Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kolumne Der rechte Rand: Im Auto verbarrikadiert
> Ein Ehepaar schloss sich bei einer Verkehrskontrolle selbst im Auto ein.
> Die Polizei öffnete das Auto mit Gewalt und stellte fest: Die beiden sind
> Reichsbürger.
Bild: Der Umgang mit Reichsbürgern war auch schon Thema des Polizei-Magazins �…
Es war nur eine Verkehrskontrolle, aber die Situation eskalierte: Am
vergangenen Freitag wollte die Polizei das Fahrzeug eines Ehepaares aus dem
Kreis Hameln-Pyrmont kontrollieren. Aber die Insassen ließen das nicht zu.
Die Beamten mussten Verstärkung rufen und das Auto mit Gewalt öffnen. Der
Grund: Das Paar gehört der Reichsbürger-Szene an, wie die Polizei
mitteilte.
Am Abend, kurz nach 21 Uhr, war den Polizisten das Fahrzeug des 59-jährigen
Manns und der 62-jährigen Frau in Hameln wegen Verkehrsverstößen
aufgefallen. Zunächst reagierte der Fahrer nicht auf Anhaltezeichen der
Beamten. Erst durch Einsatz des „Yelp“-Signals, ein schriller Heulton mit
Blitzlichtsignal, stoppte das Auto.
Der Mann und seine Beifahrerin verriegelten die Türen und reagierten nicht
auf die Aufforderungen der Polizisten. Die Beamten stellten derweil fest,
dass das Fahrzeug nicht zugelassen war und die angebrachten
Kennzeichenschilder verfälscht waren.
Sie erkannten zudem das Ehepaar aus vergangenen Einsätzen und wussten, dass
mehrere Haftbefehle gegen sie vorliegen. Im Wagen begann das Paar die
Aktion mit ihren Handys zu filmen und zu telefonieren. Die Beamten
befürchteten, dass Unterstützer herbei gerufen werden könnten. Sie selbst
hatten schon Kollegen gerufen, die das Fahrzeug umstellten, um eine
mögliche Flucht zu verhindern.
## Zertrümmerte Seitenscheiben
Im Beisein von zahlreichen Zuschauern zertrümmerte die Polizei die
Seitenscheiben und öffnete das Fahrzeug. „Annähernd widerstandslos ließ
sich das Pärchen dann festnehmen“, sagte ein Polizeisprecher. Den Mann
brachten die Beamten noch in der Nacht in eine Justizvollzugsanstalt. Der
Haftbefehl gegen die Frau konnte nach Zahlung eines Geldbetrages aufgehoben
werden. Beiden drohen nun diverse Verfahren, vor allem dem Ehemann, der am
Steuer gesessen hatte.
Der Fall ist keine Ausnahme. Auf Fachtagungen von zivilgesellschaftlichen
Trägern zur Reichsbürger-Bewegung berichten Beamten und Behördenmitarbeiter
immer wieder von renitenten Anhängern einer Reichsidee und aggressiven
Vertretern einer Selbstverwaltungsidee.
## Erschossener Polizeibeamter
In Niedersachsen geht das Innenministerium von rund 1.400 Reichsbürgern und
Selbstverwaltern aus. Im November 2016 hatte das Innenministerium auf eine
Große Anfrage der CDU noch erklärt, dass den Polizeibehörden seit 2010
„annähernd 500 Personen“ als Reichsbürger bekannt seien.
Seit 2017 beobachtet das Ministerium in Hannover die Szene nun „in ihrer
Gesamtheit“. Den Ausschlag dafür hatte ein Reichsbürger im fränkischen
Georgensmünd gegeben, der am 19. Oktober 2016 einen Polizeibeamten
erschossen und mehrere andere Personen verletzt hatte. Die Polizisten
hatten ihm seine Waffen wegnehmen wollen.
2 Aug 2018
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
taz-Serie: Die Reichsbürger
Reichsbürger
Niedersachsen
Reichsbürger
Reichsbürger
Reichsbürger
Reichsbürger
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kosten für Rückgabe von Ausweisen: Keine Gebühr für Reichsbürger
Sollen Reichsbürger, die ihren Ausweis abgeben, für die Aufbewahrung bei
der Behörde zahlen? Bremen wird sich wohl dagegen entscheiden.
Verfassungsschutz registriert Anstieg: Geheimdienst entdeckt Reichsbürger
Erstmals beschäftigt sich der Geheimdienst mit dem Gewaltpotenzial der
Rechten. Außerdem konstatiert er mehr linksextreme Straftaten durch G20.
Reichsbürger in Brandenburg: Gescheiterte Väter und Bankrotteure
Rund 600 Reichsbürger gibt es inzwischen in Brandenburg, so eine
Untersuchung. Und es werden mehr. Ihr Ziel: Delegitimierung des Staates.
Rechtsextreme mit Waffenerlaubnis: Massenweise Knarren
Fast 2.000 Reichsbürger und Rechtsextreme verfügen aktuell über die
Erlaubnis, scharfe Waffen zu besitzen. Rechtsextremen wird die Erlaubnis
seltener entzogen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.