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# taz.de -- Stichwahl in Mali: Leere Wahllokale, volle Pfützen
> Die zweite Runde der Präsidentschaftswahl in Mali fällt buchstäblich ins
> Wasser. Aber nicht nur Regen ist der Grund für geringen Andrang.
Bild: Leiterin der EU-Wahlbeobachtermission vor der Presse (links: Katrin Gäns…
Bamako taz | Saouda Cissé wischt sich ein paar Regentropfen von der Stirn.
Die 24-Jährige blickt kritisch zu den grauen Wolken. In Malis Hauptstadt
Bamako hat es die ganze Nacht immer wieder geregnet. Die Straßen sind
schlammig, überall stehen braune Pfützen.
Auch auf dem Gelände der Schule Mamadou G. Simaga im Stadtteil Badalabougou
ist es an einigen Stellen matschig. Mit 26 Wahllokalen ist es eines der
größten Wählerzentren in Mali für die Präsidentschaftsstichwahl zwischen
Ibrahim Boubacar Keïta und Soumaïla Cissé.
„Das ist richtig leer hier im Vergleich zum ersten Wahlgang“, sagt die
junge Frau, die gerade ein Pädagogikstudium abgeschlossen hat und auf
Jobsuche ist. „Am 29. Juli war ich um 7 Uhr da. Alles war voll.“ Das es
heute anders ist, könne am Regen liegen, aber vielleicht habe das Interesse
auch weiter abgenommen. Schon im ersten Wahlgang wählten landesweit nur
knapp 43 Prozent der Wahlberechtigten.
So bewerten es auch verschiedene Wahlbeobachter, die namentlich nicht
genannt werden wollen. Eine Stunde nach Öffnung liegen in manchen Wahlurnen
nur zwei oder drei Stimmzettel. Wahlhelfer tippen auf ihren Handys herum.
Manchmal sind sie dann aber doch gefragt, wenn potenzielle Wähler noch
immer keine Wählerkarte – den Ausweis, der zur Stimmabgabe berechtigt –
erhalten haben. Stapelweise liegen die kleinen Karten auf den Tischen der
Wahlhelfer.
## Wahlkarten nicht auffindbar
Schon vor zwei Wochen suchten einige Wähler verzweifelt danach. Das Problem
ist offenbar nicht kleiner geworden. Eine Frau macht eine ärgerliche
Handbewegung, nachdem sie vergeblich im dritten Wahllokal war. „Wo soll ich
denn noch suchen?“, fragt sie ärgerlich.
Die schleppende Ausgabe der Karten war bereits vor dem ersten Wahltag ein
entscheidender Kritikpunkt gewesen und hatte für Frustration gesorgt.
Stunden später ist es in einem anderen Wahllokal im Quartier du Fleuve auf
der anderen Seite des Nigerflusses nicht anders. Der Regen hat zwar längst
aufgehört, dennoch bleiben die Wähler aus. Dort zieht Cecile Kyenge, die
italienische Chefin der Europäischen Wahlbeobachtermission mit
kongolesischen Wurzeln, jedoch ein erstes positives Fazit.
„Keine gravierenden Vorfälle“ hätten die 90 Wahlbeobachter bisher in 40
Wahllokalen registriert. Allerdings sind die EU-Beobachter weder in Kidal
noch in Timbuktu oder Mopti vor Ort. Dort, im Zentrum des Landes, hatte es
vor zwei Wochen die meisten Probleme gegeben.
In der Region, in der Terroristen Angriffe verüben und wo es immer öfter zu
ethnischen Ausschreitungen kommt, öffneten am 29. Juli mehr als 700
Wahllokale gar nicht erst.
## Amtsinhaber IBK als Favorit
Absoluter Favorit ist Amtsinhaber Keïta. Das liegt auch daran, dass die
Opposition nach ständigen Beschwerden über Wahlfälschung erst am
Freitagmittag ein kleines bisschen Wahlkampf machte. Die Fronten sind
verhärtet.
In Badalabougou hofft Saouda Cissé, dass sich das nach der Wahl ändert:
„Mein Appell an alle Malier lautet: Akzeptiert bitte das Ergebnis. Wir
müssen uns anschließend wirklich die Hände reichen, damit es in unserem
Land wieder vorangeht.“
12 Aug 2018
## AUTOREN
Katrin Gänsler
## TAGS
Mali
Bamako
Ibrahim Boubacar Keita
Soumaila Cisse
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