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# taz.de -- Berliner Wochenkommentar II: Neuer Ton in der Debatte
> Beim Streik der studentischen Beschäftigten ruft man bei der Technischen
> Universität nach der Polizei. Die räumt dann auch das Audimax.
Bild: Wenn nur noch Bärenkräfte für Ordnung sorgen können
Am Montag machte die Technische Universität ernst. Fünf Tage lang waren
streikende studentische Beschäftigte geduldet worden, die das Audimax
besetzt hatten. Plötzlich aber wurde ihnen rüde verkündet, dass sie
innerhalb weniger Minuten den Saal zu räumen hätten. Als Teil der
Drohkulisse waren Polizeibeamte gerufen worden, die ohne viel Aufhebens die
BesetzerInnen ins Freie expedierten, nicht ohne von einigen die Personalien
aufgenommen zu haben.
Die Einladung der Uniformierten auf den Campus durch das Präsidium verrät
dabei nicht nur einiges über die Einstellung zum Anliegen der eigenen
Angestellten, sondern auch zum Charakter des Raumes Universität. Über viele
Jahre galt es als undenkbar für Unigremien, inneruniversitäre Konflikte
durch die Polizei lösen zu lassen. Dahinter stand die ungeschriebene und
beinahe romantische Übereinkunft, dass die Universität als Ort akademischer
Debatte zwar nicht fern gesellschaftlicher Realität operieren solle, sie
aber von einer höheren Warte beobachten würde – eine Republik des Geistes,
die ihre inneren Differenzen auch ohne äußere Hilfe zu höherer
gemeinschaftlicher Erkenntnis verarbeiten könne.
Die Realität kümmert das natürlich herzlich wenig – und die ist geprägt v…
einer quasifeudalen inneren Struktur der Hochschulen, in der Studierende
und studentische Beschäftigte im besten Falle nützliche, im schlechtesten
lästige Untertanen des akademischen Fürstentums sind. Und wie es mit den
Paupern schon immer war: Werden sie gar zu undankbar und aufmüpfig, wird
der Schutzmann herbeigerufen, die Querulanten nötigenfalls gehörig
auszustäupen.
Insofern ist dem Präsidenten der TU für seine lehrreiche Demonstration des
Faktischen am vergangenen Montag zu danken. Erinnert hat er so die
streikenden studentischen Beschäftigten an ihren Platz im Gefüge der
Hochschulen. Zumindest jenen, die nach 17 Jahren ohne Lohnerhöhung noch
nicht auf diesen Trichter gekommen waren, sollte spätestens jetzt klar
sein: Ihr konsequenter Arbeitskampf ist die einzige Chance, die Situation
in absehbarer Zeit zu verbessern.
23 Jun 2018
## AUTOREN
Daniél Kretschmar
## TAGS
Studentische Hilfskräfte
Streik
Besetzung
Hausbesetzung
Studentische Hilfskräfte
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Streik
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