| # taz.de -- Greenpeace-Aktion an der Siegessäule: Polizei sieht gelb | |
| > Die Beamten ermitteln gegen die Umweltschützer, weil sie am Großen Stern | |
| > Farbe auskippten – und die Umwelt verschmutzt haben könnten. | |
| Bild: Von oben sah die Aktion super aus | |
| Von oben sah das Ganze toll aus: Greenpeace-Leute hatten am Dienstag | |
| mehrere Tausend Liter Farbe am Großen Stern ausgekippt, Autos und Laster | |
| verteilten das helle Gelb strahlenförmig in die von der Siegessäule | |
| abgehenden Straßen. Tatsächlich erinnerte das Luftbild von dem Kreisverkehr | |
| bald an eine riesige Sonne. Weil zeitgleich die Kohlekommission der | |
| Bundesregierung ihre Arbeit aufnahm, wollten die UmweltschützerInnen ein | |
| deutliches Zeichen setzen für erneuerbare Energien und einen schnelleren | |
| Kohleausstieg. | |
| Die Aktion hinterließ Spuren, auch in der Debatte. „Gelbelse“ titelte eine | |
| Zeitung, eine andere fragte: „Gelbe Gefahr?“ Autofahrer beschwerten sich. | |
| Der verkehrspolitische Sprecher der CDU, Oliver Friederici, sprach von | |
| einer „unglaublichen Schweinerei“ und forderte eine Entschuldigung von | |
| Greenpeace. Mit solchen Reaktionen dürfte die Organisation gerechnet haben | |
| – ohne Provokation keine Aufmerksamkeit. | |
| Schwerer wiegt der Vorwurf, der am Mittwoch die Runde machte: Waren die | |
| Umweltschützer in diesem Fall Umweltverschmutzer? Ein Sprecher der Polizei | |
| sagte der taz, sie ermittelten nicht nur wegen des Verdachts eines | |
| gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr. „Es besteht auch der | |
| Verdacht, dass ein Bestandteil dieser Farbe Flora und Fauna nachhaltig | |
| stört.“ Man habe eine Probe entnommen, die Auswertung dauere noch an. | |
| Greenpeace nutzte nach eigenen Angaben ein Spinellgelb, das mit Wasser und | |
| Zellulose gelöst wurde. In Sicherheitsdatenblättern stufen Hersteller die | |
| Farbe zwar als „nicht umweltgefährdend“ ein. Sie weisen aber auch darauf | |
| hin, dass sie nicht in die Kanalisation, ins Erdreich und in Gewässer | |
| gelangen solle. | |
| Das sei kein Problem, beteuerte Greenpeace-Sprecher Christoph von Lieven. | |
| Der Hinweis stehe standardmäßig in den Sicherheitsdatenblättern. Sie hätten | |
| beim Hersteller nachgefragt. „Wir gehen davon aus, dass die Farbe | |
| ökologisch unbedenklich ist.“ | |
| Hoffentlich behält er recht. Denn ein Großteil des Abwassers an der | |
| Siegessäule fließt über Kanäle direkt in die Spree und in den | |
| Landwehrkanal. Allzu viel Gelb sollte trotzdem nicht in Fluss und Kanal | |
| gelangen: Die Spülwagen der Stadtreinigung BSR lösten die Farbe noch am | |
| Dienstag mit Wasser von der Fahrbahn, Kehrmaschinen nahmen die gelbliche | |
| Suppe auf und transportierten sie ab. Umweltfreundlich war die Reinigung | |
| allerdings in keinem Fall. Die BSR brauchte mehrere Zehntausend Liter | |
| Wasser, um die Farbe vom Asphalt zu waschen. | |
| Die Sonne an der Siegessäule war übrigens ein Remake: Beim Klimagipfel im | |
| Dezember 2015 in Paris hatten Greenpeace-Leute rund um den Triumphbogen | |
| Farbe ausgekippt und dort ein ähnliches Bild erzeugt. Sie benutzten dort | |
| das gleiche Spinellgelb, erzählt Sprecher Christoph von Lieven, allerdings | |
| in höherer Konzentration. | |
| 27 Jun 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Antje Lang-Lendorff | |
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