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# taz.de -- Die Wahrheit: Eiwürfler des Grauens
> Wer ausmistet, bekennt: „An manchen Sachen bin ich unschuldig. Den
> Eiwürfler habe ich als Geschenk bekommen, das schwöre ich …“
Räumt man einen Schuppen auf, muss man sich auf allerhand gefasst machen.
Es treten Dinge zutage, über die man längst den gnädigen Mantel des
Vergessens gebreitet hatte. Über den batteriebetriebenen automatischen
Seifenspender zum Beispiel. Er sollte einen Klecks Flüssigseife abgeben,
wenn man die Hand darunter hielt. Vielleicht war er zu empfindlich.
Jedenfalls kam auch Seife heraus, wenn ich lediglich in die Nähe des Geräts
kam. Möglicherweise lag es aber auch an mir.
Vor Kurzem war ich in einem italienischen Restaurant, wo auf der Toilette
ein Papierhandtuchspender mit Sensor hing. Der Kasten warf die Handtücher
aber bereits aus, als ich mir noch die Hände wusch. Und er hörte erst auf,
als er leer war. Ich versuchte hastig, die rund 60 Tücher in den Mülleimer
zu stopfen, bevor jemand mein Missgeschick bemerkte.
Habe ich wirklich einst einen Flammenwerfer für die Zubereitung von Crème
brûlée gekauft? Ich mag das Zeug nicht mal. Das noch originalverpackte
Austernmesser hatte ich ebenfalls verdrängt. Ich hatte früher geglaubt, so
etwas gehöre zur Grundausstattung einer Küche – ebenso wie das Waffeleisen,
das Waffeln in Körbchenform bäckt.
An manchen Sachen bin ich aber unschuldig. Den Eiwürfler habe ich als
Geschenk bekommen, das schwöre ich. Es ist ein gelbes Kästchen, in das man
ein gekochtes Ei hineindrückt. Wenn es an der anderen Seite wieder
herauskommt, ist es rechteckig und kann nicht mehr auf dem Teller
herumrollen. Damals führte ich dem spendablen Bekannten, der hier unerwähnt
bleiben soll, eine Erfindung vor, die denselben Zweck erfüllt: Eierbecher.
Ebenso wenig bin ich für den „Wine Saver“ verantwortlich. Es ist ein
Flaschenverschluss mit einer Pumpe, die die Luft aus der angebrochenen
Flasche saugt, damit der Wein länger hält. Laut Herstellerangaben soll das
edle Getränk dadurch Wochen, wenn nicht sogar Monate frisch bleiben. Aber
wozu? Ich wusste zunächst gar nicht, was mit „angebrochene Flasche“ gemeint
war, als ich diesen neumodischen Apparat geschenkt bekam. Der Begriff war
mir fremd.
Die Bananenschneidemaschine war ein Geschenk der Schwägerin. Mit einem
Handgriff schneidet das Teil eine Banane in gleichmäßige Scheiben, wofür
man per Messer zehn Sekunden braucht. Was aber macht man mit
Bananenscheiben? Man kann sie mit Kartoffelchips zwischen Weißbrotscheiben
legen und sie dann mit den Händen zerquetschen – eine kulinarische
Spezialität Irlands.
Man könnte sie auch mit Schokolade glasieren. Bei Lidl gab es mal ein
Schokoladenfondueset, dazu Beutel mit Schokodrops. Es war ein
Sonderangebot. Der Aufdruck auf den 14 Beuteln ließ mich nichts Gutes
ahnen: „Best before 2006.“ Tatsächlich hatten die Drops eine graugrüne
Farbe angenommen. Jemand schlug vor, die Sachen – bis auf die Schokodrops
natürlich – auf dem Flohmarkt zu verkaufen. Aber ich mach mich doch nicht
öffentlich zum Deppen.
11 Jun 2018
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
## TAGS
Irland
Ordnung
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Upskirting
Frauen-WM 2019
Irland
Schwerpunkt Abtreibung
Hotel
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