# taz.de -- Kommentar Macrons Sozialpläne: Erziehung zur Genügsamkeit | |
> Frankreichs Präsident Macron twittert, dass er das Sozialsystem gründlich | |
> entrümpeln will. Zynisch ist dabei sein Blick auf Arme und Bedürftige. | |
Bild: Will mittellose Mitbürger zu Genügsamkeit erziehen: Frankreichs Präsid… | |
Donald Trump ist nicht der einzige Staatschef, der Twitter als | |
Propagandainstrument einsetzt, um das Volk über seine Absichten oder Launen | |
in Kenntnis zu setzen. Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ist | |
„connected“. | |
Vor einer Rede vor Versicherungsgenossenschaften über seine Pläne in der | |
Sozialpolitik ließ er als Vorinformation der Medien auf Twitter [1][ein | |
Video publizieren], in dem er sich sehr kritisch über das System der | |
Beihilfen und Existenzminima äußert. Diese „kosten irre Summen, und | |
trotzdem kommen die Leute nicht über die Runden“. | |
Dankbarkeit hatte er von den Bedürftigen wohl ohnehin nicht erwartet, aber | |
er möchte, dass sie sich wenigstens „anstrengen“: „Die Armen bleiben arm, | |
und wer arm wird, bleibt es. Wir müssen etwas finden, was es den Armen | |
erlaubt, aus der Armut herauszukommen. Mit Erziehung …“, überlegt Macron | |
vor der Smartphonekamera. Er sagt nicht, wie er diese mittellosen | |
MitbürgerInnen zu mehr Genügsamkeit erziehen will, aber er ist ungehalten | |
wegen der seiner Meinung nach astronomischen, aber völlig ineffizienten | |
Ausgaben. Präsident Macron will, dass sich Investitionen wie überall | |
lohnen. Heute sind sie für ihn als Buchhalter der Nation bloß ein | |
ärgerlicher Kostenfaktor. | |
Kulinarisch betrachtet, hält der Präsident das jetzige System der | |
Sozialbeihilfen für ungenießbar, denn es sei wie „Lasagne mit Fetakäse und | |
Paella“. | |
Macrons eigenes Rezept dagegen dürfte gesalzen ausfallen. Man weiß, dass er | |
bis 2022 die Staatsausgaben um 60 Milliarden Euro und 120.000 öffentliche | |
Stellen kürzen will, oben auf der Liste stehen auch die diversen | |
Sozialleistungen und Beihilfen. | |
Was an Macrons Äußerungen aber schockiert, ist der Zynismus seiner | |
Betrachtungsweise. Er fordert von den unterstützten Opfern der sozialen | |
Ungerechtigkeit mehr „Verantwortungsbewusstsein bei der Prävention“. Er | |
hält sie offenbar für selber schuld an ihrer Situation und der | |
Schwierigkeit, aus ihrer kostspieligen Armut herauszukommen. | |
13 Jun 2018 | |
## LINKS | |
[1] https://www.youtube.com/watch?v=rKkUkUFbqmE | |
## AUTOREN | |
Rudolf Balmer | |
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