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# taz.de -- Simbabwe nach der Wahl: Gespaltenes Land
> Gewalt überschattet den Sieg von Präsident Mnangagwa. Südafrikanische
> Politiker appellieren, die Krise nicht zu vertiefen.
Bild: Beisetzung eines Opfers der Armeegewalt in Simbabwe
Harare taz | Simbabwes Wahl war historisch, aber sie hinterlässt gemischte
Gefühle. Der erste Urnengang seit dem Sturz des Langzeitherrschers Robert
Mugabe durch das Militär im vergangenen November verlief zwar friedlicher
als sonst, doch [1][die Wahl hatte ein tragisches Nachspiel], mit der
Tötung von sechs Zivilisten durch Soldaten in der Hauptstadt Harare und der
Ablehnung der Wahlergebnisse durch die Opposition.
Amtsinhaber Emmerson Mnangagwa, Nachfolger Mugabes als Führer der
regierenden Exbefreiungsbewegung Zanu-PF (Zimbabwe African National
Union/Patriotic Front), gewann mit 50,8 Prozent gegen 44,3 Prozent für
Nelson Chamisa von der oppositionellen MDC (Movement for Democratic Chage)
– 2.460.463 gegen 2.147.436 Stimmen, nach Angaben der Wahlkommission.
Die Zanu-PF sicherte sich auch einen Erdrutschsieg bei den
Parlamentswahlen: 145 von 210 Sitzen, gegen 63 für die MDC. Zwei Sitze
gingen an Kleinparteien.
Doch die MDC verkündete am Freitag, sie werde die Wahl vor Gericht
anfechten, und warf der Wahlkommission „Fake-Ergebnisse“ vor. Chamisa
sagte, seinen eigenen Zahlen gäben ihm selbst 2,3 Millionen Stimmen und 56
Prozent. „In Wirklichkeit hat Mnangagwa die Wahl mit 44 Prozent verloren“,
sagte Chamisa auf einer Pressekonferenz, die zunächst von der Polizei
gesprengt worden war, bis sie dann doch stattfinden durfte. „Über 20.000
Stimmen wurden Mnangagwa fälschlicherweise hinzugefügt. Manche
Ergebnisprotokolle wurden umgeändert.“
Präsident Mnangagwa kündigte vor Journalisten eine Untersuchungskommission
an, um die Gewaltvorfälle nach der Wahl zu durchleuchten, und rief seinen
unterlegenen Gegner zur Zusammenarbeit auf. „Lasst uns beide zu Frieden und
Einheit in unserem Land aufrufen“, sagte Mnangagwa. „Unser Ruf sollte
lauter sein denn je. Das ist die Aufgabe von Führern. Das ist unsere
gemeinsame Verantwortung, obwohl wir ihr unterschiedlich nachkommen.“
## Südafrika mahnt alle Seiten
Die Vorwürfe der Opposition finden außerhalb des Landes wenig Widerhall.
Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa, zugleich Präsident der
Regionalorganisation SADC (Southern African Development Community),
beglückwünschte Mnangagwa und rief die Opposition dazu auf, das Ergebnis
anzuerkennen.
Auch Julius Malema von Südafrikas linker Oppositionspartei EFF (Economic
Freedom Fighters) äußerte sich ähnlich. „Wir rufen alle Simbabwer, vor
allem die Oppositionsparteien dazu auf, das Wahlergebnis zu akzeptieren und
ein neues Simbabwe auf der Grundlage von Frieden und Stabilität
aufzubauen“, so Malema.
Ungeachtet all dieser politischen Aufrufe wirft die Gewalt nach der Wahl
einen Schatten auf die Hoffnungen für einen Wiederaufbau Simbabwes, dessen
Volkswirtschaft nach Jahrzehnten Mugabe-Herrschaft am Boden liegt.
## Warnungen aus der Wirtschaft
„Die Gewalt wird das Wirtschaftswachstum beeinflussen und gibt ein
schlechtes Bild gegenüber internationalen Investoren, die unserer Industrie
Kapital bringen“, sagte Sifelani Jabangwe, Präsident des simbabwischen
Industriellenverbandes CZI. „Es sind viele Einnahmen verloren gegangen, vor
allem im Einzelhandel und im Verkehr, und viel zerstörtes Eigentum ist
nicht versichert.“
Christopher Mugaga, Geschäftsführer der simbabwischen Handelskammer ZNCC,
sagte: „Beide Parteien tragen Verantwortung. Streit mit Demonstrationen und
Gewehren zu lösen ist keine Lösung. Alle Parteien tragen Mitschuld an den
Ereignissen.“ Der Streit über die Wahlergebnisse müsse vor Gericht geklärt
werden.
Erst einmal wird vor Gericht die Gewalt nach der Wahl geklärt – und zwar
die von Oppositionsanhängern. 21 Menschen, die nach den von der Armee
gewaltsam niedergeschlagenen Demonstrationen am Mittwoch festgenommen
worden waren und seitdem hinter Gittern sitzen, werden am Montag einem
Richter vorgeführt.
Richter Nyashi Vhitorini, der die Beschuldigten bereits am Samstag in Haft
genommen hatte, soll entscheiden, ob sie auf Kaution bis zu ihrem Prozess
freikommen. Die Verdächtigen waren in der MDC-Zentrale in Harare
festgenommen worden, als die Polizei mit richterlichem Beschluss die
Parteizentrale auf der Suche nach Waffen durchsuchte.
5 Aug 2018
## LINKS
[1] /Unruhen-nach-der-Wahl-in-Simbabwe/!5520693
## AUTOREN
Marcus Mushonga
Danai Mwarumba
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Simbabwe
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