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# taz.de -- Kämpfe im afghanischen Ghasni: Taliban überrennen Provinzhauptsta…
> Hunderte Talibankämpfer haben die afghanische Stadt Gasni überfallen. Sie
> liefern sich heftige Kämpfe mit den Sicherheitskräften der Regierung.
Bild: Auf dem Weg nach Ghasni: ein afghanischer Soldat
Den vierten Tag in Folge haben afghanische Truppen in der Provinzhauptstadt
Ghasni gegen die Taliban gekämpft. Die Lage war am Montag weiter
unübersichtlich. Die Aufständischen hatten die Stadt im Südosten des Landes
am Freitag von mehreren Seiten aus angegriffen. Berichte vom Montag, die
Taliban würden sich aus dem Zentrum der Stadt wieder zurückziehen, wurden
von Talibansprecher Sabihullah Mudschahid nicht bestätigt. Etwa 200
Menschen sollen bei den jüngsten Kämpfen ums Leben gekommen sein. Hinzu
kommen Zivilisten. Die UNO berichtete von Lebensmittelknappheit und
Zivilisten, die in ihren Häusern eingeschlossen sind.
Mit dem Angriff auf Ghasni ist es den Taliban erneut gelungen, die
afghanische Regierung mit einem Großangriff zu überraschen. Am Freitag
waren sie in Ghasni eingedrungen. Schnell standen sie im Zentrum der Stadt,
wo sie bereits 2015 die örtlichen Sicherheitsbehörden überrannt hatten und
Dokumente des Geheimdienstes in ihren Besitz bringen und mehr als hundert
Kampfgenossen aus dem Gefängnis befreien konnten. Augenzeugen zufolge war
bei dem Angriff am Freitag die Rote Einheit beteiligt, eine Art
Spezialeinheit der Taliban. Sie setzt regelmäßig erbeutete
US-Militärausrüstung ein, darunter gepanzerte Humvee-Fahrzeuge und
Nachtsichtgeräte.
Nur der Gouverneurssitz, das Polizeihauptquartier und einige
Regierungsgebäude befänden sich noch in den Händen der Regierungstruppen,
sagte der Vizechef des gewählte Provinzrates, Amanullah Kamrani, am
Sonntag. Das Polizeihauptquartier stand nach Augenzeugenberichten am
Montagmorgen allerdings in Flammen.
Die Taliban zerstörten Funkmasten und unterbrachen somit die
Mobiltelefonverbindungen. Auch das örtliche Büro der afghanischen
Wahlkommission sollen sie niedergebrannt haben. Am 20. Oktober sollen in
Afghanistan Parlamentswahlen stattfinden.
Der Angriff auf Ghasni ist der größte Militärerfolg der Taliban seit der
Besetzung der nordostafghanischen Provinzhauptstadt Kundus im
September/Oktober 2015 und der kurzzeitigen Einnahme der Stadt Farah im
Landeswesten im vergangenen Mai.
## Lange vorbereitet und regional koordiniert
Der Überfall scheint lange vorbereitet und regional koordiniert zu sein.
Mindestens seit April hatten sich die Taliban in nahegelegenen
Distriktzentren sowie in Dörfern am unmittelbaren Stadtrand festgesetzt.
Von dort starteten sie jetzt auch ihren Angriff auf die Stadt. Schon seit
Jahren kontrollieren sie fast den gesamten ländlichen Raum der Provinz
Ghasni.
Am Freitag blockierten die Taliban zudem alle Zufahrtsstraßen in die Stadt.
Zwei Konvois mit Verstärkungen für die Regierungstruppen schafften es
nicht, nach Ghasni durchzubrechen. Einer der Konvois bestand aus
Spezialeinheiten des afghanischen Geheimdienstes, der andere transportierte
afghanische Soldaten, die sich aus dem Hauptquartier des regionalen
Armeekorps in Gardes auf den Weg gemacht hatten.
Zu diesem gehörten auch amerikanische Berater, die, wenn angegriffen,
ebenfalls in Kämpfe eingreifen dürfen und Luftschläge ihrer eigenen Truppen
anfordern können. Auch Muhammad Scharif Dschaftali, der Stabschef der
afghanischen Armee, der die Koordinierung der Operation übernehmen sollte,
kam erst am Montag durch.
Parallel griffen die Taliban auch in anderen Gebieten des Landes an. Im
Distrikt Adschristan, der ebenfalls zu Ghasni gehört, überrannten sie eine
Stellung der Spezialeinheiten der afghanischen Armee. In Ghormach im
Nordwesten überrannten sie einen Armeestützpunkt.
Staatspräsident Aschraf Ghani hielt unterdessen am Sonntag eine Rede zum
nationalen Tag der Jugend. Dass er die Ereignisse in Ghasni mit keinem Wort
erwähnte, sorgte in Afghanistan für Empörung. Offenbar hatten sowohl die
Regierung als auch die Armeeführung den Ernst der Lage unterschätzt.
13 Aug 2018
## AUTOREN
Thomas Ruttig
## TAGS
Schwerpunkt Afghanistan
Ghasni
Taliban
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