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# taz.de -- GayPride in der Ukraine: So viele waren es noch nie
> Tausende nehmen an der diesjährigen Gay Pride in Kiew teil. 50 Personen
> werden vorübergehend festgenommen. Die Polizei hält Nationalisten in
> Schach.
Bild: Noch fremdeln sie: ukrainische Ordnungskräfte bei der Gay Pride am Sonnt…
Kiew taz | Über 5.000 vor allem junge Menschen haben am Sonntag am
alljährlichen „Marsch für Gleichberechtigung“, dem „KievPride“, im Ki…
Stadtzentrum vor der Oper teilgenommen. Damit ist die diesjährige GayPride,
die von der Oper bis zur U-Bahn-Station Leo Tolstoj zog, die bisher größte
in der Geschichte der Ukraine.
Auffallend war auch die hohe Beteiligung von Ausländern aus den USA,
Deutschland, Kanada, Frankreich und der Republik Moldau an der
Demonstration. Unter den Teilnehmenden waren auch die Botschafterin der
USA, Marie Vovanovitch, der deutsche Botschafter Ernst Reichel sowie der
Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt Michael Roth.
Doch wer am frühen Sonntag Morgen zu den Metalldetektoren vor dem
KievPride-Marsch gelangen wollte, musste zunächst an einer Reihe von
Gegnern der Veranstaltung vorbei, die sich lautstark bemerkbar machten:
„Die Ukraine ist nicht Sodom“, „Papa und Mama das ist gut, Papa und Papa
schlecht“ „Stoppt die Diktatur der Homosexuellen“, riefen drei Dutzend
Homophobe den Teilnehmern und Pressevertretern zu.
Die wenigen Versuche der homophoben Besucher, durch die Metalldetektoren zu
den Demonstranten vorzudringen, wurden von einem starken Polizeiaufgebot
verhindert. Als ein Gegner des Marsches die Absperrung durchbrechen wollte,
wurde er von zwei Dutzend Polizisten sofort daran gehindert. „Homodiktatur“
schallte es dabei in Richtung Polizei.
## Sicherheit als Priorität
In einer Anweisung an alle Teilnehmer hatten die Veranstalter am Tag vor
dem Marsch alle zu Vorsichtsmaßnahmen aufgerufen. In Erinnerung an den
Marsch vom vergangenen Jahr, bei dem im Anschluss an den Marsch
Rechtsradikale Jagd auf Demonstrationsteilnehmer gemacht hatten, legte man
dieses Mal besonderen Wert auf Sicherheit.
So wurden die Teilnehmer mit einer eigenen U-Bahn nach der Demonstration an
einen unbekannten Ort gebracht, wo sie dann sicher aussteigen konnten.
„Drei Stunden hatten wir Freiheit“, kommentierte ein
Demonstrationsteilnehmer, der eigens aus München angereist war, den Ablauf
der Demonstration. Doch der Umstand, dass man nach der Demonstration vor
sogenannten „Safaris“ von Rechtsradikalen evakuiert werden müsse, zeige
doch, dass diese Freiheit eine Ausnahmesituation sei.
Immer wieder, so berichten Vertreter ukrainischer
Menschenrechtsorganisationen, hätten bei Veranstaltungen zum Thema sexuelle
Minderheiten die Teilnehmer am Ende mit Bussen an einen sicheren Ort
gebracht werden müssen. Seit 2012 findet in Kiev jedes Jahr der KievPride
Marsch statt. Dabei war es immer wieder zu Zwischenfällen und Gewalt
gekommen.
## Kleinere Rangeleien
Sonntag konnte ein Aufgebot von 2.500 Polizisten weitgehend Gewalt
verhindern. Nach kleineren Rangeleien wurden über 50 Gegner des Marsches
vorübergehend festgenommen.
Doch nicht nur ukrainische Nationalisten lehnen die Gay-Paraden ab. Die
Ablehnung sexueller Minderheiten geht bis weit in die Mitte der
ukrainischen Gesellschaft hinein.
So hatten kürzlich 40 Gemeinden ein Verbot von „LGBT-Propaganda“ gefordert.
Auch die Orthodoxe Kirche unter Moskauer Patriarchat, der nationalistische
Abgeordnete Igor Mossijtschuk und der bekannte Militärgeistliche Igor
Plochoj hatten sich gegen den KievPride Marsch ausgesprochen.
17 Jun 2018
## AUTOREN
Bernhard Clasen
## TAGS
Ukraine
Kyjiw
Schwerpunkt LGBTQIA
Gay Pride
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