# taz.de -- Gedenktag für Drogentote: Bremen erinnert sich | |
> Auch in Bremen wird nun offiziell am 21. Juli der Drogentoten gedacht – | |
> und zwar vor allem jener, die durch Alkohol und Tabak sterben. | |
Bild: Am Ziegenmarkt steht ein Gedenkstein für die Opfer illegaler Drogen | |
BREMEN taz | Dass der Toten gedacht wird, ist hierzulande | |
selbstverständlich. Bei so genannten Drogentoten ist das anders. | |
Zwar wird der „Internationale Gedenktag für verstorbene Drogenabhängige“ | |
schon seit 1998 in Deutschland begangen, jeweils am 21. Juli, in Bremen | |
fand dieses Gedenken all die Jahre aber nur vereinzelt statt. | |
So gab es am Ziegenmarkt – dort steht auch ein Gedenkstein – immer mal eine | |
Kranzniederlegung, 2017 wurden zudem im kleinen Rahmen Filme gezeigt, die | |
aus einem Wettbewerb für Jugendliche hervorgegangen waren. [1][Es war eine | |
von bundesweit über 70 Aktionen], zugleich die erste, bei der mit dem | |
Landesinstitut für Schule (LIS) auch das offizielle Bremen vertreten war. | |
In diesem Jahr nun hat das LIS zusammen mit dem „Arbeitskreis Alkohol“ und | |
mehreren KünstlerInnen ein Konzept für den Gedenktag entwickelt. Es kreist | |
um die Zahl 500. Denn laut der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen | |
sterben in Deutschland jährlich etwa 74.000 Menschen an den Folgen von | |
Alkohol und Tabak. Auf die Stadt Bremen herunter gerechnet sind das 500 | |
Menschen. Zum Vergleich: Am Konsum illegaler Drogen starben im vergangenen | |
Jahr 14 Menschen in Bremen. | |
„Die Zahl der Drogentoten drückt bei Heroin oft eher die Reinheit des | |
Stoffes aus als den Erfolg der Suchthilfe“, sagt Oliver Peters vom Referat | |
Gesundheit und Suchtprävention des LIS – „sie ist kein Maßstab für | |
richtiges oder falsches Handeln“. Er will, wenn es um „Drogentote“ geht, | |
legale nicht von illegalen Rauschmitteln trennen und von dem Bild des | |
Junkies wegkommen, der mit der Spritze im Arm stirbt. „Es geht mir darum, | |
auf die Krankheit hinzuweisen“, sagt Peters – „das ist eine leidvolle, | |
tödlich endende Krankheit. Und da ist die Substanz relativ egal.“ | |
Peters will den Gedenktag dabei weder für didaktische Arbeit noch als | |
Plattform für politische Forderungen nutzen, etwa in der Debatte um eine | |
Freigabe von Cannabis. Ihm geht es in erster Linie um „ein Innehalten“, | |
dass die suchtkranken PatientInnen in den Mittelpunkt rückt. „Es kann jeden | |
treffen“, sagt Peters – und wer an so einer psychischen Erkrankung leide, | |
brauche Wertschätzung und eine würdevolle Behandlung. | |
Zugleich spricht Peters von einem „Paradigmenwechsel“ bei den | |
DrogenkonsumentInnen. „Der Trend geht weg von leistungshemmenden Stoffen | |
wie Cannabis und Alkohol hin zu leistungssteigernden Substanzen.“ Drogen | |
dienten zunehmend weniger dazu, für eine Zeit lang aus der Gesellschaft | |
auszusteigen – sondern eher dazu, ihren steigenden Anforderungen zu | |
entsprechen, so Peters. | |
Das zeigt auch die im vergangenen Jahr veröffentlichte Schulbus-Studie, bei | |
der 14- bis 17-jährige BremerInnen nach ihrem Suchtmittelgebrauch befragt | |
wurden. Ihr zufolge hat die Attraktivität von Alkohol, Tabak und Cannabis | |
seit 2005 „spürbar abgenommen“ – gaben damals noch 70 Prozent der befrag… | |
Jugendlichen an, schon mal Zigaretten geraucht zu haben, waren es zuletzt | |
nur noch 38 Prozent. | |
Und während 2005 in Bremen 16 Prozent der TeenagerInnen angaben, in den | |
letzten 30 Tagen Cannabis konsumiert zu haben, waren es zuletzt nur noch | |
elf Prozent. Dafür nehmen die Jugendlichen Schmerzmittel: Von 2005 bis 2017 | |
gab es einen Anstieg von damals 32 auf heute 52 Prozent in der | |
30-Tage-Rückschau. | |
18 Jul 2018 | |
## LINKS | |
[1] https://magazin.hiv/2017/07/20/21-juli-gedenktag-verstorbene-drogenegebrauc… | |
## AUTOREN | |
Jan Zier | |
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