# taz.de -- Trotz Sieg vor dem Aus?: Schon wieder ein Endspiel | |
> Die DFB-Elf braucht gegen Südkorea unbedingt einen Erfolg. Jogi Löw kann | |
> mittlerweile sehr flexibel planen – taktisch und personell. | |
Bild: Ob der skeptische Blick bleibt? | |
SOTSCHI taz | Dieses Turnier ist für das deutsche Team schon in der | |
Vorrunde zu einem extremen Kraftakt geworden. Nach dem letztlich | |
glücklichen Ausgang des Schwedenkrimis sagte Bundestrainer Joachim Löw mit | |
Blick auf das entscheidende Spiel am Mittwoch gegen Südkorea: „Mal sehen, | |
wer am Montag am Training teilnehmen kann.“ Marco Reus wurde am | |
Samstagabend in Sotschi schon zehn Minuten vor dem Spielende von Krämpfen | |
geplagt, und auch alle anderen Spieler mussten ihre äußersten Grenzen | |
ausloten. Einen „Sieg der Moral“ nannte Löw das. | |
Allzu große personelle Sorgen muss sich der Trainer aber trotz aller | |
Ungewissheiten nicht machen. Eine der positiven Erkenntnisse von Sotschi | |
ist, dass das DFB-Team durch diverse Wechsel in der Anfangsformation im | |
Vergleich zur ersten Partie eher an Stabilität gewonnen hat. Zumindest wenn | |
man sich freundlicherweise auf die zweite Halbzeit konzentriert. | |
Der erstmals von Beginn spielende Marco Reus wurde zu Recht von der Fifa | |
als stärkster Spieler ausgezeichnet. Sebastian Rudy vertrat mit seiner | |
Ballsicherheit Sami Khedira bis zu seinem verletzungsbedingten Ausscheiden | |
bestens. | |
Den für das Spiel gegen Südkorea gelb-rot-gesperrten Jérôme Boateng wird | |
man genauso gut ersetzen können, wie dies gegen Schweden im Fall von Mats | |
Hummels gelang. Zumal dieser am Mittwoch wieder mitwirken kann, wie Löw | |
mutmaßte. Dem Nationalcoach war es nach dem Spiel allerdings wichtig, die | |
weitere große Bedeutung von Khedira und Mesut Özil, der gegen Schweden die | |
gesamte Zeit auf der Bank saß, zu unterstreichen. „Sie werden definitiv | |
weiter gebraucht.“ | |
Neben der personellen Flexibilität erwies sich auch die aus der Not heraus | |
geborene taktische Variante, den flinken Timo Werner zum linken | |
Flügelspieler zu machen, Mario Gomez ins Sturmzentrum zu stellen und Reus | |
weiter auf der rechten Seite wirbeln zu lassen, als höchst wirksame | |
Maßnahme gegen einen massiven Abwehrverbund. Eine derart kompakte Defensive | |
ist ja auch von Südkorea zu erwarten. Werner hängte ein ums andere Mal | |
seine Gegenspieler ab und schlug gefährliche Flanken. Und Julian Brandt hat | |
sich als Joker von Format bereits etabliert. [1][Wie gegen Mexiko bewies er | |
seine Gefährlichkeit wieder mal mit einem Pfostenschuss]. | |
## Ein Sieg alleine reicht nicht | |
Weil man aber eine erste Halbzeit beim besten Willen nicht verschweigen | |
kann, muss über das nach wie vor vorhandene zweite Gesicht der DFB-Elf | |
gesprochen werden. Stellvertretend für die Reichweite der unbegrenzten | |
Möglichkeiten im deutschen Spiel stand in Sotschi Toni Kroos. Der | |
28-jährige Greifswalder, der im Übrigen der Einzige im Kader ist, der aus | |
Ostdeutschland stammt, verhinderte die Abreise des deutschen Teams aus | |
Russland, die er zuvor selbst eingeleitet hatte: Mit seinem nervösen, | |
fatalen Fehlpass [2][hatte er den Führungstreffer der Schweden | |
vorbereitet]. Mit seinem genialen Ballgefühl und großer Nervenstärke | |
bescherte er aber den Deutschen in der bereits fast abgelaufenen | |
Nachspielzeit den Sieg. | |
Versagen und Gelingen liegen bei der Elf von Löw mittlerweile so nah | |
beieinander, dass man eine spannende Partie gegen Südkorea fast schon | |
versprechen kann. Verblüffend ist vor allem, wie einfach sich die | |
Mannschaft aus dem Konzept bringen lässt. Ansehnlich kombinierend begann | |
man gegen die Schweden, ehe deren erster erfolgreicher Angriff in der 12. | |
Minute für kollektive Verunsicherung sorgte. | |
Das Bewusstsein, das man nach dem Foul von Jérôme Boateng am schwedischen | |
Stürmer Marcus Berg nur mit Glück um einen Elfmeter herumgekommen war, | |
weckte offenbar ungute Erinnerungen an die jüngste Vergangenheit. Wieder | |
häuften sich die Fehlpässe im Aufbauspiel, stimmten im Deckungsverhalten | |
die Abstände nicht zueinander. Mit schnellen Gegenangriffen, das hat sich | |
mittlerweile längst überall herumgesprochen, kann man die Deutschen recht | |
konfus aussehen lassen. | |
Wohl auch deshalb wollte Löw in Sotschi lieber nicht mit einem | |
südamerikanischen Journalisten über einen möglichen Achtelfinalgegner | |
Brasilien sprechen. „Wir müssen erst einmal gegen Südkorea gewinnen“, sag… | |
er. | |
Das Blöde ist nur, dass selbst das möglicherweise nicht reichen könnte. | |
25 Jun 2018 | |
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## AUTOREN | |
Johannes Kopp | |
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