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# taz.de -- Die Wahrheit: Kopfstöße von Klotzköpfen
> In Irland findet die Fußball-WM 2018 im Fernsehen nicht statt.
> Stattdessen zeigt der Sender RTÉ lieber Bilder von der Weltmeisterschaft
> 1990 in Italien.
Bild: Nichts erinnert hier noch an die Olympischen Winterspiele: Sotschi währe…
Wo ist Haji Safi“, jammert Timmy, der Junge von nebenan. „Ich habe sieben
Bonos, aber keinen Safi.“ Bono? Da wäre einer schon zu viel. Aber Timmy
meint nicht den garstigen Sänger der irischen Pop-Combo U2, sondern den
marokkanischen Ersatztorhüter. Timmy besitzt nämlich ein Panini-Album der
Fußballweltmeisterschaft in Russland.
Die Leute von Panini sind die einzigen Italiener, die sich über die WM
freuen. Sie behaupten, dass von jedem Aufkleber dieselbe Anzahl gedruckt
wurde, aber sie wären blöd, wenn das stimmen sollte. Kinder müssen tief in
die Tasche greifen, um ihr Album zu komplettieren. Im Durchschnitt müssen
sie fast 300 Euro anlegen.
Manchmal dauert es etwas länger. Dylan Harris war sieben Jahre alt, als er
sich das Album zur Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko besorgte. Vorige Woche
ergatterte er endlich den letzten fehlenden Sticker des französischen
Ersatztorwarts Albert Rust, den schon damals kein Mensch kannte.
Was macht man aber mit diesen Alben? Die meisten Spieler sehen auf den
Stickern bescheuert aus. Der Isländer Hörður Magnússon zum Beispiel trägt
offenbar Lippenstift, der Engländer Harry Kane hat die Augen von Linda
Blair aus dem Film „Der Exorzist“, und der Australier Aziz Behich sieht
aus, als ob er jemanden töten wollte. Nur der saudische Spieler Salem
Al-Dawsari, der gern mal seinen Kopf als Waffe einsetzt, sieht recht normal
aus.
Er taucht in einer Frage im WM-Quiz des Guardian auf: „Was hatte Al-Dawsari
vor drei Jahren mit dem Schiedsrichter vor, sodass er zu einer Geldstrafe
verdonnert wurde?“ A: Er wollte mit ihm schmusen. B: Er wollte ihm einen
Kopfstoß verpassen. C: Er wollte ihm die Hose herunterziehen. Es war
natürlich B, sonst wäre er nicht mit einer Geldstrafe davongekommen. Für A
und C wäre er hingerichtet worden. Beim Derby der Schwulenhasser zur
Eröffnung der Weltmeisterschaft gewann Saudi-Arabien in dieser Kategorie
gegen Russland.
In Irland, das sich nicht qualifizieren konnte, findet die WM gar nicht
statt. Der öffentlich-rechtliche Sender RTÉ zeigt stattdessen die Spiele
der Weltmeisterschaft 1990 in Italien. Irland kam damals bis ins
Viertelfinale und scheiterte nur knapp am Gastgeber. Das Achtelfinalspiel
gegen Rumänien läuft täglich drei Mal, das Elfmeterschießen wird sogar zu
jeder vollen Stunde vor den Nachrichten gezeigt, damit die Nation noch
einmal den Elfmetertöter Packie Bonner bejubeln kann. Statt der 18
Angelus-Glockenschläge um 12 und 18 Uhr wird für die Dauer der
Weltmeisterschaft „Put’em Under Pressure“, die Hymne der irischen Fans,
gespielt.
Das Nachrichtenprotal Waterford Whispers hat vorgeschlagen, sich mit alten
Pfund-Münzen sowie historischen Kartoffelchipstüten einzudecken, um das
damalige Glücksgefühl wieder aufleben zu lassen. Auf die korrupte
Fianna-Fáil-Regierung von 1990 kann man allerdings verzichten, auch wenn
die Klotzköpfe beantragt haben, während der Halbzeitpause als Boygroup
aufzutreten.
18 Jun 2018
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
## TAGS
Frauen-WM 2019
Panini
Irland
Irland
Upskirting
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Irland
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Schwerpunkt Abtreibung
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