| # taz.de -- Reformpläne in Jordanien: Proteste gegen Steuererhöhungen | |
| > In Jordanien entlädt sich die Wut über die vom IWF verordneten hohen | |
| > Preise und Steuern. Davon betroffen ist vor allem die Mittelschicht. | |
| Bild: Jordanische Polizisten und Demonstranten am Samstag vor dem Amtssitz des … | |
| „Wir werden nicht vom IWF regiert“, riefen wütende Demonstranten am | |
| Wochenende bei Protesten gegen Steuererhöhungen und Preissteigerungen vor | |
| dem Büro von Jordaniens Premierministers Hani Mulki in Amman. Die Polizei | |
| verhinderte mit Tränengas, dass die Demonstranten in die Nähe des | |
| Arbeitsplatzes des Regierungschefs kamen. | |
| Bereits den dritten Tag in Folge kam es in dem haschemitischen Königreich | |
| zu Protesten in der Hauptstadt, aber auch in Provinzstädten, wie Zarqa, | |
| Irbid und Ma’an. | |
| Hintergrund ist ein von Premier Mulki eingebrachter Gesetzentwurf, laut dem | |
| Verdiener von Jahreseinkommen von umgerechnet mehr als 11.000 US-Dollar 5 | |
| Prozent mehr Steuern zahlen sollen. Die Gewerbesteuer soll um 20 bis 40 | |
| Prozent erhöht werden. | |
| Die Steuerreform ist Teil eines vom Internationalen Währungsfonds (IWF) | |
| geforderten Programms für einen 723-Millionen-Dollar-Kredit. Den hatte der | |
| Fonds dem Land 2016 gewährt. Damit sollen Jordaniens öffentliche Schulden | |
| von 94 Prozent des Bruttosozialprodukts bis zum Jahr 2021 auf 77 Prozent | |
| gesenkt werden. | |
| ## Gewerkschaften sprechen von „massivem Sozialabbau“ | |
| Laut Mulki sind die Reformen nötig, um Jordaniens Wirtschaft wieder „aufs | |
| Gleis zu bringen“. Sie sollen bis Mitte 2019 vollendet sein. Die | |
| Gewerkschaften sprechen von massivem Sozialabbau und dass die Reformen vor | |
| allem die Mittelklasse treffen. | |
| Bereits zu Jahresanfang waren die Mehrwertsteuer erhöht und Subventionen | |
| für Brot gestrichen worden. Die Preise der Grundnahrungsmittel sind seit | |
| Januar massiv gestiegen. Eine Studie der Economist Intelligence Unit nennt | |
| Amman die teuerste Hauptstadt der arabischen Welt. | |
| Trotz eines Generalstreiks, den 33 Gewerkschaften letzten Mittwoch | |
| organisieren, weigert sich der Premierminister, den Entwurf zurückzuziehen. | |
| Den muss noch das Parlament absegnen. | |
| Bereits am Freitag hatten aber 78 der 130 Abgeordneten eine Erklärung | |
| abgegeben, in der sie ankündigen, gegen den Entwurf zu stimmen.. Ali Obus, | |
| Vorsitzender der größten Gewerkschaft, fordert vom Staat, „seine | |
| Unabhängigkeit zu bewahren und nicht vor den Forderungen des IWF | |
| einzuknicken“. | |
| ## Königshaus schickt die Regierung vor | |
| König Abdullah forderte alle Seiten zu einem Kompromiss auf. Am Freitag | |
| hatte er interveniert, um Steigerungen beim Treibstoffpreis zu stoppen. Es | |
| ist eine Überlebensmethode des Königshauses, bei unbeliebten Maßnahmen den | |
| Regierungschef vorzuschicken und die Stimmung zu testen. Bei zu viel | |
| Widerstand wird dann der Premier per Königsdekret abgesetzt und die | |
| Maßnahme zum Teil zurückgenommen. | |
| Ob das jetzt auch klappt, ist unklar. Die Demonstranten, darunter auffällig | |
| viele Frauen, entluden ihren Ärger auch auf den König. Einige riefen: | |
| „Freiheit kommt von Allah, trotz dir, oh, Abdallah.“ | |
| 3 Jun 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Karim El-Gawhary | |
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