| # taz.de -- Rapper Kollegah und Farid Bang: Ermittlungen werden eingestellt | |
| > Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft hat die umstrittenen Textzeilen der | |
| > beiden Musiker geprüft. Ergebnis: Die sind durch das Recht auf | |
| > Kunstfreiheit gedeckt. | |
| Bild: Nachhilfe in Geschichtsunterricht: Kollegah (l.) und Farid Bang in der KZ… | |
| Düsseldorf dpa | Die umstrittenen Textzeilen der Gangster-Rapper Kollegah | |
| und Farid Bang sind nicht strafbar. Das hat eine Prüfung durch die | |
| Düsseldorfer Staatsanwaltschaft ergeben. Die Ermittlungen seien deswegen | |
| eingestellt worden, sagte Behördensprecher Ralf Herrenbrück. | |
| Zwar seien die Liedtexte voller vulgärer, menschen- und frauenverachtender | |
| Gewalt- und Sexfantasien, heißt es in der Entscheidung, die den Beteiligten | |
| zuging. Weil sie aber damit dem Genre „Gangsta-Rap“ gerecht werden, sei | |
| dies nicht strafbar. Denn auch für diese Musikrichtung gelte die in der | |
| Verfassung verankerte Kunstfreiheit. | |
| Nach dem Eklat bei der Verleihung des Musikpreises Echo waren mehrere | |
| Strafanzeigen gegen die Musiker eingegangen. Die Liedtexte der Rapper | |
| wurden daraufhin auf ihre strafrechtliche Relevanz überprüft. | |
| Kollegah und Farid Bang waren trotz Antisemitismus-Vorwürfen mit dem | |
| Musikpreis ausgezeichnet worden. Dies hatte schließlich zu seiner | |
| Abschaffung geführt. Etliche Musiker hatten zuvor ihre Echo-Preise aus | |
| Protest zurückgegeben. | |
| Die viel kritisierte Zeile „Mein Körper definierter als von | |
| Auschwitzinsassen“ sei weder eine Billigung noch eine Verharmlosung der | |
| NS-Herrschaft und ihres Völkermordes, so die Staatsanwaltschaft. Der | |
| Vergleich von KZ-Insassen mit dem eigenen Körper möge geschmacklos sein, | |
| aber: Er stelle auch keine Leugnung des Holocausts dar. | |
| Gleiches gelte für die Zeile „Mache mal wieder 'nen Holocaust“. Diese | |
| Ankündigung sei weder eine Aufforderung zur Gewalt noch eine Verharmlosung | |
| des Holocausts. Wesensmerkmal des „Gangsta-Rap“ sei nun einmal die | |
| Glorifizierung von Kriminalität und Gewalt. | |
| Die Passage „Ey, ich komm' in dein Wohlstandsviertel mit dem Wagen voll | |
| Rauschgift / Und ein Monat nachdem die letzte Ladung verkauft ist / Gleicht | |
| die Gegend zunehmend afrikanischen Townships / Oder Lagern in Auschwitz“ | |
| sei ebenfalls nicht zu beanstanden. | |
| ## Beschwerde gegen Urteil noch möglich | |
| Die Ermittler hatten die Texte auch auf die Straftatbestände | |
| Volksverhetzung, Beleidigung und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener | |
| überprüft. Gegen die Entscheidung ist noch Beschwerde möglich. | |
| Kollegah und Farid Bang hatten – einige Wochen nach dem Eklat – kürzlich | |
| die KZ-Gedenkstätte Auschwitz besucht. Die Anregung dazu war vom Musiker | |
| Marius Müller-Westernhagen gekommen. Das Musiklabel BMG hatte sich in einer | |
| Stellungnahme zunächst hinter die Musiker gestellt, dann aber die | |
| Zusammenarbeit auf Eis gelegt. | |
| „Grenzüberschreitung ist eines der zentralen Stilmittel des Gangsta- und | |
| Battle-Raps“, erklärte Hiphop-Expertin Sina Nitzsche von der Technischen | |
| Universität Dortmund. „Der ist auch homophob, frauenfeindlich und in | |
| anderer Weise abwertend.“ Das gehöre allerdings zum Genre wie der Cowboy | |
| zum Western. | |
| 16 Jun 2018 | |
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