhetorische Dollarschwäche
In einem Interview mit dem „Wall Street Journal“ versuchte der
US-Präsident, verbal den Dollar zu drücken – und lobte die US-Notenbank
Fed.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.