# taz.de -- Kommentar Taliban-Angriff in Ghasni: Kaiserfamilie ohne Kleider | |
> Während Taliban eine afghanische Stadt einnehmen, lässt sich Präsident | |
> Ghani feiern. Der Angriff ist eine Demonstration der Stärke. | |
Bild: Der Angriff zeigt: Die Taliban haben immer noch fast überall in Afghanis… | |
Der [1][Taliban-Angriff auf Ghasni] führt gleich in mehreren Dimensionen | |
vor Augen, wie prekär die Situation in Afghanistan ist. Er lässt die | |
afghanische Regierung, ihre Streitkräfte, das Nato-Militär und die | |
Geberländer wie eine ganze Kaiserfamilie ohne Kleider dastehen. Die Taliban | |
haben immer noch fast überall die Initiative: Sie sind in der Lage, selbst | |
Großstädte anzugreifen und sich dort tagelang zu halten. Und das unter den | |
Augen des Nato-Militärs – der Sturm auf Ghasni deutete sich ja seit dem | |
Frühjahr an. | |
Auch die systematische Schönfärberei des Nato-Militärs wird ad absurdum | |
geführt. Seit Jahren jazzt es angebliche Fortschritte der afghanischen | |
Streitkräfte hoch, die dann der Realität nicht standhalten. Dieser | |
Propagandanebel verbirgt nicht mehr, dass der sogenannte Ausbildungseinsatz | |
in Afghanistan offenbar weitgehend wirkungslos bleibt. | |
Präsident Ghani ließ sich derweil noch am Sonntag von handverlesenen | |
Jugendvertretern feiern und tat so, als ob er von Ghasni nichts gehört | |
hätte. Man fragt sich langsam, wie stark er noch die Wirklichkeit außerhalb | |
seines verbarrikadierten Palastes wahrnimmt. | |
Bemerkenswert ist zudem, dass der Angriff stattfand, nachdem US-Vertreter | |
in Usbekistan Taliban zu Direktgesprächen getroffen hatten – nach Jahren | |
der Funkstille. Dabei geht es auch um einen Plan für den Abzug der | |
westlichen Truppen. Mit Blick darauf war Ghasni eine Demonstration der | |
Stärke. Zudem wollen die Taliban wohl einen Keil zwischen Washington und | |
Kabul treiben. Trump will bekanntlich Afghanistan am liebsten hinter sich | |
lassen, so schnell wie möglich, und wird dabei wohl auch auf Ghani keine | |
größere Rücksicht nehmen, als dass dessen Regierung nicht zusammenbrechen | |
darf – und damit das Scheitern auch der USA offenbaren. | |
Schließlich macht der Angriff auf Ghasni auch deutlich, auf welch tönernen | |
Füßen die Lageeinschätzung der Bundesregierung steht – vor der für heute | |
Abend geplanten 15. Sammelabschiebung nach Afghanistan. | |
13 Aug 2018 | |
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## AUTOREN | |
Thomas Ruttig | |
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