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# taz.de -- Bremer Wagenplatzgruppe „Ölhafen“: Einfach mal besetzt
> Die Wagenplatzgruppe „Ölhafen“ hat eine Brache in der Airportstadt
> besetzt. Monate warteten sie am Güterbahnhof auf eine Lösung. Doch auch
> die neue Fläche ist keine Bleibe.
Bild: Nicht dauerhaft: der neue Wagenplatz der Initiative „Ölhafen“ in der…
BREMEN taz | Die Wagenplatzgruppe „Ölhafen“ hat am Dienstagabend eine
Brachfläche an der Richard-Dunkel-Straße unweit des Flughafens besetzt. Die
AktivistInnen wollen bleiben. Das allerdings ist ein Problem: Anders als
von ihnen angenommen, ist die Fläche, die lange ungenutzt blieb, nur noch
pro forma in der Hand der städtischen Wirtschaftsförderung Bremen. Von der
hatten sie sich eine Duldung erhofft.
Zum 1. September wurde das Gebiet allerdings an die benachbarte „BG
Ambulanz“ verkauft, eine medizinische Versorgungseinrichtung der
gesetzlichen Unfallversicherer.
Als Jürgen Brötje am Mittwochmittag deshalb durchs hohe Gras und Gestrüpp
zu den Bauwagen marschiert, sieht es zunächst nach einem harten Kulturkampf
aus: zwischen Brötje, dem Kaufmännischen Direktor der BG Ambulanz in
gebügeltem Hemd und blauer Hose und den Besetzern in ihren
Aufnäher-Klamotten, von denen viele Dreadlocks tragen.
Doch es war eine konstruktive Begegnung. „Man muss ja nicht gleich die
Polizei alles räumen lassen“, sagte Brötje der taz. „Wir können uns hier…
gut von Mensch zu Mensch verständigen.“ Dennoch will die BG Ambulanz
schnell anfangen zu bauen, erklärte Brötje den neuen Nachbarn. Ein paar
Tage könnten sie vielleicht bleiben. Er wolle sich dafür einsetzen, dass
die Stadt für die Wagengruppe eine andere Lösung findet.
## Seit April 2017 auf der Suche
Daran aber haperte es laut AktivistInnen seit Monaten. Seit April 2017
suchen sie einen Stellplatz in der Stadt – nicht nur, um zu wohnen, sondern
auch um einen Raum zu schaffen, auch für „unkommerzielle Kunst- und
Handwerk-Projekte“, wie sie sagen. Im März hatten sie deshalb in der
Innenstadt demonstriert. Eine Liste mit 16 Brachflächen hätten sie an
VertreterInnen der Stadt geschickt, aber kaum Resonanz bekommen.
Aus acht Wagen besteht die Gruppe und zehn Leuten, darunter solche, die
Biologie studieren, mit minderjährigen Geflüchteten oder als Hebamme
arbeiten, Sozialarbeiterin oder Künstler*in sind. Zuletzt campierten sie
neben dem Wagenplatz „Querlenker“ hinter dem Güterbahnhof, dem mittlerweile
zweitgrößten seiner Art in ganz Deutschland. Dort waren sie geduldet,
wollten aber nicht bleiben. „Um möglichst vielen Menschen eine Teilhabe zu
ermöglichen, finden wir es wichtig, dass kreative Wohn- und Freiräume sich
nicht an einem Ort ballen“, so die AktivistInnen.
## Veto der SWB
Im Winter hatten sie auf einem Parkplatz neben dem Netze-Museum der SWB am
Hastedter Osterdeich gestanden. Dort, auf einer Brache, wären sie am
liebsten geblieben. Laut Daniel Schnier von der Zwischenzeitzentrale ist
die Diskussion darum auch noch nicht vom Tisch. Die Zwischenzeitzentrale
unterstützt die Ölhafen-Initiative bei ihrer Suche, der Beirat Hemelingen
befürwortet den Standort nahe des Weserwehrs.
Das Problem ist nur: Die SWB als Eigentümerin will die Fläche gar nicht
hergeben. Der Boden sei womöglich verseucht, hieß es im vergangenen Jahr.
Am Mittwoch erklärte SWB-Sprecher Christoph Brinkmann nun, „die SWB plane
mittel- bis langfristig mit dem Gebiet. Mein letzter Stand ist, dass wir
die Fläche nicht freigeben“.
Die Suche geht also weiter. Mit Direktor Brötje, dessen Fläche sie
besetzen, haben die AktivistInnen dafür nun zumindest einen weiteren
Fürsprecher. Denn dass sie einen anderen geeigneten Ort finden, ist nun ihr
gemeinsames Interesse.
9 Aug 2018
## AUTOREN
Jean-Philipp Baeck
## TAGS
Bauwagen
Bremen
Alternatives Wohnen
Bauwagen
Subkultur
Wagenburg
Bauwagen
Bremen
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