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# taz.de -- Protest in Frankreich: Seite an Seite gegen den Präsidenten
> Erneut haben zehntausende Franzosen gegen die Politik Macrons
> demonstriert. Der Präsident gibt sich demonstrativ unbeeindruckt.
Bild: Protest am Samstag in Paris
paris taz | In rund hundert Städten Frankreichs sind linke Gegner der
Regierungspolitik von Präsident Emmanuel Macron erneut aus Protest auf die
Straße gegangen. Die Demonstrationen und Forderungen am Samstag galten
ebenso sehr der Person wie dem Stil der Machtausübung des Staatschefs.
Ein Jahr nach seinem Amtsantritt hat Macron selbst unter seinen eigenen
WählerInnen viele gegen sich aufgebracht. Ausdruck der breiten
Unzufriedenheit ist die Einheit von sechzig Organisationen, die man höchst
selten Seite an Seite auf der Straße sieht.
Neben den Linksparteien wie Parti Communiste Français oder La France
Insoumise des Ex-Präsidentschaftskandidaten Jean-Luc Mélenchon und
zahlreichen Gruppierungen der extremen Linken hatten auch mehrere
Gewerkschaften (darunter der Verband CGT), Feministinnen, Vereinigungen aus
Statdbezirken, Eltern- und SchülerInnenverbände oder
Globalisierungskritiker wie Attac den gemeinsamen Aufruf zur Kundgebung
unterzeichnet.
Ganz vorn im Demonstrationszug in Paris marschierten die weiter streikenden
Eisenbahner. Sie sind derzeit die Speerspitze des Widerstands gegen Macrons
neoliberale Reformpolitik. Trotz Drucks und finanzieller Opfer geht ihr
Kampf weiter. Sie nutzten die Gelegenheit, bei den solidarischen
Demonstrierenden Geld für ihre Streikkasse zu sammeln.
Ebenfalls auf ihre Anliegen wollten bei diesem Anlass Studierende und
Mittelschülerinnen aufmerksamen machen. Sie protestieren mit
Besetzungsaktionen gegen eine Reform des Zugangs zu den Hochschulen und
eine verschärfte Auswahl.
Ins Auge stachen Plakate und zum Teil selbst gemachte Fotomontagen, die
Macron als arrogant blickenden Monarchen im Stil des Sonnenkönigs (L'état
c'est moi) abbilden. Auf zahlreichen Spruchbändern wurde zur Verteidigung
der von Einsparungen und Personalverminderung bedrohten öffentlichen
Dienste aufgerufen.
Auch RentnerInnen marschierten mit, die sich auf Plakaten handschriftlich
beschwerten, die Regierung „stehle“ ihnen mit einer Steuererhöhung einen
Teil ihrer bescheidenen Kaufkraft. Eine Gruppe von rund hundert Menschen
aus afrikanischen Ländern forderte Aufenthalts- und Arbeitsbewilligungen.
Auch die verschärfte Migrations- und Asylpolitik war ein Thema bei der
Demonstration.
Streit über Teilnehmerzahlen
Es ist äußerst selten, dass nach bloß einem Jahr Präsidentschaft die
Opposition in so vielschichtiger Weise gegen die Staatsführung auf die
Straße geht. Das ist vielleicht die wichtigste Erkenntnis dieses
landesweiten Aktionstags gegen Macron. [1][Bereits am 5. Mai waren
Zehntausende einem Aufruf der France Insoumise gegen Macrons Politik
gefolgt].
Wie üblich ist die Zahl der Teilnehmer der Demonstrationen am Samstag
umstritten. Die Organisatoren sprechen von 200.000 in den rund hundert
Städten. In Paris sollen es laut Polizei etwas mehr als 30.000 (80.000 laut
CGT) gewesen sein.
Die meisten französischen Medien stellten am Sonntag in den Vordergrund,
dass die Beteiligung weit unter den Erwartungen gelegen habe oder einen
Rückgang darstelle. Zu dieser relativierenden Einschätzung hatten die
Organisatoren möglicherweise selbst beigetragen. Sie hatten die
Kundgebungen als „Flutwelle“ des Volkszorns angekündigt.
Macron mimte unterdessen den Gelassenen. Während seines Besuchs beim
russischen Präsidenten Wladimir Putin in Moskau sagte er, die
Demonstrationen beeindruckten ihn überhaupt nicht.
Dieser Artikel wurde aktualisiert um 12.41 Uhr.
27 May 2018
## LINKS
[1] /Zehntausende-protestieren-in-Paris/!5503676
## AUTOREN
Rudolf Balmer
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