# taz.de -- Champions-League-Finale in Kiew: Bittere Niederlage für Wolfsburg | |
> Jubel bei den Spielerinnen von Olympique Lyon. In der Verlängerung | |
> mussten die Frauen des VfL innerhalb von sieben Minuten drei Treffer | |
> hinnehmen. | |
Bild: Lyons Torfrau Sarah Bouhaddi nach dem 4:1-Sieg gegen Wolfsburg | |
KIEW taz | Für ihre Grätschen ist Alexandra Popp bislang immer sehr | |
geschätzt worden. Mit ihrem beherzten Auftreten auf dem Platz hat sie dem | |
VfL Wolfsburg und der deutschen Nationalmannschaft schon oft aus großer Not | |
geholfen. Aber am späten Donnerstagabend im kleinen, schmucken | |
Valery-Lobanovski-Stadion von Kiew, als das Champions-League-Finale | |
verlängert werden musste, war eine Grätsche von Popp der entscheidende | |
Ausgangspunkt für eine letztlich klare 1:4-Niederlage gegen Lyon. | |
In der 67. Minute hatte Popp noch mit einer Grätsche geglänzt. Sie | |
sprintete zurück und rutschte der Ausnahmespielerin Amadine Henry von | |
Olympique Lyon in die Parade und verhinderte mit dem weggespitzelten Ball | |
eine gute Torchance. So was nennt man im Fußball gern ein Zeichen mit | |
Signalwirkung. In der Tat kämpfte sich das Wolfsburger Team auch dank | |
solcher ermutigenden Aktionen gegen die favorisierten Französinnen bis in | |
die Verlängerung. Der recht glückliche, abgefälschte Führungstreffer von | |
Pernille Harder (93.) schien in dieser wankelmütigen Partie dann ein | |
weiteres Zeichen zu sein, dass das Schicksal es letztlich gut meint mit den | |
Wolfsburgerinnen. | |
Doch drei Minuten später setzte Popp fern von jeglicher Gefahrenzone an der | |
Außenlinie im Mittelfeld zu einer Grätsche an, welche die Partie völlig aus | |
den Angeln hob. Denn die tschechische Schiedsrichterin Jana Adámková | |
verwies die 27-Jährige mit einer gelb-roten Karte zu Recht vom Platz. | |
Dieses Mal hatte sie in dem unnötigen Zweikampf vor allem Henry und weniger | |
den Ball getroffen. | |
Es war ein unerklärlicher Moment des Kontrollverlusts mit bemerkenswert | |
verheerenden Folgeschäden. Zack, zack, zack, sieben Minuten später hatte | |
Olympique den 0:1-Rückstand in eine 3:1-Führung umgewandelt. Deutlicher | |
hätte Olympique Lyon nicht demonstrieren können, dass es gegen die | |
Großmacht des europäischen Frauenfußballs eines perfekten Spiels bedarf. | |
Der erste klare Fehler hatte die Demontage der Wolfsburgerinnen zur Folge. | |
Am Ende feierten die Französinnen im lila Glitterregen der Uefa einen 4:1 | |
Finalerfolg. Es ist nun schon bereits der dritte Champions-League-Sieg in | |
Folge. | |
Alexandra Popp sah das Unheil schon gleich beim Platzverweis kommen: „Mein | |
erster Gedanke war: Scheiße, diese Karte ist echt zu früh. Ich muss mich | |
bei der Mannschaft entschuldigen, weil ich sie mit dem Platzverweis in de | |
Bredoullie gebracht habe.“ | |
Auch wenn im Teamsportarten individuelle Schuldzuweisungen verpönt sind, | |
aber in der Analyse konnten auch die Teamkolleginnen die zentrale Bedeutung | |
dieser Aktion nicht kleinreden. | |
## Löcher in der Abwehr | |
Es war zu offensichtlich, wie das deutsche Team in Unterzahl insbesondere | |
durch die eingewechselten pfeilschnellen Außenspielerinnen Delphine | |
Cascarino und Shanice van de Sanden auseinandergenommen wurde. Insbesondere | |
die Niederländerin van de Sanden – schon bei der Europameisterschaft mit | |
Abstand die sprintstärkste Spielerin – nutze die Räume und bereitete drei | |
Treffer vor. Lena Goessling sagte: „Wir konnten die Löcher nicht mehr | |
schließen. Lyon hat Weltklassespielerinnen. Das ging dann alles wahnsinnnig | |
schnell.“ | |
Popp streute sich vor den Mikrophonen und Kameras weiter fleißig Asche über | |
ihr Haupt. „Mit meinem Ding, kam die Kehrtwende. Das ist einfach | |
beschissen.“ Aus der Perspektive der Siegerinnen fiel die Bilanz natürlich | |
etwas poetischer aus. Amadine Henry erklärte: „Ich habe noch nie in einem | |
Spiel wie diesem gestanden mit so vielen Wendungen und Überraschungen. | |
Natürlich bin ich glücklich und ich werde die Erinnerungen wie einen Schatz | |
hüten.“ | |
Wolfsburgs Sportdirektor Ralf Kellermann erinnerte sich wiederum an die | |
beiden letzten Endspiele gegen Lyon in der Königsklasse 2013 und 2016 und | |
kam an diesem Abend doch noch zu einem recht versöhnlichen Fazit: „Wir sind | |
wieder aus meiner Sicht ein Stückchen herangerückt an Lyon und können | |
positiv in die Zukunft blicken.“ Man habe deutlich mehr Ballbesitz gehabt | |
und hätte mit den frühzeitigen verletzungsbedingten Auswechslungen den | |
Verlust von viel Qualität kompensieren müssen. | |
Allerdings sollte man sich auch nicht zu sehr auf den derzeitigen | |
Dauergewinner Olympique Lyon fixieren. Die englischen Klubs waren in diesem | |
Halbfinale bereits mit zwei potenten Klubs (Chelsea und Manchester City) | |
vertreten. In Zukunft will man dort noch mehr Geld investieren. Darauf | |
angesprochen sagte Trainer Stephan Lerch: „Gerade deshalb ist es schade, | |
dass wir heute unsere Chance nicht genutzt haben.“ | |
25 May 2018 | |
## AUTOREN | |
Johannes Kopp | |
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