| # taz.de -- Kommentar G20-Agrarministertreffen: Adios, fairer Handel | |
| > Die Vertreter der 20 größten Nationen wollen ein Zeichen gegen | |
| > Protektionismus setzen. Tatsächlich verteidigen sie die alte ungerechte | |
| > Weltordnung. | |
| Bild: Gruppenbild mit 20 AgrarministerInnen beim Gipfel in Buenos Aires am 28. … | |
| Wenn alles beim Alten bleibt, ist die Welt wieder in Ordnung. Eigentlich | |
| kann man sich nur so die Freude der Bundeslandwirtschaftsministerin Julia | |
| Klöckner (CDU) über das [1][Abschlusspapier der G20-Agrarminister] in | |
| Buenos Aires erklären. In Zeiten, in denen diplomatische Gepflogenheiten | |
| von den Mächtigen mit Füßen getreten werden und die Unberechenbarkeit von | |
| Twitter-Trump die Weltpolitik beherrscht, bleibt ihr wohl nichts anderes | |
| übrig, als sich an solche Papiere zu klammern. | |
| Natürlich, ein Zeichen gegen Protektionismus und für mehr Klimaschutz, wie | |
| im Papier großmütig formuliert, schadet nicht. Keineswegs. Wenn es denn | |
| ernst gemeint ist. | |
| Tatsächlich trauen sich die Vertreter der mächtigsten Staaten der Erde | |
| nicht an den Kern der Probleme heran. Nämlich den Kampf gegen die Ursachen | |
| des Klimawandels, gegen den Subventionswahn im Agrarsektor, gegen die | |
| Machenschaften der Industrielobby, die auf Gentechnik und die maximale | |
| Ausbeutung der Böden setzen. Die Leidtragenden sind die Altbekannten. Etwa | |
| die afrikanischen Staaten, die mit europäischen Agrarprodukten zu | |
| billigsten Preisen überrumpelt werden und die in der Folge ihre heimische | |
| Landwirtschaft unter Druck setzen müssen. | |
| Im Gegenzug hat vor allem die EU die Latte für Importe aus diesen Staaten | |
| derart hoch angesetzt, dass eine Marktbeteiligung nahezu unmöglich ist. | |
| Kurz gesagt: Dies ist Protektionismus in Reinkultur. Und genau der soll | |
| offenbar erhalten bleiben, aber bitte zu den altbekannten Spielregeln, etwa | |
| denen der EU. Dabei gäbe es in diesen unberechenbaren Zeiten die | |
| realistische Chance, vom vermeintlich freien zum fairen Handel zu kommen. | |
| Zum Beispiel mit einer echten umweltgerechten Kehrtwende in der | |
| Landwirtschaft. Oder weniger Ignoranz gegenüber den Kleinbauern im globalen | |
| Süden. | |
| Doch davon sind die Vertreter der mächtigsten Industriestaaten der Welt | |
| noch weit entfernt. Das macht nicht zuletzt die große Freude der | |
| Agrarministerin Klöckner deutlich. Auch in absehbarer Zeit wird sich an | |
| dieser Haltung also nichts ändern. | |
| 30 Jul 2018 | |
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| [1] https://www.zdf.de/nachrichten/heute/g20-treffen-der-agrarminister-kloeckne… | |
| ## AUTOREN | |
| Tanja Tricarico | |
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