# taz.de -- Gefängnisse in Nordrhein-Westfalen: Mehr Hunde, die Handys erschn�… | |
> Die Gefängnisse in Deutschland sind überfüllt, besonders NRW ist | |
> überlastet. Justizminister Peter Biesenbach will das mit einer Taskforce | |
> ändern. | |
Bild: Die JVA Düsseldorf ist eins von vielen Gefängnissen in Nordrhein-Westfa… | |
Düsseldorf taz | Zu wenige AufseherInnen und ÄrztInnen, zu wenig Zellen. | |
Nur Drogen und Handys gibt es genug. So in etwa sieht es in den | |
Vollzugsanstalten in Nordrhein-Westfalen (NRW) aus. „Unsere Haftanstalten | |
sind voll“, sagte am Mittwoch Justizminister Peter Biesenbach (CDU). Zwar | |
sei bisher noch niemand wegen Knappheit nicht zum Strafantritt gebeten | |
worden. „Aber die Jacke ist eng.“ Jetzt soll eine Taskforce helfen. „Der | |
Männervollzug ist zu 90 Prozent ausgelastet, der Frauenvollzug zu 100 | |
Prozent“, sagte Biesenbach. In Fachkreisen spricht man bei einer Auslastung | |
von 85 bis 90 Prozent bereits von Vollbelegung. | |
Neben NRW kämpfen auch andere Bundesländer mit Überlastung im Strafvollzug: | |
In Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Bremen, Hamburg und Rheinland-Pfalz | |
lag die Belegung der Gefängnisse vergangenes Jahr bei über 90 Prozent. Doch | |
in NRW ist der Druck besonders groß: Mit aktuell 16.219 Strafgefangenen in | |
36 Gefängnissen ist es das Bundesland mit den meisten Insassen und den | |
meisten Anstalten. | |
Einige dieser Anstalten stammen noch aus der Kaiserzeit, so Biesenbach. | |
Andere aus den 1960er und 70er Jahren. Aktuell sind 1.400 der 17.500 | |
Haftplätze in NRW nicht nutzbar, sie müssen saniert werden. Zudem weiß man | |
nie, ob man eine Haftanstalt bald stilllegen muss: In Münster musste eine | |
Anstalt mit 500 Insassen vor zwei Jahren wegen akuter Einsturzgefahr | |
schnell schließen. Und während diverse Anstalten im Wortsinne bröckeln, | |
steigt die Zahl der Insassen: Für die kommenden Jahre rechne der | |
kriminologische Dienst mit einem Anstieg um 1 Prozent pro Jahr. | |
Die neue Taskforce „Landesvollzugsdirektion“ hat einiges vor sich: Sie soll | |
von nun an als permanente Ansprechpartnerin den Strafvollzug in ganz NRW | |
koordinieren, als eigenständige Abteilung des NRW-Justizministeriums. Die | |
Taskforce ist die erste ihrer Art in Deutschland: eingerichtet wegen der | |
drängenden Probleme und weil der Justizvollzug bisher eher vernachlässigt | |
worden war. | |
Das wird sich laut Biesenbach nun ändern: neue, größere Gefängnisse, mehr | |
Personal, intensivere psychiatrische Versorgung der Gefangenen, mehr | |
Kontaktmöglichkeiten für inhaftierte Eltern mit ihren Kindern, weniger | |
illegale Drogen, weniger illegale Handys. Die Zahl der aktuell acht | |
Drogenspürhunde in NRW-Gefängnissen werde man erhöhen. Zudem soll es mehr | |
Hunde geben, die Handys am Geruch der Akkus aufspüren, und mehr Kameras in | |
Zellen. | |
Auch dem Personalmangel will die Taskforce begegnen. Dem Bund der | |
Strafvollzugsbediensteten zufolge fehlen bundesweit 2.000 | |
GefängniswärterInnen. In NRW sollen es laut Peter Brock, Landesvorsitzender | |
des Bundes der Strafvollzugsbediensteten, 400 offene Stellen sein. | |
Der Beruf erfordert erhebliche körperliche, psychische und intellektuelle | |
Voraussetzungen sowie Genügsamkeit: Schichtdienst, Arbeit mit | |
Drogenabhängigen und psychisch Kranken, mitunter körperliche Angriffe. Und | |
das bei geringer Bezahlung. Dementsprechend schwierig sei die | |
Personalsuche: Zwar habe das Justizministerium durch gezielte Werbung jetzt | |
dreimal so viel BewerberInnen, sagt Biesenbach. Aber viele seien | |
ungeeignet. | |
9 Aug 2018 | |
## AUTOREN | |
Anett Selle | |
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Sami A. | |
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