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# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
> Markus Söder will das Wort „Asyltourismus“ nicht mehr nutzen, Ursula von
> der Leyen ist zufrieden und Donald Trump hat vielleicht Recht.
Bild: Beim vergangenen Nato-Gipfel in Brüssel: Verteidigungsministerin von der…
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?
Friedrich Küppersbusch: [1][Eine Deutsche gewinnt Wimbledon,] [2][Flegel
Trump schaut vorbei,] England verliert das Trostspiel.
Und was wird besser in dieser?
Tut den Briten was Gutes!
Vor genau zwanzig Jahren wurde Fereshta Ludin, einer in Afghanistan
geborenen, kopftuchtragenden Deutschen, die Einstellung in den Schuldienst
in Baden-Württemberg verweigert. Sie klagte dagegen und stieß eine Debatte
an, die bis heute – ja, was denn eigentlich? Unsere Gesellschaft
vorangebracht hat?
Zurück in die Zukunft, und in keine rosige: Frau Ludin sieht in ihrem
Kopftuch „heute mehr denn je eine spirituelle Dimension“, was im Sinne des
Kruzifix-Urteils der sichere Weg aus dem Klassenzimmer ist. Ich mag keine
uniformierten Offiziere oder Schwestern im Habit in staatlichen Schulen.
Das Lehrpersonal repräsentiert den Staat. Und das Kopftuch, von dem Frau
Ludin sagt, „ich nehme dadurch meine Äußerlichkeit bewusst zurück“, ist …
lange eine sexuell neurotische Unverschämtheit, wie sie es – nur unter
Frauen – nicht tragen müsste. Es ist Eltern nicht zuzumuten, ihren sechs-
bis zehnjährigen Jungs zu erklären, dass die Lehrerin ein Befinden mit der
Geschlechtlichkeit ausagiert, die Jungs in dem Alter noch gar nicht haben.
Ja, es hat was vorangebracht – die Demontage des säkularen Staates und den
CSU-Reflex, nun aber auch auf jedes Finanzamtsklo ein Kreuz zu dübeln.
„Die Zeit“ stellt in ihrer aktuellen Ausgabe unter dem Titel „Soll man es
lassen?“ zur Diskussion, ob es „legitim“ sei, dass private Retter
„Flüchtlinge und Migranten“ [3][vor dem Ertrinken retten.] Haben Sie sich
das auch schon mal gefragt?
Beim Streit um diskriminierende Tafeln, ja. Soll man überhaupt Moderobst
ausreichen an Arme? Obdachlosen etwas spenden, „das sie gleich wieder
versaufen“? Bei Wohltätigkeitsgalas sich mit Spendenschecks adeln, die
deutlich unter dem Wert der Colliers der Charity-Ladys rumpeinlichen?
Sollte man, kurz, das Versagen des Sozialstaats kosmetisch wegschminken
oder alles verelenden lassen und so Druck aufbauen, damit der Staat endlich
handelt? Das ist eine politische Frage. Die Zeit hingegen überlässt es
ihrem Publikum, die Frage als moralische zu lesen, und dafür muss man dumm
sein oder ein Henker. Oder ein Oberstudienrat in Strapsen. Oder die Bild um
ihre schwindende Auflage beneiden. Viel Erfolg!
„Ich habe Theresa May gesagt, wie sie es machen soll, aber sie hat nicht
auf mich gehört“, lautete die Begrüßung von US-Präsident Donald Trump
anlässlich seines Besuchs in Großbritannien. Jenseits des rüden Tons: Hat
Trump, was den May ’schen Brexit angeht, vielleicht einfach recht?
Außenminister Johnson und Brexit-Minister Davis traten zurück, nachdem sie
Trumps Weg zum harten Brexit den besseren genannt hatten. Darauf verwandelt
Trump, er denke, „Johnson wäre ein großartiger Premierminister“. Kann man
lustig finden, hieß früher Hochverrat. May will weitgehende Zollunion,
Freihandelszone und mögliche Gesetzesangleichungen mit der EU. Das
südlichste Norwegen, das es je gab – und dem müsste die komplette EU binnen
weniger Wochen zustimmen. Trump will Zerstörung, sieht Europa als Gegner,
sein Job ist erledigt, wenn der Gegner geschwächt ist. May: düstere Ahnung,
Risiko minimieren. Johnson: volles Risiko, keine Ahnung.
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen bewertet den Nato-Gipfel
positiv. Sie auch?
Unbedingt. Das 2-Prozent-Ziel kann die Bundesregierung unterlaufen, indem
sie abwartet, ob Trump wiedergewählt wird, oder ob die Wirtschaftsleistung
abnimmt, von der diese 2 Prozent berechnet werden sollen. Von der Leyen
spielt also auf Zeit, und schon ist wieder ’ne Woche rum.
Wenn jemand stirbt, müssen Erben Zugang zu digitalen Profilen und Konten
bekommen, entschied der BGH im Fall einer Mutter, die nicht auf das
Facebook-Konto ihrer verstorbenen Tochter zugreifen konnte. Ein
Nischenproblem?
Facebook steht weltweit unter Druck, weil es skrupellos Daten erschleicht
und verscherbelt. Ein Prozess, in dem sich der Konzern als
Flammenschwert-bewehrter Hüter der Daten aufspielen kann, mag da eine
willkommene Imagekampagne sein. Tatsächlich wäre die sorgfältige
Bearbeitung digitaler Nachlässe für Facebook mit viel Arbeit und
Personalkosten verbunden. Deshalb bieten sie nur die Option, den Account
Verstorbener einzufrieren oder auf Unsichtbar zu stellen. Fazit: schöner
sterben mit Datentestament!
Bayerns Ministerpräsident Söder will das Wort „Asyltourismus“ nicht mehr
verwenden. Ein Fall von übertriebener „Political Correctness“?
Nach jüngsten Umfragen ist in Bayern sogar Merkel beliebter als Söder.
Bleibt’s bis zur Landtagswahl so, kann er seinen Plan knicken, gleich
darauf Horst Seehofer mit ein paar netten Worten den direkten Weg vom
Porzellanladen zum Elefantenfriedhof zu weisen.
Und was machen die Borussen?
Der Kroate Perišić, der Franzose Dembélé – „BVB dominiert WM-Finale“ …
morgen früh als Aufmacher im Sport.
Fragen: AW
15 Jul 2018
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## AUTOREN
Friedrich Küppersbusch
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