# taz.de -- Gedenken an den Mauerbau in Berlin: Kränze für Peter Fechter | |
> Vor 57 Jahren riegelte die DDR ihre Grenze ab. In Mitte versammelte sich | |
> die politische Prominenz Berlins, um die Mauertoten zu ehren. | |
Bild: Ein Volkspolizist bringt den leblosen Körper Peter Fechters aus dem Maue… | |
BERLIN taz | Zu Trommelwirbel treten die Offiziellen vor und zupfen die | |
Bänder ihrer Kränze zurecht. An diesem 13. August, dem 57. Jahrestag des | |
Mauerbaus, finden sich eine Vielzahl diskreter Sicherheitsbeamter zwischen | |
schwarzen Limousinen in der abgesperrten Zimmerstraße ein. Keine 200 Meter | |
vom Checkpoint Charlie wird der Toten an der innerdeutschen Grenze gedacht. | |
Gekommen sind VertreterInnen aller in Bundestag und Abgeordnetenhaus | |
vertretenen Parteien. Besonders die Linken sind in großer Zahl erschienen, | |
von Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau über Landeschefin Katina Schubert | |
bis zum Kultursenator Klaus Lederer gibt man sich die Ehre. | |
Ort der Kranzniederlegung ist das Mahnmal für den an der Mauer erschossenen | |
Peter Fechter, eine schlichte Stele, die einigen der in den umliegenden | |
Büros tätigen Menschen offenbar erst durch den prominenten Auflauf gewärtig | |
wird. Ein Bläserchor der Polizei stimmt die Nationalhymne an, ein Tenor | |
schmettert „Blüh im Glanze dieses Glückes“. Fahrradkuriere schlängeln si… | |
durch die wenigen Schaulustigen, vorbei am Regierenden Bürgermeister | |
Michael Müller, dem Präsidenten des Abgeordnetenhauses Ralf Wieland (beide | |
SPD), den Fraktionsspitzen von AfD bis Linke. | |
Die misslungene Flucht des 18-jährigen Maurers Fechter war 1962 ein | |
internationales Politikum, das insbesondere in Westberlin zu erheblichem | |
Aufruhr führte. Unter den Augen amerikanischer Soldaten, ost- und | |
westdeutscher Polizei und in Sichtweite des Springer-Gebäudes verblutete | |
Fechter, durch Schüsse von Grenzern getroffen, direkt an der Mauer auf | |
DDR-Gebiet. | |
## Angst vor Zusammenstößen | |
Fast eine Stunde lag er dort und rief um Hilfe, was einen Menschenauflauf | |
verursachte, der auf beiden Seiten der Mauer von Sicherheitskräften | |
zurückgehalten wurde. Ein Freund Fechters, mit dem er den spontanen | |
Fluchtversuch unternommen hatte, konnte sich unverletzt auf die | |
Westberliner Seite retten. | |
Die DDR-Grenzer begründeten die späte Hilfeleistung für den Sterbenden | |
damit, dass nach mehreren Todesfällen an der Grenze durch Attacken aus dem | |
Westen die Sorge vor einem bewaffneten Zusammenstoß überwog. Die | |
Amerikaner, immerhin Besatzungsmacht, hielten sich nicht für zuständig, | |
westdeutsche Kräfte wagten den Grenzübertritt, ebenfalls aus Angst vor der | |
Reaktion aus dem Osten, nicht. Der Fall Fechter machte ein Jahr nach dem | |
Mauerbau unmissverständlich klar, welch grausames Grenzregime in Berlin | |
herrschte. | |
Die in der Zimmerstraße aufgereihten Kränze, darunter auch jeweils einer | |
der drei Westbesatzungsmächte, erinnern nun an die mindestens 140 | |
Todesopfer an der Mauer. An der gesamten innerdeutschen Grenze waren es | |
mehr als 300. Reden werden keine gehalten, nach fünf Minuten zerstreut sich | |
an diesem Montag die Versammlung. Das Gedenken ist still und kurz. Peter | |
Fechter wäre heute 74 Jahre alt. | |
13 Aug 2018 | |
## AUTOREN | |
Daniél Kretschmar | |
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